Wirtschaft

Zinsschritt bereits im März? US-Notenbanker senden eindeutige Signale

Gibt ihre ablehnende Haltung auf: Lael Brainard signalisiert grünes Licht für steigende Leitzinsen.

Gibt ihre ablehnende Haltung auf: Lael Brainard signalisiert grünes Licht für steigende Leitzinsen.

(Foto: REUTERS)

Die Signale sind unmissverständlich: In den USA bereiten führende Währungshüter die Märkte auf einen baldigen Zinsanstieg vor. Schon in zwei Wochen könnte der US-Leitzins steigen - mit massiven Folgen nicht nur für Banken.

Die Zeit ist offenbar reif: Aus den inneren Zirkeln der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) häufen sich die Andeutungen auf einen beschleunigten Ausstieg aus der historischen Niedrigzinspolitik im Dollarraum. Weil sich immer mehr Währungshüter öffentlich auf die Seite der Befürworter eines Zinsanstiegs schlagen, gehen Anlagestrategen an der Wall Street mittlerweile mehrheitlich von einer geldpolitischen Maßnahme noch in diesem Monat aus.

Der Zinsschritt ist praktisch ausgemachte Sache: Zuletzt meldete sich nach mehreren Chefs regionaler Fed-Ableger auch die einflussreiche Fed-Direktorin Lael Brainard zu Wort. Dank einer anziehender Weltwirtschaft und verbesserter Bedingungen in den USA sei eine Erhöhung schon bald denkbar, sagte sie in einer Rede an der Elite-Universität Harvard im US-Bundesstaat Massachusetts.

Ihre Äußerung lässt aufhorchen, da sie noch vor wenigen Monaten davor gewarnt hatte, Turbulenzen in Europa und ein geringer als gedachtes Wachstum in China könnten sich negativ auf die USA auswirken. Ihre neue Einschätzung hat Gewicht: Damit dürften auch die letzten Bedenken in der Fed gegen eine rasche geldpolitische Straffung ausgeräumt sein, schätzten Analysten.

Gestützt auf entsprechende Botschaften weiterer Währungshüter stellen sich die anfangs skeptischen Finanzmärkte mittlerweile fest auf die erste Zinsanhebung unter dem neuen US-Präsidenten Donald Trump ein. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed nach ihrer letzten Erhöhung im Dezember 2016 nun nachlegt, wird von Händlern auf rund 70 Prozent taxiert. Noch vorige Woche war die Chance dafür auf 20 Prozent geschätzt worden.

Die Reaktionen an den Börsen sind nicht zu übersehen: Mit der neuen Einschätzung zum Zinsausblick schnellten die Kurse der großen Geldhäuser an der Wall Street kräftig ins Plus. Für die US-Finanzbranche käme ein Zinsanstieg im Dollarraum einem lang ersehnten warmen Regen gleich. Experten gehen davon aus, dass sich die Ertragsaussichten der Banken durch eine beschleunigte Anhebung der Leitzinsen perspektivisch deutlich verbessern.

Die jüngsten Signale der Währungshüter kommen Beobachtern zufolge einem Wink mit dem Zaunpfahl gleich: Am deutlichsten wurde der Chef des Fed-Ableger in San Francisco, John Williams. Er erklärte, bei der Notenbank-Sitzung im März sollte eine Zinserhöhung ernsthaft erwogen werden: "Ich sehe persönlich keinen Grund, sie noch hinauszuschieben." Die Fed hatte den Leitzins im Dezember in den Bereich der aktuell gültigen Spanne zwischen 0,50 bis 0,75 Prozent gehievt und dabei drei Schritte nach oben für 2017 ins Auge gefasst.

Weitere Zinsschritte möglich

Mit einer raschen Erhöhung kann sich die Fed Spielraum dafür schaffen, im weiteren Jahresverlauf nachzulegen. Insbesondere die Pläne Trumps, die bereits rund laufende Konjunktur mit Steuersenkungen und Billioneninvestitionen weiter anzufachen, weckt in der Notenbank die Furcht vor einer Überhitzung der Wirtschaft. Diese Sorge hat der einflussreiche Währungshüter William Dudley ganz offen angesprochen.

Zugleich gibt es für die Fed bereits gute Gründe, die Zinszügel nun anzuziehen. Die angestrebte Vollbeschäftigung ist mit einer Arbeitslosenquote von zuletzt 4,8 Prozent praktisch erreicht. Und bei der Inflation ist der Preisauftrieb zu Jahresbeginn mit 1,7 Prozent bereits in der Zielzone der Fed.

Yellen spricht Ende der Woche

"Im Februar dürfte die Rate selbst bei einer nur moderaten monatlichen Teuerung die Zwei-Prozent-Marke überspringen und in den folgenden Monaten in diesem Bereich verbleiben", prognostiziert Ökonomin Christiane von Berg von der BayernLB.

Damit sei der Weg praktisch frei, um bereits im März den Leitzins anzuheben. Mit Spannung wird nun die Rede von Fed-Chefin Janet Yellen am Freitagabend (MEZ) in Chicago erwartet, in der sie sich zu den Wirtschaftsaussichten äußern will. Das nächste Treffen im für Zinsentscheidungen zuständigen Offenmarktausschuss der Fed ist für den 14. und 15. März angesetzt.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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