Wirtschaft

Porsche-Chef im Vorstand VW organisiert sich neu

In Wolfsburg werden die Weichen für die Zukunft gestellt.

In Wolfsburg werden die Weichen für die Zukunft gestellt.

(Foto: dpa)

Umsatzmäßig reicht Volkswagen an die Wirtschaftskraft von Finnland heran. Im vergangenen Jahr verzeichnen die Wolfsburger einen ordentlichen Gewinnanstieg. Allerdings enttäuscht der Ausblick. 2015 soll ein Jahr des Umbaus werden.

Mit einem Rekordgewinn im Rücken treibt Volkswagen den Umbau seiner Führungsstruktur voran. Der Aufsichtsrat bestellte Porsche-Chef Matthias Müller in den Konzernvorstand und ebnete damit den Weg für eine umfassende Neuorganisation.

VW Vorzüge
VW Vorzüge 120,10

Der Betriebsgewinn des größten europäischen Autokonzerns kletterte im abgelaufenen Jahr um rund neun Prozent auf 12,7 Milliarden Euro, etwas mehr als von Analysten erwartet. Der Umsatz des Zwölf-Marken-Konzerns stieg erstmals über die Marke von 200 Milliarden Euro, was fast an die Wirtschaftskraft von Finnland heranreicht. Für dieses Jahr äußerte sich Finanzchef Hans Dieter Pötsch allerdings zurückhaltend. "Angesichts gedämpfter Wachstumsaussichten in Regionen außerhalb Chinas wird 2015 sicher kein Selbstläufer."

Während des rasanten Wachstums der zurückliegenden Jahre hat Volkswagen weltweit mittlerweile nahezu 600.000 Beschäftigte. Allerdings haben es die Wolfsburger nach Überzeugung von Experten versäumt, sich um das Zusammenspiel der in ihm schlummernden Kräfte zu kümmern. Dies soll sich nun durch eine bessere Koordination ändern.

Erwartet wird, dass Müller das Baukastensystem für Sportwagen überwachen soll, der im nächsten Jahr mit dem neuen Panamera startet. Insgesamt gibt es bei VW dann drei Baukästen: den Modularen Querbaukasten (MQB) für Fahrzeuge vom Golf bis zum Passat, den Längsbaukasten (MLB) für größere Wagen von Audi und den Sportbaukasten. Bei diesem technischen Prinzip können gleiche Bauteile über die Grenzen von Marken hinweg eingesetzt werden, wodurch die Kosten deutlich sinken.

Als künftiger Chef der Marke VW könnte Herbert Diess, der nun schon Anfang Juli von BMW nach Wolfsburg wechselt, im Vorstand auch für die Strategie von Skoda und Seat verantwortlich gemacht werden. Ursprünglich hatte BMW seinen Entwicklungschef erst drei Monate später ziehen lassen wollen.

Audi-Chef Rupert Stadler, der bereits in der obersten Führungsriege sitzt, würde die Oberklasse leiten. Entscheidungen über die künftige Führungsstruktur werden in den kommenden Wochen erwartet. Der frühere Daimler -Manager Andreas Renschler führt bereits seit Anfang Februar die Lkw-Sparte aus MAN und Scania, die ebenfalls an einer Gleichteilestrategie arbeiten.

"Der Laden läuft verdammt gut"

Von dem Baukastensystem für Pkw profitierte der Konzern bereits im abgelaufenen Jahr. "Der Laden läuft verdammt gut", sagte Frank Schwope von der NordLB. Das Baukastenssystem habe VW zu weiteren Einsparungen verholfen. Die Hauptmarke VW Pkw sei in der Lage, die Rendite sukzessive zu steigern, "auch wenn ich nicht daran glaube, dass sechs Prozent erreichbar sind", schränkte der Autoanalyst ein.

Der Nettogewinn des Konzerns schwoll 2014 sogar um 21 Prozent auf gut elf Milliarden Euro an. Dazu trug auch das starke China-Geschäft bei, das VW im Finanzergebnis verbucht. Die Dividende soll um je 80 Cent auf 4,80 Euro je Stamm- und 4,86 Euro je Vorzugsaktie erhöht werden. Hier hatten Analysten mehr erwartet. An der Börse sorgte zunächst für Enttäuschung, dass VW den Ausblick für das laufende Jahr vorsichtig formulierte. Die Aktie verlor am Dax-Ende zeitweise fast sechs Prozent an Wert, baute ihre Verluste später ab.

Finanzchef Pötsch sagte, die Auslieferungen sollten moderat steigen. Dennoch wolle Volkswagen bei Umsatz und Ergebnis erneut zulegen. Wie im Vorjahr stellte Pötsch für den Konzern eine operative Marge zwischen 5,5 und 6,5 Prozent in Aussicht. Allein im Pkw-Geschäft peilt VW eine Marge zwischen sechs und sieben Prozent an. Der Konzernumsatz soll um bis zu vier Prozent zulegen.

Angeschoben wurde das operative Ergebnis 2014 nach Meinung von Experten erneut von den beiden Premiumtöchtern Audi und Porsche, die zusammen fast zwei Drittel des Gewinns einfahren. Dagegen schwächelt die Hauptmarke VW, bei der neben hohen Investitionen auch die Absatzprobleme in mehreren Regionen zu Buche schlagen. Konzernchef Martin Winterkorn hat deshalb ein Sparprogramm auf gelegt, um der Ertragskraft auf die Sprünge zu helfen. Die ersten Früchte der Sparbemühungen will Volkswagen im laufenden Jahr ernten.

Quelle: ntv.de, wne/rts

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