Wirtschaft

Attacke auf dem Mobilfunkmarkt United Internet will Drillisch schlucken

Seit mehr als einem Jahr mischt United Internet bei Drillisch mit. Nun will der Internet- und Telekomkonzern seine Beteiligung am TecDax-Unternehmen aufstocken. Gemeinsam wollen beide Konzerne die drei großen Mobilfunkanbieter angreifen.

Der Internet- und Telekomkonzern United Internet will den kleineren Mobilfunkanbieter Drillisch schlucken und damit den drei großen deutschen Telefongesellschaften Paroli bieten. Dazu bringt er die Mobilfunk- und Festnetz-Tochter 1&1 Telecommunication für 5,85 Milliarden Euro bei Drillisch ein und übernimmt im Gegenzug in zwei Schritten die Mehrheit an dem Unternehmen aus Maintal bei Frankfurt. Daraus solle neben der Telekom, Vodafone und Telefonica "eine starke vierte Kraft im deutschen Telekommunikationsmarkt" entstehen, teilten beide Unternehmen mit. Zu Drillisch gehören Marken wie smartmobil.de, yourfone und simply.

United Internet war vor mehr als einem Jahr mit 20,1 Prozent bei Drillisch eingestiegen. Nun soll die Beteiligung über zwei Kapitalerhöhungen auf 72,7 Prozent steigen. Geld fließt dabei nicht. Die Aktionäre von Drillisch erhalten ein Übernahmeangebot von 50 Euro je Aktie, das nur drei Prozent über dem Schlusskurs vom Donnerstag liegt. Drillisch solle aber an der Börse notiert bleiben. Im Frankfurter Frühhandel zogen Drillisch-Aktien um rund sechs Prozent auf 51,50 Euro an, die Aktien von United Internet stiegen um drei Prozent.

Die Führung der künftigen Tochtergesellschaft übernimmt United-Internet-Gründer Ralph Dommermuth selbst, der bisherige Drillisch-Chef Vlasios Choulidis wechselt in den Aufsichtsrat. "Mit dem Zusammenschluss von 1&1 Telecommunication und Drillisch formen wir einen leistungsfähigen Telekommunikations-Komplettanbieter unter dem Dach von United Internet", erklärte Dommermuth. Beide zusammen haben nach eigenen Angaben mehr als zwölf Millionen Kundenverträge und kommen auf einen Umsatz von mehr als 3,2 Milliarden Euro. 1&1 hat 8,7 Millionen Telefon- und Mobilfunk-Kunden unter Vertrag, Drillisch steuert 3,62 Millionen Handy-Kunden bei. Das Großkunden-Geschäft von 1&1 bleibt dabei außen vor.

Komplexer Fusionsprozess

United Internet will seine Sparte 1&1 bei Drillisch einbringen und so die Mehrheit an dem TecDax-Unternehmen erwerben.

United Internet will seine Sparte 1&1 bei Drillisch einbringen und so die Mehrheit an dem TecDax-Unternehmen erwerben.

(Foto: picture alliance / Thomas Frey/d)

Drillisch ist für United Internet vor allem wegen seines langfristigen Zugangs zum Mobilfunknetz von Telefonica in Deutschland attraktiv. Unter anderem dadurch erwartet United Internet Synergieeffekte von 150 Millionen Euro im Jahr bis 2020. Fünf Jahre später sollen diese sogar auf 250 Millionen Euro steigen. Die Integration soll zunächst aber rund 50 Millionen Euro kosten.

Drillisch-Chef Choulidis erklärte: "Wir führen unser Unternehmen damit in eine völlig neue Dimension." Drillisch werde seinen Umsatz damit etwa verfünffachen.

Technisch ist die Abwicklung der Fusion komplex. Im ersten Schritt stockt United Internet seinen Drillisch-Anteil auf gut 30 Prozent auf. Für den größten Teil der Transaktion braucht Drillisch die Zustimmung von 75 Prozent der Aktionäre. Sie sollen am 25. Juli auf einer Hauptversammlung eine Verdreifachung des Kapitals beschließen. Die neuen Aktien gehen an United Internet, das im Gegenzug seine Telekommunikations-Tochter komplett bei Drillisch einbringt.

Quelle: ntv.de, cri/rts

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