Wirtschaft

US-Notenbank zeigt sich unbeirrt Fed bremst die Geldpressen erneut

US-Notenbankchef Ben Bernanke kappt die Anleihenkäufe erwartungsgemäß - und verabschiedet sich.

US-Notenbankchef Ben Bernanke kappt die Anleihenkäufe erwartungsgemäß - und verabschiedet sich.

(Foto: Reuters)

In den USA kommt die Wirtschaft wieder auf die Beine. Dies nutzt die Fed und drosselt einmal mehr die monatlichen Anleihenkäufe. Das lockt auch Investoren. Leidtragende sind die Schwellenländer. Deren Lage könnte sich nun weiter verschärfen.

Angesichts einer sich weiter erholenden Konjunktur fährt die US-Notenbank ihre Hilfen zurück. Erwartungsgemäß teilte die Fed mit, die monatlichen Käufe von langfristigen Staatsanleihen und Immobilienpapieren würden von 75 Milliarden auf 65 Milliarden Dollar reduziert. "Die Fed wird das Kaufprogramm bei künftigen Sitzungen wahrscheinlich weiter reduzieren", hieß es im Begleittext der Notenbank.

Bereits vor der Entscheidung waren weltweit Währungen in Schwellenländern teils massiv unter Druck geraten. Das dürfte sich mit der neuerlichen Drosselung verschärfen. Doch die Fed ging auf diese Probleme nicht ein - sie ist allein der US-Konjunktur verpflichtet. Allerdings hatte vor Monaten bereits der Internationale Währungsfonds (IWF) zu besonderer Vorsicht gemahnt.

Investoren haben damit begonnen, in großem Maßstab Mittel aus den Regionen abzuziehen. Mit der Drosselung der Geldflut sind Anlagen in den USA wieder attraktiver. Bereits im vergangenen Jahr hatte allein die Aussicht auf einen Schwenk in Washington für Turbulenzen an den Finanzmärkten der Schwellenländer gesorgt. Mit zum Teil drastischen Zinserhöhungen versuchen Länder wie die Türkei, Indien, Südafrika und Argentinien dagegen zu halten und den Kursverfall ihrer Währungen zu stoppen. Auch in Thailand und Brasilien haben politische Unruhen die Kapitalflucht verstärkt.

US-Ökonom John Canally vom Finanzhaus LPL Financial in Boston geht davon aus, dass die Notenbank den "Pausenknopf" beim Herunterfahren ihres Konjunkturprogramms nur bei größeren Verwerfungen in den Schwellenländern drücken wird: "Soweit ist es aber noch nicht gekommen." IWF-Chefin Christine Lagarde prophezeite, das absehbare Ende der Geldschwemme werde zu Marktschwankungen in einigen Schwellenländern führen.

Drei Billionen seit 2008

An den US-Börsen sorgte die Entscheidung für etwas Verstimmung. Die Kurse bauten ihre Verluste etwas aus. Mit ihrer Entscheidung zeigten sich die Geldpolitiker zugleich unbeeindruckt von zuletzt enttäuschenden Daten vom US-Arbeitsmarkt.

Künftig erwirbt die Notenbank damit monatlich für 35 Milliarden Dollar Staatsanleihen und für 30 Milliarden Dollar Hypothekenpapiere. Der Leitzins hingegen bleibt auf dem historischen Tiefstand zwischen Null und 0,25 Prozent. Auf diesem Rekordtief liegt er seit Ende 2008, als sich die schwere Finanzkrise ausbreitete.

Im vergangenen Jahr hatte die Federal Reserve noch jeden Monat für 85 Milliarden Dollar Wertpapiere gekauft, um trotz eines Leitzinses von praktisch null die Geldpolitik weiter zu lockern und die Beschäftigung, den Konsum und die Investitionen anzukurbeln.

Über mehrere Programme zum Anleihenkauf pumpte die Fed seit Mitte 2008 im Kampf gegen die Folgen der Finanzkrise rund drei Billionen Dollar in den Wirtschaftskreislauf. Angesichts der zusehends festeren Konjunktur hatte die US-Zentralbank im Dezember einen ersten Schritt getan und die Käufe um zehn Milliarden Dollar gedrosselt.

Erstmals seit Juni 2011 einstimmiges Votum

Nach der zweitägigen Sitzung fiel der Beschluss einstimmig. Es ist das erste Mal seit Juni 2011, dass es im Offenmarktausschuss (FOMC), der für die Geldpolitik entscheidet, kein abweichendes Votum gab.

Es war zugleich die letzte Sitzung unter Leitung von Fed-Chef Ben Bernanke. Am 1. Februar übernimmt seine bisherige Vize Janet Yellen den Vorsitz. Die Notenbank erklärte, dass es wahrscheinlich erst einmal bei den Niedrigzinsen bleibe, selbst wenn die Arbeitslosenquote unter den Zielwert von 6,5 Prozent falle. Derzeit beträgt sie 6,7 Prozent. Die Lage auf dem Jobmarkt verbessere sich weiter, sei insgesamt aber noch wechselhaft. Für eine Zinsanhebung müssten auch andere Faktoren sprechen, vor allem die Inflationsrate. Die liegt derzeit unter dem Zielwert von 2,0 Prozent. 2013 betrug sie aufs Jahr gerechnet 1,5 Prozent.

Über die Lage der Wirtschaft zeigte sich die Notenbank etwas zuversichtlicher: "In den jüngsten Quartalen hat das Wachstum etwas angezogen." Auch der Privatkonsum und die Investitionen seien in den letzten Monaten stärker gewachsen.

Viele Experten bezweifeln allerdings, dass die Wirtschaft tatsächlich so schwach ist, wie es der Arbeitsmarkt im Dezember erscheinen ließ. Die Daten dürften ein Ausreißer gewesen sein - nicht zuletzt verursacht von der Kältewelle in den USA.

Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner geht davon aus, dass die Fed in den nächsten Monaten mit ihren "Baby-Schritten" bei der Drosselung fortfahren wird, "vorausgesetzt, die Wirtschaft entwickelt sich im Großen und Ganzen entsprechend den Projektionen der Notenbank". Ein großer Unsicherheitsfaktor sei allerdings die gegenwärtig tobende Krise in den Schwellenländern, die die globalen Finanzmärkte mit sich reißen könnte.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa

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