Wirtschaft

Nach abgeblasener Übernahme Unilever-Aktie bleibt das Ärgste erspart

Das Angebot ist groß: In der Lebensmittelbranche dürfte die Fusions-Fantasie anhalten.

Das Angebot ist groß: In der Lebensmittelbranche dürfte die Fusions-Fantasie anhalten.

(Foto: dpa)

Erwartet steil nach unten geht es mit der Unilever-Aktie, nachdem Kraft Heinz sein Milliarden-Angebot zurückgezogen hat. Dennoch kann das Papier einen Teil seiner Freitags-Gewinne halten. Analysten glauben, die Gründe zu kennen.

Zunächst lief es für die Unilever-Aktie wie befürchtet: Nachdem Kraft Heinz die143-Milliarden-Dollar-Offerte für Unilever am Wochenende zurückgezogen hatte, brach die Aktie des britisch-niederländischen Verbrauchsgüterkonzerns zu Handelsbeginn an der Londoner Börse ein. Um bis zu 8,1 Prozent ging es auf 41,18 Euro nach unten, danach erholte sich die Aktie jedoch wieder etwas.

In Mitleidenschaft gezogen wurde die gesamte Branche der so genannten Verbrauchsgüter des täglichen Bedarfs. So auch die Aktion der Dax-Konzerne Beiersdorf und Henkel, die gegen den Markttrend zwischen 1,5 Prozent und 0,8 Prozent einbüßten. Der Sektorenindex verlor 1,6 Prozent, der Branchenindex der Nahrungsmittel- und Getränke-Aktien gab um 0,3 Prozent nach.

Allerdings fiel für das Minus für das Unilever-Papier moderat aus im Vergleich zum Kurssprung vom Freitag, den das Bekanntwerden der Übernahmeabsichten von Kraft Heinz ausgelöst hatte. Die Aktie war um 13 Prozent in die Höhe geschossen, nachdem sie bei 39,58 Euro gestartet waren. Die Unilever-Aktie konnte somit einen Teil dieser Gewinne halten.

"Bei Unilever haben nach der ersten Verkaufswelle schon wieder Käufe eingesetzt", sagte ein Händler. Dies sei auf die Fantasie zurückzuführen, dass zwar kein neues Angebot binnen sechs Monaten nach britischem Börsenrecht abgegeben werden könne, jedoch Verhandlungen durchaus stattfinden dürfen. Dies unterstrichen auch die Analysten von Bryan Garnier.

Analyst: Unilever nicht teuer

Zudem seien Unilever nicht teuer im Sektor, betonten die Analysten von S&P Global. Sie erhöhten ihre Schätzung für den Gewinn je Aktie auf 2,03 nach 1,91 Euro. Grund sei ihr zunehmender Optimismus für den Erfolg von Unilever in den Schwellenländern in diesem Jahr, so die Begründung.

Bei der Citigroup sieht man nach dem "freundschaftlichen Rückzug" des Übernahmeangebots von Kraft Heinz nicht jede Übernahmephantasie aus dem Sektor gewichen. Die gemeinsame Pressekonferenz der Konzerne schließe ein feindliches Übernahmegebot erst einmal aus, doch lasse die vorsichtige Wortwahl Spielraum für künftige Kooperationen.

Sollten sich Unilever und Kraft Heinz nicht über eine Kooperation einigen, dürfte am Markt die Frage gespielt werden, wer als nächstes Übernahmeziel in Frage komme. Immerhin sei Kraft Heinz bereit gewesen, eine Summe von 143 Milliarden Dollar zu investieren. Alle europäischen Lebensmittelhersteller mit einer Marktkapitalisierung von unter 140 Milliarden Dollar und ohne schützenden Anteilseigner dürften sich bemüßigt fühlen, ihre Portfolios und Kostenstrukturen entsprechend anzupassen, um einem ungewollten Übernahmegebot zu entgehen.

Quelle: ntv.de, kst/DJ

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