Wirtschaft

Bericht über Vertuschungsversuch VW-Mitarbeiter sollen Daten gelöscht haben

Im Abgasskandal betont Volkswagen stets, dass die Führungsmannschaft nichts von den Manipulationen gewusst habe. Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wecken Zweifel.

Wochen vor dem offiziellen Eingeständnis, bei Millionen von Diesel-Pkw die Abgasmessungen manipuliert zu haben, wurden VW-Mitarbeiter angeblich angehalten, sensible Daten zu löschen. Das berichtet der NDR unter Berufung auf die ermittelnde Staatsanwaltschaft. Demnach sagten mehrere Mitarbeiter aus, der für Produktsicherheit in den USA zuständige Jurist des Konzerns habe ihnen "verklausuliert, aber deutlich" mitgeteilt, sie sollten belastendes Material von Firmenrechnern löschen und auf Speichersticks auslagern.

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Die Mitarbeiter führten die Anweisung dem Bericht zufolge zumindest teilweise aus. Die Daten hätten aber großteils wiederbeschafft werden können, da mehrere Beteiligte offenbar ihre Speichersticks den Ermittlern übergeben hätten. Ob wichtige Informationen fehlten, sei noch nicht abschließend geklärt.

Wenige Tage nach der Löschaktion, Ende August vergangenen Jahres, verfügte die VW-Rechtsabteilung einen sogenannten "Litigation Hold", das heißt eine Datensicherung zu der Unternehmen nach US-Recht verpflichtet sind, wenn sie mit juristischen Auseinandersetzungen rechnen müssen.

Klägeranwalt sieht sich bestätigt

Ein VW-Sprecher wollte sich auf dpa-Anfrage mit Hinweis auf die laufenden Untersuchungen nicht zu dem Bericht äußern. Die Enthüllung ist in mehrfacher Hinsicht brisant für Volkswagen. Sie legt den Verdacht nahe, dass die Verantwortlichen zumindest ahnten, in welche Schwierigkeiten das Unternehmen geraten würde, als sie die Löschaktion starteten. Statt aber, wie in einer solchen Situation rechtlich gefordert, den "Litigation Hold" zu verfügen, versuchten sie zunächst, Daten verschwinden zu lassen.

Zudem geht es in mehreren Prozessen derzeit um die Frage, ob Volkswagen die Öffentlichkeit und seine Anleger rechtzeitig über die Manipulationen informierte. Laut offizieller Darstellung hatte die Konzernführung vor dem 18. September, dass Volkswagen die Vorwürfe gegenüber den US-Behörden einräumte und der Abgasskandal öffentlich wurde, keine Kenntnis davon.

Einer der zentralen Zeugen für die VW-Version ist bislang laut NDR-Bericht dieselbe Führungskraft, die die Vertuschungsaktion geleitet haben soll. Anwalt Andreas Tilp, der zahlreiche VW-Aktionäre mit Schadensersatzforderungen von mehr als drei Milliarden Euro vertritt, sagte dem NDR, der Jurist sei nun offenbar "vom Zeugen von VW zum Zeugen für die Klägerseite" geworden.

Quelle: ntv.de, mbo

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