Wirtschaft

Auferstanden aus Ruinen US-Immobilienmarkt blüht auf

Hausbesitz gilt als wichtiger Teil des amerikanischen Traums.

Hausbesitz gilt als wichtiger Teil des amerikanischen Traums.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Als der Immobilienboom in den USA mit einem Knall endet, sind die Folgen verheerend. Nur langsam geht es wieder aufwärts. Nun erholt sich plötzlich der Häusermarkt – und die Hauptakteure der Finanzkrise verdienen wieder prächtig.

Irgendwann findet selbst der längste Winter ein Ende. Sechs Jahre ist es her, als in den USA eine gigantische Immobilienblase mit lautem Knall platzte. Banken kollabierten, das Finanzsystem stand vor der Kernschmelze und nicht nur die USA stürzten in die Rezession. Es dauerte lange, bis sich der US-amerikanische Immobilienmarkt von dieser Erschütterung halbwegs erholte.

Noch vor einem halben Jahr gab es kaum Anlass für Optimismus, Häuser zwischen Alaska und Florida verkauften sich nach dem Ende der schwersten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg nur äußerst schleppend. Kredite waren schwer zu bekommen und das Überangebot an Häusern kaum zu überblicken.

Doch nun sieht das Bild plötzlich ganz anders aus: Am US-amerikanischen Immobilienmarkt ist der Frühling ausgebrochen. Die Preise legen stetig zu, die Verkaufszahlen ebenso, die Rate der Hausbesitzer im Vergleich zu Mietern steigt, die Bauindustrie zieht an, Kreditversicherer und Heimwerkermärkte verdienen viel Geld. Die Stimmung ist dementsprechend. "Eine Menge Leute begreifen: wenn ich mitmachen will, dann mache ich am besten jetzt mit", drückt es US-Ökonom Christopher Thornberg aus.

Die Gründe für diese Frühlingsgefühle liegen auf der Hand: Im Vergleich zu 2006 sind die Preise immer noch sehr niedrig, die Banken vergeben munter Kredite und die Zinsen sind im Keller. Die Billiggeld-Strategie der Notenbank Fed gehe allmählich auf, sagt Mark Zandi, Chefökonom von Moody's.

Banken scheffeln Milliarden

An der Wall Street und bei den US-amerikanischen Großbanken sorgt diese Entwicklung für gute Laune. JP Morgan, Wells Fargo und Citigroup profitieren von der Erholung der Konjunktur und des Häusermarkts und verdienen wieder prächtig. Das liegt vor allem daran, dass Hausbesitzer ihre Hypothekenraten zuverlässiger bezahlen. Damit sinken die Ausfälle – die Banken müssen weniger Geld für drohende Verluste zurücklegen und können endlich alte Rückstellungen auflösen.

Wells Fargo verdiente im ersten Quartal unter dem Strich 5,2 Mrd. Dollar und damit 22 Prozent mehr als vor einem Jahr. Der Vorstand jubelte über den höchsten Quartalsgewinn in der Geschichte des Instituts, das im US-amerikanischen Hypothekengeschäft mit einem Anteil von 30 Prozent souveräner Marktführer ist. Die Kalifornier hatten in der Finanzkrise den Rivalen Wachovia übernommen und waren damit größter Kreditgeber für Wohnimmobilien geworden.

Neben JP Morgan profitierte auch Citigroup neben dem florierenden Investmentbanking von rückläufigen Ausfällen bei Hauskrediten. Das ist bei Citigroup besonders bemerkenswert, weil das Institut zu den größten Verlierern der Finanzkrise zählt. Der Abbau der milliardenschweren Altlasten aus dem Hypothekengeschäft, die überwiegend in der konzerneigenen "Bad Bank" lagern, zieht sich hin. Regelmäßig wurde die Bank deshalb bei den Quartalsergebnissen von der Konkurrenz abgehängt.

