Wirtschaft

Durchbruch für UAW im US-Werk VW ebnet Weg für Gewerkschaften

Passat-Produktion in Chattanooga.

Passat-Produktion in Chattanooga.

(Foto: AP)

Bei Volkswagen in den USA könnte künftig die Autogewerkschaft UAW bei Tarifverhandlungen mit am Tisch sitzen. Der Konzern kündigte eine entsprechende "neue Politik" für sein US-Werk in Chattanooga an.

Volkswagen öffnet sein US-Werk in Chattanooga für eine gewerkschaftliche Vertretung der Mitarbeiter. Der Konzern legte Regeln fest, unter denen eine Gewerkschaft die Interessen der Belegschaft wahrnehmen darf. Sie muss mindestens 45 Prozent der Beschäftigten hinter sich haben, um bestimmte Informationsrechte gegenüber dem Management geltend machen zu können.

"Wir anerkennen und akzeptieren, dass viele unserer Mitarbeiter ein Interesse an einer externen Repräsentanz haben", sagte Sebastian Patta, Personalchef des VW-Werks. Damit wird der Weg für die US-Automobilgewerkschaft UAW geebnet, die in dem Werk einen Betriebsrat nach deutschem Vorbild einrichten will. Bislang hatten die Wolfsburger sich aus dem Streit herausgehalten und es der IG Metall überlassen, sich für eine in den USA umstrittene Arbeitnehmervertretung in der Fabrik einzusetzen.

Der Betriebsrat begrüßte die Regelung: "Damit wird endlich ein normales Miteinander, wie wir es an allen weltweiten Standorten zwischen Gewerkschaften und unserem Unternehmen haben, möglich", sagte Frank Patta, Generalsekretär des Welt-Konzernbetriebsrates von Volkswagen. Er gehe davon aus, dass VW zeitnah die Anzahl der UAW-Mitglieder in dem Werk prüfe und die Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft beginne. Den Organisationsgrad soll ein externer Experte ermitteln.

Im Frühjahr hatte es eine knappe Mehrheit der Beschäftigten in dem Werk im US-Bundesstaat Tennessee abgelehnt, sich von der UAW vertreten zu lassen. Daraufhin kündigte die in der US-Autobranche einflussreiche Gewerkschaft einen neuen Anlauf an. Sie gründete eine örtliche Vertretung (Local 42) und warb Mitglieder, um von Volkswagen als Tarifpartner anerkannt zu werden. Im September hatten die IG Metall und der Weltbetriebsrat von Volkswagen der UAW Rückendeckung dafür zugesichert. Chattanooga ist bislang das einzige VW-Werk weltweit ohne gewerkschaftlichen Schutz und Arbeitnehmervertretung.

Großes Streitthema in Amerikas Süden

In der Fabrik rollt der US-Passat vom Band. Ende 2016 will VW dort zudem einen großen Geländewagen an den Start bringen, um sein schleppendes Amerika-Geschäft anzukurbeln. VW hat in den USA mit sinkendem Absatz zu kämpfen, weil sich der eigens für den nordamerikanischen Markt entwickelte Passat nicht mehr so gut verkauft. Bis Oktober schrumpften die Auslieferungen um zwölf Prozent, während der US-Markt insgesamt zulegte.

Das Vorhaben, in Chattanooga einen Betriebsrat einzurichten, war auf erbitterten Widerstand der örtlichen Republikaner und konservativer Gruppen gestoßen. Sie hatten gewarnt, das werde Arbeitsplätze kosten und das Wirtschaftswachstum in Tennessee drücken. Daraufhin warf US-Präsident Barack Obama den Republikanern einen Angriff auf Arbeitnehmerrechte vor.

Die UAW-Gegner befürchten, dass Chattanooga zum Einfallstor für die Gewerkschaft in den Südstaaten wird, die bislang damit werben, gewerkschaftsfrei zu sein. Auch bei Mercedes in Tuscaloosa (Alabama) bereitet die UAW die Gründung einer Arbeitnehmervertretung vor und wird dabei vom deutschen Betriebsrat und der IG Metall unterstützt.

Quelle: ntv.de, wne/rts

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