Wirtschaft

Letzte Lufthansa-Bastion fällt Ryanair startet die Revolution

Kein Schutzgebiet mehr für den Kranich: Ryanair fliegt ab sofort auch von Frankfurt am Main.

Kein Schutzgebiet mehr für den Kranich: Ryanair fliegt ab sofort auch von Frankfurt am Main.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Lufthansa befördert bislang zwei von drei Passagieren an Deutschlands größtem Flughafen. Billigflieger waren für das Geschäft mit Business- und Fernreisenden bislang keine Gefahr. Doch ab sofort gelten andere Spielregeln.

Als der Flug FR 4140 um 7:09 Uhr an diesem Dienstag in Frankfurt am Main abhebt, startet mehr als ein gewöhnlicher Urlaubsflug nach Palma de Mallorca. Für Deutschlands größten Flughafen beginnt an diesem Morgen mit 19 Minuten Verspätung eine Zeitenwende: Ryanair, Europas aggressivste Billig-Airline, nimmt ihren Flugbetrieb in Frankfurt auf. Nachdem die irische Fluglinie Lufthansa im vergangenen Jahr bereits Europas größten Carrier abgelöst hatte, greift sie nun den deutschen Platzhirsch und dessen Heimatdrehkreuz an.

Zunächst startet Ryanair mit zwei Maschinen zu vier Zielen von Frankfurt aus: Palma, Malaga, Faro und Alicante. Doch das ist nur der erste Schritt. In diesem Herbst sollen bereits fünf weitere Flugzeuge dazukommen. Langfristig könnte er bis zu 20 Maschinen in Frankfurt stationieren, kündigte Ryanair-Chef Michael O'Leary an. Und die sollen nicht nur Urlauber in den Süden bringen, sondern auch Geschäftsreisende und Pendler in Europas Hauptstädte und Wirtschaftsmetropolen - Lufthansas Kerngeschäft.

Dieses Geschäft war lange vom aggressiven Preiswettbewerb der Billigflieger verschont geblieben, da Ryanair, EasyJet & Co. von den hohen Gebühren der großen Drehkreuze abgeschreckt wurden und sich auf günstigere Flughäfen konzentrierten. Doch diese Zeiten sind nun endgültig vorbei. 9,99 Euro haben die Passagiere für die günstigsten Tickets von Frankfurt aus gezahlt, wobei diese laut O'Leary von Beginn an kostendeckend sein sollen. Das ist nur möglich, weil der bislang als teuer geltende Flughafen Frankfurt seine Gebühren für Ryanair gesenkt hat.

"Wir müssen uns bewegen, da wir in den vorigen Jahren Passagiere, die Low Cost fliegen, an die Flughäfen Köln/Bonn oder Stuttgart verloren haben", stellte der Chef von Frankfurts Flughafengesellschaft Fraport, Stefan Schulte, fest und lockte Ryanair mit einem kräftigen Rabatt und weiteren Zusagen.

Gefahr auch auf der Langstrecke

Damit nahm Schulte in Kauf, den bisherigen Großkunden Lufthansa, der bislang rund zwei Drittel der Fluggäste in Frankfurt befördert, zu verärgern. Der Konzern drohte sogar mit Klage gegen die Rabatte, der Streit konnte bislang nicht beigelegt werden. Doch ohne Billigflieger, allein mit Premiumkunden wie denen der Lufthansa, kann Frankfurt offenbar kein Wachstum mehr erzielen. Im vergangenen Jahr ging die Passagierzahl auf dem Flughafen entgegen dem europaweiten Trend sogar zurück.

Das soll sich nun ändern. O'Leary spricht von bis zu zehn Millionen Fluggästen, die er allein mit Ryanair zusätzlich nach Frankfurt holen will. Doch das ist nur ein Teil der Revolution. Weitere Billigflieger folgen - auch der von Lufthansa selbst. Lange hatte der Konzern ausgeschlossen, sich selbst mit der eigenen Billiglinie Eurowings am Heimatdrehkreuz in Frankfurt Konkurrenz zu machen. Doch diese Position ist nun nicht mehr haltbar. Ab 2018 soll Eurowings den Preiskampf mit Ryanair von Frankfurt an aufnehmen.

Die Rückzugsräume für das Premiumgeschäft der Lufthansa vor der Billigkonkurrenz schwinden damit rapide. Selbst die Langstrecken, auf der die Low-Cost-Carrier die zentralen Vorteile ihres Konzepts kaum ausspielen können, sind nicht mehr sicher. Ab Mai dieses Jahres will etwa Norwegian Air Interkontinentalflüge in die USA anbieten. Ryanair-Boss O'Leary hat bereits laut darüber nachgedacht, mit seiner Flotte Zubringer-Flüge - etwa von Frankfurt aus - dazu anzubieten.

Quelle: ntv.de

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