Wirtschaft

Moody's zweifelt an der Türkei Türkischer Leitindex rutscht ab

Reagiert mit aller Härte auf die Ereignisse vom 15. Juli 2016: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan.

Reagiert mit aller Härte auf die Ereignisse vom 15. Juli 2016: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan.

(Foto: REUTERS)

Das neue Rating für die Türkei zeigt Wirkung: Am Aktienmarkt brechen die Kurse am ersten Handelstag nach der Moody's-Entscheidung auf breiter Front ein. Die Folgen des Putschversuchs belasten Analysten zufolge die türkische Wirtschaft.

Nach der Abstufung der türkischen Bonität durch die Ratingagentur Moody's geht es an der türkischen Börsen in Istanbul zu Wochenbeginn deutlich bergab. Der türkische Leitindex BIST-100 sackt im frühen Geschäft knapp 4 Prozent ab auf 76.585 Punkte. Die übrigen türkischen Indizes geben in ähnlicher Größenordnung ab.

Mit Blick auf den gescheiterten Militärputsch und das politische Klima in dem einstigen Boom-Land hatten die Experten der Ratingagentur erklärt, dass die Reaktion der Regierung auf den gescheiterten Militärputsch Fragen aufwerfe. So gebe es nach dem türkischen Vorgehen gegen Privatfirmen, die Verbindungen zur Bewegung des Predigers Fettullah Gülen hätten, nun zunehmende Sorgen mit Blick auf den Schutz privater Investments in der Türkei. Das belaste das Investitionsklima insgesamt.

Bereits Mitte Juli hatte Moody's unter dem Eindruck des Putsches erklärt, eine Herabstufung zu prüfen. Es müssten die mittelfristigen Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum und politische Einrichtungen bewertet werden, hieß es damals. Nach Börsenschluss vor dem Wochenende veröffentlichten die Bonitätsprüfer schließlich ihre ausführliche Analyse zur Lage in der Türkei.

Landeswährung unter Druck

Die Einschätzung der Moody's-Analysten hat weitreichende Folgen: Am ersten Handelstag nach der Herabstufung wertet die türkische Lira kräftig ab. Dadurch verstärkt sich der Abgabedruck bei den Aktien. Die schwache Lira schüre Sorgen vor einem generellen Kapitalabzug, heißt es aus dem Handel. Moody's hatte die Kreditwürdigkeit der Türkei auf "Ba1" von "Baa3" und damit auf "Ramschniveau" abgestuft.

Die Türkei scheine den Putschversuch vom 15. Juli in finanzieller Hinsicht zwar gut überstanden zu haben, erklärte Moody's. Die Gefahr einer Zahlungsbilanzkrise sei aber wegen des erhöhten Finanzierungsbedarfs, höherer innenpolitischer Risiken und der anhaltenden geopolitischen Bedrohungen gestiegen.

Syrien-Krieg und die Kurden

Im Süden des Landes tobt der syrische Bürgerkrieg, in dem die Türkei längst auch als aktive Konfliktpartei verstrickt ist. In den kurdisch besiedelten Regionen im Südosten der Türkei geht die türkische Regierung unterdessen mit einem massiven Militäraufgebot gegen Autonomiebestrebungen der Kurden vor.

Die Analysten von Moody's sind nicht die ersten Experten, die am weiteren Aufstieg des aufstrebenden Schwellenlands zweifeln. Die konkurrierende Ratingagentur Standard & Poor's hatte ihre Bewertung bereits unmittelbar nach dem Putschversuch um eine Stufe noch tiefer in den Ramschbereich gesenkt.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ

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