Wirtschaft

"Ich mag Niedrigzinspolitik" Trump packt den Dollar an

Kurswechsel um 180 Grad: US-Präsident Trump spricht China von dem Vorwurf frei, den Yuan-Kurs zu manipulieren, um den USA zu schaden. Den US-Dollar bezeichnet er dennoch als "zu stark". Die Fed soll bei den Leitzinsen aufpassen. Die Kurse reagieren heftig.

US-Präsident Donald Trump hat die Kursentwicklung der US-Währung beklagt. "Ich glaube, unser Dollar wird zu stark", sagte er in einem Interview des "Wall Street Journals". Teilweise sei er selbst daran schuld, sagte Trump. "Die Leute haben Vertrauen in mich."

Euro / US-Dollar
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An die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) richtete er den Appell, bei weiteren Leitzinserhöhungen vorsichtig zu sein, um den Dollar nicht noch stärker zu machen. Die Währungshüter haben für das laufende Jahr weitere Zinsschritte angekündigt. "Es klingt gut, das ist es aber auch schon", erklärte er mit Blick auf die anstehenden Zinsanhebungen. "Ich mag Niedrigzinspolitik, um ehrlich zu sein."

Trump stärkt den Euro

Ein starker Dollar belastet vor allem die Exporte der Vereinigten Staaten und macht Importe aus anderen Ländern - wie etwa Deutschland - günstiger. Das wiederum trägt zu dem von Trump häufig kritisierten Importüberschuss bei - abgesehen von zahlreichen weiteren Faktoren wie etwa die Qualität, der Preis und die Attraktivität heimischer Produkte. Es sei schwierig, wettbewerbsfähig zu bleiben, argumentierte Trump, wenn gleichzeitig zu der Dollarstärke andere Nationen ihre Währungen abwerteten.

An den Märkten lösten Trumps Aussagen zur US-Geldpolitik deutliche Reaktionen aus: Der Kurs des Dollars gab am Abend unmittelbar nach Veröffentlichung der ersten Auszüge aus dem Interview kräftig nach.

Im Gegenzug sprang der Kurs des Euros binnen Minuten steil an. Ende Januar hatte Trumps Wirtschaftsberater Peter Navarro den Deutschen noch vorgeworfen, einen "grob unterbewerteten Euro" als "implizite Deutsche Mark" dazu zu nutzen, die USA und die Partnerländer der EU "auszubeuten".

"Gute Chemie" mit China

Im Interview mit dem "Wall Street Journal" ist davon keine Rede. Ausdrücklich sprach Trump China von dem von ihm selbst erhobenen Vorwurf der Währungsmanipulation frei. "Sie sind keine Währungsmanipulatoren", betonte Trump. Erst vor wenigen Tagen hatte er Chinas Präsidenten Xi Jinping in seiner Sommerresidenz Mar-a-Lago im Bundesstaat Florida zum Staatsbesuch empfangen.

Dabei hätten sie eine gute Beziehung aufgebaut, sagte Trump nach einem Treffen mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Washington. "Ich denke, wir haben eine sehr gute Chemie." Xi wolle den USA "mit Nordkorea helfen".

Ob Trumps Sinneswandel auf die persönliche Unterredung mit seinem Gast aus der Volksrepublik zurückgeht, blieb unklar. Während des Wahlkampfs hatte Trump Peking wiederholt beschuldigt, die Währung der Volksrepublik zu manipulieren, um der verarbeitenden Industrie in den USA zu schaden.

Trump "mag" Yellen

In Bezug auf die Zukunft von Notenbankchefin Janet Yellen wollte sich Trump nicht festlegen. Es sei nicht der Fall, dass ihre Ablösung nach Ende ihrer ersten Amtszeit im Jahr 2018 beschlossene Sache sei. "Ich mag sie und ich respektiere sie", sagte Trump der Zeitung.

In den USA werden Währungshüter vom Präsidenten benannt, müssen aber anschließend vom Senat bestätigt werden. Yellens erste Amtszeit an der Spitze der Fed endet Anfang Februar 2018. Trump hatte Yellen und die gesamte Führungsriege der Fed im Wahlkampf wiederholt scharf angegriffen.

Unter anderem warf er den US-Notenbankern vor, die Zinsen "künstlich niedrig zu halten, damit die Wirtschaft nicht vor die Hunde geht, damit Präsident Obama behaupten kann, dass er gute Arbeit geleistet hat". Yellen solle sich "schämen" für das, was sie dem Land mit ihrer Geldpolitik antue, erklärte Trump damals weiter.

Die US-Notenbankchefin warnte dagegen zuletzt vor einer politischen Einmischung in die Unabhängigkeit der Fed. "Ich sorge mich immer über Bedrohungen für unsere Unabhängigkeit", sagte Yellen bei einer Veranstaltung in der University of Michigan. Es sei "sehr wichtig" und führe zu besseren Entscheidungen zugunsten der wirtschaftlichen Entwicklung, wenn eine Zentralbank ihre Geldpolitik "frei von kurzfristigem politischem Druck" festlegen könne. Den Namen Trump erwähnte Yellen dabei nicht.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa

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