Wirtschaft

Flirt-Tipps und Promi-Klatsch Kundenbetrug bei Telekom-Tochter?

So nicht: Edith Ramirez, Chefin der einflussreichen US-Behörde Federal Trade Commission (FTC), geht gegen vermeintliche "Bogus Charges" vor.

So nicht: Edith Ramirez, Chefin der einflussreichen US-Behörde Federal Trade Commission (FTC), geht gegen vermeintliche "Bogus Charges" vor.

(Foto: AP)

In den USA braut sich neuer Ärger für die Deutsche Telekom zusammen: Mitten in den laufenden Verhandlungen um den Verkauf der US-Tochter erheben offizielle Stellen unangenehme Vorwürfe gegen T-Mobile USA.

Die US-Wettbewerbsbehörde FTC hat T-Mobile USA wegen Kundenbetrugs vor einem Bundesgericht verklagt. Das Tochterunternehmen der Deutschen Telekom habe Zusatzdienste von Drittanbietern wie Textbotschaften mit Horoskopen, Flirt-Tipps oder Prominenten-Klatsch in Rechnung gestellt, die Kunden gar nicht abbonniert hätten, heißt es in der Klageschrift.

Diese sogenannten "Bogus Charges" (etwa: Schein-Rechnungen) werden in den USA unter dem Stichwort "cramming" (etwa: "stopfen") diskutiert. Üblicherweise kosten solche Dienste zum Beispiel 9,99 Dollar pro Monat. Unter US-Verbrauchern ruft ein solches Vorgehen wachsende Verärgerung hervor - wenn die fehlerhaften Abrechnungen überhaupt entdeckt werden.

Wie es in der Klageschrift der FTD heißt, habe T-Mobile USA zwischen 35 bis 40 Prozent der fälschlicherweise abgerechneten Summen erhalten. Das Unternehmen sei nicht gegen die Praxis vorgegangen, selbst nachdem viele Kunden sich beschwert hätten. "Die Geschäftspraktiken von T-Mobile (USA) haben den Verbrauchern Schaden in Millionenhöhe zugefügt", hieß es.

"Problemlos noch ein paar Jahre"

Eine Stellungnahme von T-Mobile USA war zunächst nicht zu erhalten. Die Aktien des Mobilfunkunternehmens schlossen in New York 0,6 Prozent im Minus in einem positiven Umfeld. Die Deutsche Telekom verhandelt seit Monaten über einen Verkauf der Tochter an den US-Mobilfunkkonzern Sprint. Die Aktien des Dax-Konzerns waren an der Frankfurter Börse 0,7 Prozent fester bei knapp 12,90 Euro aus dem Handel gegangen.

Erst vor wenigen Tagen hatte die Telekom angekündigt, weiter in den USA investieren zu wollen - trotz des möglicherweise anstehenden T-Mobile-Verkaufs. "Wir können unser Wachstum in den USA problemlos noch ein paar Jahre spielen", sagte Finanzvorstand Thomas Dannenfeldt. "Rund eine Milliarde Euro fließen in den Netzausbau, weitere 500 Millionen Euro in die Neukundengewinnung."

"Wir werden jetzt nicht mit dem Investieren aufhören, sondern den Fuß auf dem Gas lassen", ergänzte der Manager. Dannenfeldt ging dabei aber eigenen Angaben zufolge davon aus, dass in den USA langfristig nur drei große Anbieter bestehen könnten. Deshalb sei es richtig, einen Partner für T-Mobile US zu suchen.

40 Dollar je Aktie?

Das US-Mobilfunkunternehmen Sprint will die Telekom-Tochter übernehmen, um den Platzhirschen AT&T und Verizon Paroli zu bieten. Insidern zufolge hat Sprint bereits acht Banken zur Finanzierung des Deals ins Boot geholt. Die Details der Finanzierung sollen demnach in den nächsten Wochen geklärt werden, so dass die Übernahme im August offiziell verkündet werden könne.

Aus der US-Mobilfunkbranche war zu vernehmen, dass Sprint einem Kaufpreis von rund 40 Dollar je Aktie zugestimmt habe. Das würde T-Mobile USA mit mehr als 32 Milliarden Dollar bewerten. Großer Unsicherheitsfaktor bei dem Unterfangen sind die US-Kartellbehörden, die einen Schulterschluss des viertgrößten US-Anbieters T-Mobile US mit dem Branchendritten Sprint skeptisch sehen, weil danach die Preise steigen dürften. Die Vorwürfe von Seiten der FTC dürften die Verkaufsverhandlungen nicht gerade erleichtern.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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