Wirtschaft

"Wir haben verstanden" VW schwenkt um auf Elektro-Autos

Epochale Ankündigung im deutschen Autobau: "Das ist keine unverbindliche Absichtserklärung", sagt VW-Chef Matthias Müller, "sondern eine Selbstverpflichtung, an der wir uns ab heute messen lassen."

Epochale Ankündigung im deutschen Autobau: "Das ist keine unverbindliche Absichtserklärung", sagt VW-Chef Matthias Müller, "sondern eine Selbstverpflichtung, an der wir uns ab heute messen lassen."

(Foto: AP)

Europas größter Autokonzern kündigt einen Kurswechsel an: Volkswagen will massiv in die Elektromobilität investieren, wie VW-Chef Müller zum Start der Automesse IAA erklärt. Für jedes Fahrzeug der Modellpalette soll es mindestens auch eine E-Variante geben.

Nach Daimler und BMW gibt auch Volkswagen bei der Elektromobilität Gas: Volkswagen will seine Investitionen in die Elektromobilität bis 2030 auf 20 Milliarden Euro hochfahren. Bis zum Jahr 2025 sollen die verschiedenen Konzernmarken insgesamt mehr als 80 neue Autos mit E-Motor auf den Markt bringen, kündigte VW-Chef Matthias Müller vor Beginn der Automesse IAA in Frankfurt an.

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Unter diesen 80 neuen Modellen sollen sich demnach rund 50 reine E-Autos und 30 Plug-in-Hybride befinden, sagte Müller. "Wir haben verstanden, und wir werden liefern", erklärte der VW-Vorstandsvorsitzende. "Das ist keine unverbindliche Absichtserklärung, sondern eine Selbstverpflichtung, an der wir uns ab heute messen lassen."

Bis 2030 alle auch elektrisch

Die neue Strategie ist offenbar eine Folge des Diesel-Skandals, der den Wolfsburger Konzern in eine schwere Krise gestürzt hatte. Bis 2030 soll es nach Müllers Worten für jedes der weltweit rund 300 Modelle des Konzerns in allen Fahrzeugklassen und -segmenten mindestens eine elektrifizierte Variante geben.

Die Neuausrichtung des Wolfsburger Autobauers folgt einer "Roadmap E" genannten Strategie. Laut VW handelt es sich dabei um die umfassendste Elektrifizierungsoffensive in der weltweiten Autoindustrie. Bis 2025 soll etwa jedes vierte neue Auto des Konzerns rein batterieelektrisch angetrieben sein - was zugleich bedeutet, dass die mit Diesel und Benzin angetriebenen Verbrenner weiterhin eine wichtige Rolle spielen sollen.

Diesel als "Brücke"

Volkswagen setzt damit trotz der kritischen Debatte um den Dieselmotor weiter auf den Selbstzünder. Ohne effiziente und saubere Diesel der neuesten Generation würden die Klimaziele nicht erreicht werden, sagte Müller. "Mit den Fahrzeugen von heute verdienen wir das Geld für die Milliardeninvestitionen der Zukunft."

Die Motorenentwickler arbeiteten deshalb an der nächsten Generation für die Zeit ab 2019. Der moderne Verbrennungsmotor werde unverändert als "Brücke in das emissionsfreie Zeitalter" benötigt, betonte der Konzernchef. Unter der Führung von Audi arbeite der Konzern aber auch daran, die Brennstoffzellentechnologie "in Richtung Marktreife" zu entwickeln.

Wer liefert die Batterien?

Einfach wird die strategische Neuausrichtung auf die Elektromobilität nicht: Um die geplante Menge an Elektroautos mit Akkus ausstatten zu können, benötigt Volkswagen bis 2025 eine Batteriekapazität von mehr als 150 Gigawattstunden pro Jahr. Dafür habe man eines der größten Beschaffungsvolumen in der Geschichte der Industrie ausgeschrieben, erklärte Müller. Seinen Angaben zufolge umfasst das Bündel aus Großaufträgen insgesamt eine Summe von mehr als 50 Milliarden Euro.

Wer die Batterien für die neuen E-VWs liefern soll, ist noch offen: Volkswagen suche dafür noch Partner in China, Europa und Nordamerika, heißt es. Der jährliche Bedarf entspreche der Jahreskapazität von mindestens vier "Gigafactories" für Batteriezellen.

"Finanziell gelitten"

"Wir werden die Revolution in unserer Industrie anführen", versprach der Volkswagen-Chef. Ursprünglich hatten sich die Wolfsburger vorgenommen, bis 2025 mehr als 30 Elektrofahrzeuge auf die Straße zu bringen. Das von Müller nun angehobene Ziel entspricht fast einer Verdreifachung dieser Zahl. Die Investitionen in die E-Mobilität werden etwa verdoppelt.

Müller sagte, der Konzern sei trotz der Lasten aus der Dieselkrise in der Lage, die Investitionen in die Elektromobilität zu stemmen. "Obwohl wir in den letzten zwei Jahren durch die Dieselaffäre finanziell gelitten haben, sind wir solide aufgestellt", erklärte er. Ein Verkauf von Randbereichen sei dafür nicht nötig.

Alle großen Autobauer bringen in den nächsten Jahren neue Elektroautos auf die Straße, um die Klimavorgaben zu erfüllen. Der Druck hat sich nicht zuletzt durch die Dieselkrise erhöht, weil die Kundschaft einen Bogen um Autos mit Selbstzünder macht. Zudem gibt es in mehreren Ländern wie etwa China Überlegungen, in einigen Jahrzehnten keine Verbrennungsmotoren mehr zuzulassen.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa/rts

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