Wirtschaft

Posten im Aufsichtsratspräsidium VW-Machtzirkel will Katar nicht aufnehmen

"Es hat Gespräche gegeben."

"Es hat Gespräche gegeben."

(Foto: REUTERS)

Die Araber beißen auf Granit: Katar wird wohl keinen Zugang in das VW-Aufsichtsratspräsidium erhalten. Bei den Wolfsburgern besteht kein Interesse an der Erweiterung des Machtzentrums. Und kein Vertreter will seinen Platz zugunsten Katars räumen.

Der drittgrößte Volkswagen-Aktionär Katar stößt mit seinem Wunsch nach mehr Einfluss im Aufsichtsrat Eingeweihten zufolge auf erheblichen Widerstand. Das arabische Emirat, das zwei der insgesamt 20 Aufsichtsratsmitglieder stellt, fordere auch einen Sitz im Aufsichtsratspräsidium als innerstem Machtzirkel des Autokonzerns, sagten mehrere Insider. "Der Wunsch wurde geäußert. Es hat Gespräche gegeben", sagte einer der Insider. "Die Begeisterung, das Präsidium zu erweitern, ist gedämpft." Es gebe aber noch keine Entscheidung.

Im Aufsichtsratspräsidium, das alle zentralen Entscheidungen des Konzerns vorbereitet, sitzen bisher sechs Männer: Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch als Vorsitzender, Wolfgang Porsche als Sprecher der Eigentümerfamilie, Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, der das Land als zweitgrößten Aktionär vertritt, sowie drei Arbeitnehmervertreter: IG-Metall-Chef Jörg Hofmann, Betriebsratschef Bernd Osterloh und dessen Stellvertreter Stephan Wolf. Kein Vertreter sei bereit, seinen Platz für Katar zu räumen, sagte ein Eingeweihter.

Sollte Katar als Aktionär einen Sitz im Präsidium erhalten, müsste nach den Vorschriften auch ein weiterer Repräsentant der Arbeitnehmer aufgenommen werden. "Es gibt gewisse Vorbehalte unter den Vertretern im Präsidium, dass durch die Aufnahme zweier neuer Mitglieder die Entscheidungsfähigkeit des Gremiums geschwächt werden könnte", sagte ein Insider. Das Präsidium würde dadurch schwerfälliger, sagte auch ein anderer Insider. Zudem könne man bisher ohne Dolmetscher in deutscher Sprache konferieren.

Einer der Vertreter Katars ist der Chef von Qatar Airways, Akbar Al Baker, der als Freund des offenen Wortes gilt. Katar war vor einigen Jahren bei Volkswagen eingestiegen und hält 17 Prozent der Stimmrechte. Das Land Niedersachsen kommt auf 20 Prozent, die Familien Porsche und Piëch gemeinsam auf 52 Prozent.

Araber sollen für Frauenquote sorgen

Während Katar mit seinem Wunsch bei anderen einflussreichen Aufsichtsratsmitgliedern auf Ablehnung stößt, soll das Emirat ihnen aber aus der Patsche helfen: Nach dem Willen mehrerer Vertreter der Kapitalseite sollen die Araber dafür sorgen, dass das 20-köpfige Kontrollgremium die gesetzliche Frauenquote erfüllt, wie mehrere Eingeweihte sagten. Die Frage drängt, weil Aufsichtsratchef Pötsch von der Hauptversammlung am 22. Juni nur dann bestätigt werden darf, wenn auf der Kapitalseite zugleich eine weitere Frau in das Gremium gewählt wird.

Noch werde diskutiert, wer von den acht Männern der Kapitalseite Platz für eine Frau mache und wer dann nominiert werde, sagte ein Insider. Ein Rückzug eines der drei männlichen Familienvertreter, von Pötsch, von Ministerpräsident Weil oder Wirtschaftsminister Olaf Lies sei nicht absehbar. "Von den drei Granden wird niemand gehen. Pötsch ist gesetzt. Wenn einer der Regierungsvertreter zurücktritt, wäre das das falsche Signal."

Also herrsche unter deutschsprachigen Mitgliedern die Ansicht: "Es gibt die Möglichkeit, dass Katar eine Frau schickt." Das sei den Vertretern Katars bereits nahegelegt worden, sagten mehrere mit der Diskussion vertraute Personen. Geklärt werden solle dies in einer Aufsichtsratssitzung am 10. Mai. Volkswagen, der Aufsichtsrat, der Betriebsrat, Katar und das Land Niedersachsen lehnten Stellungnahmen ab.

Quelle: ntv.de, wne/rts

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