Wirtschaft

Führungsstreit bei Facebook-Klon VKontakte-Gründer Durow tritt zurück

Das kyrillische "B" entspricht dem lateinisch "V": Mit täglich rund 60 Millionen Besuchern nennt sich VKontakte "Europas größtes soziales Netzwerk".

Das kyrillische "B" entspricht dem lateinisch "V": Mit täglich rund 60 Millionen Besuchern nennt sich VKontakte "Europas größtes soziales Netzwerk".

(Foto: REUTERS)

Erst nennt der VKontakte-Gründer einen am 1. April erklärten Rücktritt einen Scherz, nun bestätigt er drei Wochen später tatsächlich seinen Abgang von Russlands wichtigstem Online-Netzwerk. Spielen die Geheimdienste eine Rolle?

Der größte russischsprachige Facebook-Konkurrent verliert seinen Chef: VKontakte-Gründer Pawel Durow gibt seinen Posten an der Spitze des sozialen Netzwerks auf. Der 29-Jährige schrieb auf seiner Profilseite, dass er entlassen worden sei. Schon zuvor hatte die Wirtschaftszeitung "Wedomosti" berichtet, dass Durow bereits am 21. März ein Rücktrittsschreiben eingereicht habe. Dieses sei nun nach einem Monat gültig geworden.

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Er hatte bereits am 1. April seinen Rückzug vom Chefposten verkündet, dies zwei Tage später aber für einen Aprilscherz erklärt. Zunächst übernehmen Vizechef Boris Dobrodejew und Interimsboss Dmitri Sergejew die Leitung des 2006 ins Leben gerufenen Netzwerks. Sie boten Durow eine Zusammenarbeit an.

Geheimdienstforderung abgelehnt

Schon länger tobte in der Führungsetage des Unternehmens ein Streit um die Kontrolle des Mediums. Im vergangenen Jahr hatte die Beteiligungsgesellschaft United Capital Partners (UCP) knapp 50 Prozent der Anteile von zwei Co-Gründern des Netzwerks erworben. IT-Experte Durow soll in der Folge zunehmend unzufriedener mit dem beabsichtigten Kurs von UCP geworden sein. Die UCP reichte ihrerseits Klage gegen Durow ein, da dieser angeblich seine Fürsorgepflichten verletzt habe, indem er parallel zu seiner Arbeit bei VKontakte den mobilen Messaging-Dienst Telegram entwickelte.

VKontake ("in Kontakt") bezeichnet sich selbst als "Europas größtes soziales Netzwerk". Die Seite gleicht in Erscheinungsbild und Funktionen stark ihrem US-Vorbild "Facebook" und wird vor allem in Russland, der Ukraine und anderen Staaten des ehemaligen Ostblocks genutzt. Dort besitzt sie auch eine in etwa vergleichbare Bedeutung wie Facebook in den USA oder Westeuropa. VKontakte behauptet, mit täglich rund 60 Millionen Besuchern das meistgenutzte Online-Netzwerk in Osteuropa zu sein.

Durow hatte kürzlich in einem Interview geklagt, der russische Inlandsgeheimdienst FSB habe von VKontakte mit seinen angeblich 200 Millionen registrierten Nutzern die Herausgabe von Daten prowestlicher Aktivisten in der Ukraine verlangt. Er habe dies abgelehnt, daraufhin aber seinen Unternehmensanteil in Höhe von zwölf Prozent verkaufen müssen, so der Geschäftsmann.

Bereits bei den Massenprotesten in Russland im Jahr 2011 und 2012 spielte VKontakte eine wichtige Rolle indem es dabei half, den Unmut vieler Nutzer über die Regierung auf die Straße zu tragen.

Quelle: ntv.de, bwe/dpa/DJ

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