Wirtschaft

Aktie unter Druck US-Aufsicht watscht Deutsche Bank ab

"Das macht die Anleger nervös", sagt ein Börsianer.

"Das macht die Anleger nervös", sagt ein Börsianer.

(Foto: REUTERS)

Für die Deutsche Bank gibt es neuen Ärger in den USA. Die Notenbank von New York wirft dem Institut Schlamperei bei der US-Tochter vor. Die Bank bemüht sich um Schadensbegrenzung.

"Das Schlimmste sollte vorbei sein", schrieb HSBC-Analyst Robert Murphy vor einigen Tagen mit Blick auf die weltweit führenden Investmentbanken. Zumindest in Sachen Deutsche Bank war dieses Urteil vielleicht etwas zu optimistisch.

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Denn die US-Tochter der Bank hat einen unerfreulichen Brief von der New Yorker Filiale der amerikanischen Notenbank Fed erhalten. Das Schreiben wurde bereits im Dezember abgeschickt, doch erst jetzt wurde es durch einen Bericht des "Wall Street Journal" bekannt. Und der Inhalt hat es in sich. Die Aufsichtsbehörde kritisiert der Zeitung zufolge unter anderem schlampige Bilanzierung und unzureichende Buchprüfung. Außerdem gebe es Schwächen bei der Risikokontrolle und in den technischen Systemen.

An der Börse reagierten die Anleger wie es nicht anders zu erwarten war: Die Aktien des Instituts büßten knapp 2 Prozent ein und waren damit stärkster Verlierer im Dax. "Die Deutsche Bank kommt nicht aus den Schlagzeilen", stöhnte er Händler. Ein Kollege meinte, der Bericht werde vor allem in den USA negativ aufgenommen.

Bank kündigt Verbesserungen an

Das liegt auch daran, dass der Brief ungewöhnlich scharf formuliert ist. Die Bilanzen einiger US-Sparten seien "von geringer Qualität, ungenau und unzuverlässig", schrieb Daniel Muccia, der bei der New Yorker Fed für die Aufsicht der Deutschen Bank zuständig ist. Das Ausmaß der Fehler lege nahe, dass der Konzern die Struktur seines Berichtswesens in den USA grundlegend überarbeiten müsse. Bereits früher angesprochene Fehler seien nicht angegangen worden, ärgerte sich Muccia und forderte das Management auf, die Probleme unverzüglich zu beheben. Er schloss nicht aus, dass die Bank einige Finanzdaten korrigieren muss.

"Wir arbeiten weiter sorgfältig daran, unsere Kontrollen und Systeme zu stärken und haben uns verpflichtet, hierin branchenführend zu sein", sagte eine Sprecherin der Bank n-tv.de. "Wie bereits im Jahr 2013 angekündigt, investieren wir in diesem Zusammenhang eine Milliarde Euro und haben 1300 Mitarbeiter eingestellt, die sich im Rahmen eines dezidierten Programms auf die entsprechende Umsetzung konzentrieren."

Aktie gehört zu den Verlierern

Der Deutschen Bank dürfte das Schreiben äußerst ungelegen kommen. Sie gehört in den USA zu den großen Akteuren, das US-Geschäft bereitet ihr allerdings Probleme. Die Deutsche Bank hat wegen ihrer Hypothekengeschäfte diverse Klagen am Hals. Außerdem muss sie sich mit Regulieren auseinandersetzen, die die Kapitalpuffer amerikanischer Töchter für nicht ausreichend halten. Im Juni hatte sich die Bank bei Investoren 8,5 Milliarden Euro besorgt, um die Kapitalquoten zu verbessern.

So unerfreulich das Schreiben ist: Die Aufseher werfen der Bank unsaubere Rechnungslegung vor und keine Tricksereien. Sollte es sich wirklich nur um technische Details handeln, hätte das wohl keine Auswirkung auf die Konzerngeschäftsberichte.

Dennoch: "Das macht die Anleger natürlich nervös", sagte Analyst Dirk Becker von Kepler Cheuvreux. Im Moment habe man den Eindruck, dass ausländische Banken in den USA besonders hart rangenommen würden. Seit Beginn des Jahres hat die Aktie der Deutschen Bank 17 Prozent an Wert verloren, der Stoxx-Branchenindex gab lediglich 1 Prozent nach.

Rüge des US-Senats

Es ist nicht das erste Mal, dass sich die US-Aufseher die Deutsche Bank vorknöpfen. Im Juni vergangenen Jahres hatte der Vize-Chefs der Einlagensicherungsbehörde FDIC, Thomas Hoenig, dem Institut vorgeworfen, es sei "schrecklich unterkapitalisiert". Die Bank wies das zurück. Gemessen am neuen Branchenstandard Basel III sei sie eines der am besten kapitalisierten Institute der Welt. Was sie allerdings nicht daran hinderte, kurz darauf die milliardenschwere Kapitalerhöhung durchzuführen.

Anfang der Woche kassierte die Bank eine Rüge des US-Senats: Ein Unterausschuss für Steuerfragen warf ihr und der der britischen Barclays vor, Hedgefonds bei Steuertricksereien geholfen zu haben. Die beiden Geldhäuser hätten komplexe Finanzprodukte an die Fonds verkauft, wodurch diese ihre Steuerzahlungen um viele Milliarden Dollar hätten drücken können, hieß es. Nach Darstellung der Abgeordneten waren die Geschäfte zwar moralisch fragwürdig, aber nicht illegal.

Quelle: ntv.de, mit DJ/rts

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