Wirtschaft

"Es gibt eine Kaufzurückhaltung" VW leidet unter Vertrauenskrise

Die Stimmung im Wolfsburger VW-Werk ist derzeit nicht so gut.

Die Stimmung im Wolfsburger VW-Werk ist derzeit nicht so gut.

(Foto: dpa)

Wie viele Kunden verabschieden sich im Abgas-Skandal von VW? Die Frage beschäftigt nicht nur das Management in Wolfsburg. Betriebsratschef Osterloh sorgt sich vor allem wegen falscher Angaben zum Spritverbrauch - und verlangt Opfer vom Vorstand.

VW Vorzüge
VW Vorzüge 121,95

Die falschen Angaben zum Spritverbrauch sind im Abgas-Skandal nach Einschätzung von Betriebsratschef Bernd Osterloh die größte Gefahr für die Verkäufe der Marke VW. "Das Thema CO2 hat eine Vertrauenskrise ausgelöst", sagte er. Für die Kunden seien die zu niedrig angegebenen CO2- und damit auch Spritverbrauchswerte bei 800.000 Autos des VW-Konzerns viel entscheidender als die Manipulationen beim Stickoxidausstoß, die zuerst bekannt geworden waren. "Es gibt eine Kaufzurückhaltung", sagte Osterloh.

Mit den erwarteten Verkaufsrückgängen hänge auch die Entscheidung zusammen, die Mitarbeiter des Wolfsburger Werks länger in den Urlaub zu schicken als üblich. "Wir wollen die Lager nicht zu voll fahren", sagte Osterloh. Die VW-Tochter Audi will die Werksferien nach Angaben eines Sprechers dagegen nicht verlängern.

Bereits im Oktober hatte die Marke Volkswagen mehr als fünf Prozent weniger Autos an die Kunden ausgeliefert als ein Jahr zuvor. In der Regel vergehen allerdings zwischen Bestellung und Auslieferung mehrere Wochen und Monate. Das dicke Ende könnte also noch kommen.

Üppige Bonuszahlungen fallen diesmal aus

Die rund 120.000 Mitarbeiter im Haustarifvertrag von Volkswagen müssen als Folge des Abgas-Skandals auf eine üppige Bonuszahlung verzichten. "Zehn Prozent von null ist null", so Osterloh. Normalerweise werden im Frühjahr zehn Prozent des operativen Gewinns der Pkw-Kernmarke auf die Haustarif-Beschäftigten aufgeteilt. Er erwarte aber im Gegenzug vom Vorstand, dass auch dessen Mitglieder bei ihren Bonuszahlungen deutlich zurückstecken, sagte Osterloh. Das Management habe eine "moralische Verpflichtung" gegenüber den Beschäftigten.

Für das Jahr 2014 hatte Volkswagen im vergangenen März rückwirkend je 5900 Euro Prämie an seine Haustarif-Mitarbeiter ausgeschüttet. Knapp 1500 Euro, die VW-Beschäftigte bereits als Abschlag für 2015 erhalten haben, müssten sie aber nicht zurückzahlen, sagte ein Konzernsprecher.

Für die Tarifverhandlungen im kommenden Jahr kündigte Osterloh bereits Gegenwehr an, wenn der Vorstand nicht auch an den eigenen Bezügen spare. Dann solle "bloß keiner auf die Idee kommen", dass die Belegschaft für die Abgaskrise zahle. Beim Sparen im Konzern kommt der Konzern dem Betriebsratschef zufolge voran. Der Betriebsrat hatte dem Vorstand Ende 2014 mehrere Ordner mit Sparvorschlägen übergeben. Von diesen Vorschlägen wolle der Vorstand bislang Einsparungen im Wert von 1,9 Milliarden Euro angehen. Aber in den Ordnern stecke Potenzial für Einsparungen deutlich über fünf Milliarden Euro.

Quelle: ntv.de, wne/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen