Wirtschaft

VW erneut mit Absatzrückgang US-Autokäufer stehen auf Luxus-Alleskönner

GMC Acadia als "Denali"-Sondermodell

GMC Acadia als "Denali"-Sondermodell

(Foto: REUTERS)

Die Autohersteller blicken mit Freude in die USA: Die Absatzzahlen legen deutlich zu, schon vor den verkaufsstarken Sommermonaten. Gefragt ist, was teuer ist - und finanzierbar. Die deutschen Premiumhersteller profitieren, Volkswagen nicht.

Nach der Flaute im März ist der US-Automarkt im April wieder gewachsen. Dank niedriger Kraftstoffpreise und günstiger Finanzierungsbedingungen entschieden sich die Käufer wieder häufiger für Fahrzeuge der Oberklasse. Sie zahlten dafür im Durchschnitt auch mehrere Hundert Dollar mehr als vor einem Jahr.

Zwar stiegen die Verkaufszahlen im April nicht ganz so stark wie erhofft, doch dürfte die Preissetzungsmacht der Hersteller die Branche optimistisch stimmen. Schließlich steht der Sommer kurz bevor und damit eine Jahreszeit, in der das Geschäft traditionell anzieht. Mehrere Autohersteller erwarten, dass in diesem Jahr erstmals seit Anfang des vorigen Jahrzehnts wieder mehr als 17 Millionen Leichtfahrzeuge in den USA verkauft werden.

GM punktet mit "Denali"-Reihe 

Der Branche geht es allerdings auch wesentlich besser als zu Beginn des Jahrtausends. Damals mussten die großen US-Hersteller hohe Preisnachlässe gewähren, was zu einem Preiskampf führte. In der Folge brachen die Gewinne ein. Der Wert der verkauften Autos und Nutzfahrzeuge sank ebenfalls drastisch - ein Trend, der die Branche erschütterte, als im Jahr 2008 aufgrund der Finanzkrise die Nachfrage drastisch zurückging.

Inzwischen hat sie sich aber erholt. Vor allem die Nachfrage nach Fahrzeugen der Luxusklasse hat kräftig angezogen. Die Kunden geben aber auch für andere Fahrzeuge, etwa Geländewagen (SUV) und Nutzfahrzeuge, wieder mehr aus und verlangen auch häufiger nach Sonderausstattungen. General Motors etwa machte mit der "edleren" SUV- und Nutzfahrzeugreihe Denali ein Viertel des Absatzes im April.

"Es muss alles können"

Ford wiederum kann für seinen Pickup F-150 Rekordpreise verlangen. Mit durchschnittlich 42.600 US- Dollar liegt der Transaktionspreis mehr als 3200 Dollar höher als im Vorjahr, wie Ford-Vertriebschef Mark LaNeve sagt. Das sei "eine unglaubliche Zahl".

Allerdings sind die Ansprüche der Kunden auch gestiegen. Während noch vor 20, 30 Jahren ein Auto hauptsächlich ein Gebrauchsgegenstand und ein Lkw ein Arbeitspferd gewesen sei, erwarteten die Käufer von Fahrzeugen heute so viel wie von einem Smartphone, sagt Analyst Michael Harley von AutoWeb. "Es muss alles können."

Dafür zahlen die Käufer aber auch gerne. J.D. Power & Associates schätzt, dass der durchschnittliche Transaktionspreis im April locker bei über 30.000 Dollar lag. Das waren 2 Prozent mehr als im April 2014 und 10,4 Prozent mehr als vor fünf Jahren, als die Branche gerade anfing, sich von der Finanzkrise zu erholen.

Kreditlaufzeiten immer länger

Dieser Preisanstieg verdankt sich einerseits einer zurückhaltenderen Rabattpolitik, andererseits aber auch längeren Kreditlaufzeiten. Früher wurden Fahrzeugkäufe meist über 36 Monate finanziert. Inzwischen sind Kredite mit Laufzeiten von sieben Jahren aber keine Seltenheit mehr. Solche Konditionen werden Kunden mit hoher Bonität eingeräumt, die ein Fahrzeug der Oberklasse mit relativ niedrigen monatlichen Raten finanzieren wollen. Der Nachteil dieser langen Kreditlaufzeiten ist, dass diese Kunden über einen längeren Zeitraum hinweg keine Neuwagen anschaffen.

Laut Auto-Analystin Jessica Caldwell von Edmunds.com betrug die durchschnittliche Dauer einer Finanzierung im April 67,8 Monate. Das sei ein Rekord. Caldwell merkt an, dass Kunden sich aufgrund dieser Konditionen häufiger für eine Preisklasse entschieden, die sie unter anderen Bedingungen nicht gewählt hätten.

"Die Käufer sind auf monatliche Kosten fixiert", sagt Michael Harley von AutoWeb. "Wenn ein Händler eine möglichst geringe monatliche Rate anbieten kann, merken die Kunden gar nicht, dass sie unterm Strich 5000 oder 10.000 Dollar mehr ausgeben, als sie eigentlich wollten."

Toyota schwächelt, VW noch stärker

Das kam im April den Premiumanbietern zugute. Audi meldete im Vergleich zum Vorjahr ein Absatzplus von 11,9 Prozent. Mercedes Benz verkaufte 12,8 Prozent mehr Fahrzeuge. Die Toyota-Marke Lexus verzeichnete einen Zuwachs von 11,7 Prozent. BMW (inklusive Mini) konnte den Absatz um 9,6 Prozent steigern.

Insgesamt lief es für den japanischen Hersteller aber nicht so gut. Der Gesamtabsatz des Toyota-Konzerns in den USA erhöhte sich im April nur um 1,8 Prozent. Volkswagen musste einen Rückgang von 2,7 Prozent hinnehmen.

Die großen US-Hersteller GM und Ford meldeten Zuwächse von 5,9 Prozent und 5,4 Prozent. Fiat Chrysler und Nissan steigerten den Absatz je um rund 6 Prozent.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts

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