Wirtschaft

"Das ist der Skandal" Unilever-Betriebsrat fürchtet Kahlschlag

Massives Sparprogramm: Innerhalb von drei Jahren sollen die Kosten für Unilever um sechs Milliarden Euro sinken.

Massives Sparprogramm: Innerhalb von drei Jahren sollen die Kosten für Unilever um sechs Milliarden Euro sinken.

(Foto: dpa)

Anders als befürchtet verkündet die Konzernleitung von Unilever keinen Stellenabbau - und dennoch bleiben Zweifel, dass sich das strikte Sparprogramm womöglich doch noch auf die Personalstärke niederschlägt. Der Betriebsrat fordert deutlich mehr Transparenz.

Nach den Betriebsversammlungen an den deutschen Unilever-Standorten wollen Geschäftsführung und Arbeitnehmer über die zukünftige Aufstellung des Unternehmens verhandeln. Das sei eine der Forderungen der Arbeitnehmervertreter gewesen, sagte Hermann Soggeberg, der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats, im Anschluss an die Versammlung in der deutschen Unilever-Zentrale in Hamburg. "Wir wollten etwas Druck rausnehmen."

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Betriebsräte und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hatten im Vorfeld der Betriebsversammlungen die Befürchtung geäußert, dass in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH) bis zu 1000 Unilever-Arbeitsplätze verloren gehen könnten - durch Standortschließungen, Verkäufe und Auslagerung. Das Unternehmen hatte das als "reine Spekulation" bezeichnet. Produktion und Logistik würden auf den Prüfstand gestellt, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Ziel der Arbeitnehmer ist, dass alle DACH-Standorte erhalten bleiben und kein Arbeitsplatz verloren geht. Soggeberg ließ gleichzeitig durchblicken, dass er weiterhin mit einem massiven Arbeitsplatzabbau bei Unilever rechnet. Der Konzern erklärte, die Gespräche würden ergebnisoffen geführt. Ergebnisse sollen im Oktober vorliegen.

Rückzug aus Margarine-Geschäft

Unilever hatte im Februar einen Übernahmeversuch des Konkurrenten Kraft Heinz abgewehrt und daraufhin ein Programm zu Verbesserung der Effizienz und Profitabilität aufgelegt. Unter anderem sollen die Kosten innerhalb von drei Jahren um sechs Milliarden Euro sinken und die operative Marge von 16,4 auf 20 Prozent steigen. Vom Margarine-Geschäft will sich Unilever trennen. "Das ist der Skandal: Es geht nicht um die Abwendung einer Insolvenz, sondern nur um die Steigerung des Gewinns auf Kosten der Arbeitnehmer", sagte Soggeberg.

Der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann, der ebenso wie Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries von der SPD an der Betriebsversammlung in Hamburg teilnahm, forderte mehr Mitbestimmungsrechte für die Arbeitnehmer in Tochtergesellschaften multinationaler Konzerne. Die deutsche Unilever-Geschäftsführung habe nicht immer vollständig informiert gewirkt über die Pläne der Konzernleitung in Amsterdam und London.

Quelle: ntv.de, jug/dpa

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