Wirtschaft

Festnahme in Miami VW-Manager bleibt in Haft

Der Dieselskandal kostet VW viele Milliarden.

Der Dieselskandal kostet VW viele Milliarden.

(Foto: REUTERS)

Der in Miami festgenomme VW-Manager kommt nicht auf freien Fuß. Ein Richter lehnt es ab, den Mann gegen Kaution aus dem Gefängnis zu lassen. Dem Manager wird vorgeworfen, er habe US-Behörden im Rahmen des Abgasskandals belogen.

Der in Florida wegen des Dieselskandals festgenommene VW-Manager kommt zunächst nicht frei. Ein Bundesrichter in Detroit wies seinen Antrag zurück, gegen Kaution das Gefängnis verlassen zu dürfen. Der früher mit Umweltfragen in den USA betraute Mitarbeiter ist einer von sechs VW-Führungskräften, denen ein Prozess im Rahmen des Abgasskandals droht. Er ist jedoch der einzige, der in den USA in Untersuchungshaft sitzt. Die anderen sollen sich in Deutschland aufhalten.

VW Vorzüge
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Der Mann war Anfang Januar auf dem Flughafen in Miami festgenommen worden. Er war dem FBI zufolge im Urlaub in Florida und wurde verhaftet, als er auf dem Weg nach Deutschland war. Die in dem Verfahren zuständige Bundesanwaltschaft in Detroit hatte auf eine rasche Überstellung gedrängt.

Volkswagen betont, keine aktiven oder früheren Konzernvorstandsmitglieder seien in den Betrug verstrickt gewesen. Als Urheber wurde auf Ingenieure verwiesen, deren Namen wegen der strafrechtlichen Ermittlungen nicht genannt wurden.

Doch das FBI sieht die Sache offenbar anders: Demnach haben Manager von Volkswagen wenige Monate vor dem Auffliegen der Affäre im Herbst die Verheimlichung der Abgas-Manipulationen abgesegnet. Der verhaftete VW-Mann gehörte laut Klageschrift zu einer Gruppe von Mitarbeitern, die das Management bei einem Treffen am 27. Juli 2015 über die Risiken des Betrugs informierten - und erklärten, die US-Behörden würden von der Manipulation nichts ahnen.

Ingenieur bietet sich als Kronzeuge an

Das FBI wirft der Klageschrift zufolge der damaligen VW-Führung vor, seitdem von der Existenz und dem Zweck der Manipulationseinrichtung zu wissen. "Statt für eine Offenlegung der Betrugssoftware gegenüber der US-Aufsicht einzutreten, genehmigte das VW-Management die weitere Verschleierung", schrieb das FBI in der am 30. Dezember in Detroit eingereichten Klage gegen den leitenden VW-Angestellten.

Solche Anschuldigungen sind zwar nicht gänzlich neu, doch diesmal stützt sich die US-Justiz auf die eidesstattliche Erklärung eines FBI-Agenten und Aussagen gleich mehrerer Konzern-Insider. Einer der Zeugen behauptet, er habe sich über die Vorgaben seiner Vorgesetzten hinweggesetzt, als er die Tricksereien letztlich gegenüber den US-Behörden einräumte.

Im September hatte sich bereits ein langjähriger VW-Ingenieur im Zuge einer ersten Strafanzeige im Abgas-Skandal schuldig erklärt und den Behörden zugesichert, im Rahmen eines Kronzeugen-Deals zu kooperieren. In den USA können Beklagte im Falle einer Verurteilung ihr Strafmaß deutlich senken, wenn sie mit ihren Aussagen zur Aufklärung beitragen. Laut Gerichtsdokumenten gibt es zwei weitere VW-Insider, die als Zeugen mit den Ermittlern zusammenarbeiten. Ihnen sei zugesichert worden, im Gegenzug nicht in den USA angeklagt zu werden.

Dem in Untersuchungshaft sitzenden Manager wird vorgeworfen, er sei an der massenhaften Fälschung von Abgaswerten bei Hunderttausenden Dieselwagen und der Irreführung der US-Behörden beteiligt gewesen. Konkret: Der Beschuldigte, ehemals Chef des für die Koordination mit den US-Behörden zuständigen Umwelt- und Ingenieursbüros von VW in den USA, soll die US-Umweltbehörden im Sommer 2015 belogen haben. Obwohl er von der Manipulation gewusst habe, habe er andere technische Gründe für die festgestellten höheren Schadstoffemissionen angeführt.

Im September 2015 hatte Volkswagen zugegeben, weltweit bei insgesamt elf Millionen Diesel-Fahrzeugen weltweit eine Software eingebaut zu haben, die die Abgase nur auf dem Prüfstand der Behörden so reinigte wie vorgeschrieben - nicht aber im Fahrbetrieb.

VW erzielt Vergleich

Derweil steuert Volkswagen bei der juristischen Aufarbeitung des Dieselskandals in den USA einem Ende entgegen. Die Wolfsburger plädierten vor dem Bezirksgericht in Detroit in allen drei Anklagepunkten auf schuldig - der Verschwörung zum Betrug, der Behinderung der Justiz sowie dem Verkauf von Waren unter falschen Angaben.

Damit schuf der Konzern die Voraussetzung dafür, dass der im Januar mit dem US-Justizministerium ausgehandelte Vergleich wirksam werden kann, in dem Volkswagen eine Geldstrafe von umgerechnet rund 4,1 Milliarden Euro akzeptiert. Das Urteil will Richter Sean Cox am 21. April verkünden.

Im vergangenen Jahr hatten VW und die Konzerntochter Audi bereits zwei zivilrechtliche Vergleiche mit Besitzern der fast 600.000 betroffenen Dieselautos sowie mit Händlern und Behörden über fast 17 Milliarden Dollar erzielt.

Quelle: ntv.de, mit rts

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