Wirtschaft

Bye-bye, Zinserhöhungen US-Notenbank rudert zurück

Ist den USA ein Zacken aus der Krone gebrochen?

Ist den USA ein Zacken aus der Krone gebrochen?

(Foto: REUTERS)

Die Wirtschaft in den USA schwächelt. Deshalb konnte die US-Notenbank auf ihrer gestrigen Sitzung die vollmundig angekündigten Zinserhöhungen nicht umsetzen. Wird es in diesem Jahr überhaupt noch Zinserhöhungen geben?

Kurserholung an den Aktienmärkten rund um den Erdball: Verantwortlich dafür ist die jüngste Sitzung der US-Notenbank, die aufgezeigt hat, dass sie die Zinsen viel langsamer erhöhen wird, als Fed-Chefin Janet Yellen bislang vorhergesagt hatte.

Nach der Sitzung am 16. Dezember 2015 hatte das Gremium noch einen Anstieg der Zinsen um 100 Basispunkte (einen Prozentpunkt), also vier Schritte je 25 Basispunkte, vorhergesagt. Nun geht die Fed aber von nur mehr zwei Schritten im Jahresverlauf aus. Damit reagiert sie allerdings nur auf die Entwicklung, die der Finanzmarkt in den vergangenen Monaten ohnehin eingepreist hatte. 

Die Wahrscheinlichkeit steigt jedoch von Tag zu Tag, dass es zu überhaupt keinen Zinserhöhungen mehr kommen wird. Denn Fed-Chefin Janet Yellen hat immer gesagt, dass Zinserhöhungen von der Entwicklung am Arbeitsmarkt und der Inflation abhängen würden. Und die Entwicklung dort hätte eine Zinserhöhung gerechtfertigt.

Denn die Arbeitslosenquote ist auf nur mehr 4,9 Prozent gesunken. Damit wächst die Gefahr, dass es zu kräftigen Lohnsteigerungen kommt, womit die Inflation angeheizt würde. Da müsste die Fed eigentlich gegensteuern, zumal die Verbraucherpreise bereits deutlich Fahrt aufgenommen haben. So war die um Nahrungsmittel und Energie bereinigte sogenannte Kernrate der Inflation - ein wichtiger Indikator für die Fed - im Februar kräftig auf 2,3 Prozent geklettert. Verantwortlich hierfür sind vor allem die stark steigenden Mieten. Um einen weiteren Anstieg der Inflation zu verhindern, müsste die Fed allmählich eingreifen.

US-Wirtschaft fehlt die Power

Die Chancen hierfür sind aber sehr gering, was auch der Finanzmarkt gemessen an den Fed Funds Futures, also Derivaten auf die US-Leitzinsen, einpreist. Bis Ende 2016 wird nur noch eine einzige Zinserhöhung erwartet. Grund sind die anhaltend schwachen Konjunkturdaten, zumal die Lage am Arbeitsmarkt trotz niedriger Arbeitslosenquote nur bedingt überzeugt.

So liegt die Beschäftigtenquote, also der Anteil der US-Amerikaner im arbeitsfähigen Alter, die tatsächlich einen Job haben, mit 59,8 Prozent meilenweit unter den Spitzenwerten des Jahres 2000 von knapp 65 Prozent. Zudem ist die Wirtschaft derzeit viel schwächer als die Fed behauptet. Auch die Industrieproduktion schwächelt und sinkt im Februar um ein Prozent unter das Vorjahresniveau. Das war der vierte Rückgang in Folge. Es wäre das erste Mal seit 1952, dass die Industrieproduktion vier Monate in Folge sinkt, ohne dass die Wirtschaft bereits in der Rezession ist.

Bei anhaltend enttäuschenden Konjunkturdaten dürfte der Finanzmarkt in den nächsten Monaten auch die bislang einzige für 2016 eingepreiste Zinserhöhung noch auspreisen. Angesichts eines Schuldenbergs von insgesamt 62,5 Billionen Dollar für Staat, private Haushalte und Unternehmen - das sind horrende 340 Prozent der Wirtschaftsleistung -, kann die USA keine Zinserhöhungen verkraften. Bleibt die Frage, wie lange die ausbleibenden Zinserhöhungen noch den S&P 500 stützen können. Immerhin signalisiert das Ausbleiben, wie schwach die Wirtschaft tatsächlich ist.

Quelle: ntv.de

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