Skeptiker warnen

Alles eitel Sonnenschein? Mitnichten. Trotz aller positiver Signale gibt auch Anzeichen, dass sich der Boom im heimischen Hypothekengeschäft schon wieder etwas abschwächt. Die Gewinne entstehen in diesem Bereich vor allem durch die Auflösung der Rückstellungen, nicht durch Neugeschäfte. Denn das eigentliche Hypothekengeschäft wirft angesichts der Minizinsen wenig ab. Bei Wells Fargo lagen die gesamten Einnahmen im ersten Quartal zwar bei 21,3 Mrd. Dollar – das waren aber immerhin zwei Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Skeptiker sehen die USA angesichts der Beschleunigung bereits wieder am Rand der Immobilienblase. Dafür, dass andere Wirtschaftsbereiche sich noch nicht erholt hätten und die Arbeitslosenquote von 7,6 Prozent alles andere als ökonomische Gesundung signalisiere, wachse der Immobilienmarkt zu schnell.

Doch insgesamt stellt sich die Lage recht erfreulich dar. Das zeigt sich nicht zuletzt an den in der Finanzkrise verstaatlichten Immobilienfinanzierern Fannie Mae und Freddie Mac, die den Rettern wieder Freude bereiten. Erstmals nach dem Platzen der Immobilienblase erzielte Fannie im vergangenen Jahr wieder einen Gewinn. Mit 17,2 Mrd. Dollar war dieser so hoch, dass er sogar den heftigen Verlust von 16,9 Mrd. Dollar des Vorjahres ausglich. Auch die kleine Schwester Freddie schrieb 2012 mit einem Gewinn von 11 Mrd. Dollar erstmals seit sechs Jahren wieder schwarze Zahlen.

Anders als bei den großen Banken an Wall Street und dem Versicherer AIG ist die Regierung mit ihrem Engagement aber noch immer knietief im Minus. 2011 hatte Fannie Mae die Geduld der Retter noch auf eine harte Probe gestellt. Die Zahlungsausfälle überschuldeter Häuserbesitzer und die gefallenen Häuserpreise hatten eine Risikovorsorge von 26,7 Mrd. Dollar notwendig gemacht. Deshalb musste das Unternehmen sogar den Steuerzahler um eine weitere Geldspritze bitten. Insgesamt erhielt Fannie vom US-amerikanischen Steuerzahler mehr als 116 Mrd. Dollar – zurückgezahlt wurde bisher 31,4 Mrd. Dollar.

Wende am Immobilienmarkt

Fannie Mae vergibt ebenso wie das Schwesterunternehmen Freddie Mac keine Kredite direkt an Häuslebauer. Beide Institute übernehmen aber die von Banken vergebenen Kredite in das eigene Portfolio. Nach dem Platzen der Immobilienblase in den USA hatten sowohl Freddie Mac als auch Fannie Mae im Jahr 2008 von der Regierung gerettet werden müssen. Mit den fallenden Häuserpreisen konnten viele Immobilienbesitzer ihre Kredite nicht mehr bezahlen. Die Häuser waren weniger wert und wurden von den Banken nicht mehr als ausreichende Sicherheit für die Immobilienkredite angesehen. Was blieb, waren insolvente Immobilienbesitzer und ausbleibende Zahlungen. Das soll sich aber nicht wiederholen: Potenzielle Hauskäufer bekommen die Darlehen diesmal nicht mehr hinterhergeworfen.  

Mit der Wende am Immobilienmarkt konnten Fannie und Freddie im vergangenen Quartal endlich erste Erfolge melden. Nach dem erzielten Milliardengewinn soll es nun so weitergehen. 

Und geht es so weiter? "Es ist klar ersichtlich, dass der Häusermarkt die Kurve gekriegt hat", sagt Freddies Finanzchef Donald Layton. "Wir gehen davon aus, dass wir auch in den kommenden Jahren starke Gewinne einfahren werden", sagt Fannies Vorstandschef Timothy Mayopoulos.

Die Finanzkrise hat aber nicht zuletzt eindrucksvoll bewiesen, dass grenzenloser Optimismus mit Vorsicht zu genießen ist. Und irgendwann geht auch der schönste Frühling einmal vorbei.

Quelle: ntv.de

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