Wirtschaft

Von Goldman in die Regierung Trump narrt seine Wähler

Donald Trump.

Donald Trump.

(Foto: REUTERS)

Goldman Sachs war im Wahlkampf für Donald Trump die Verkörperung des Bösen. Nun holt der künftige US-Präsident einen Banker nach dem anderen in seine Regierungsmannschaft. Das ist ziemlich dreist.

Der Nächste, bitte: Donald Trump beruft einen weiteren Goldman-Sachs-Banker in ein Spitzenamt der künftigen US-Regierung. Das entbehrt – vorsichtig ausgedrückt - nicht einer gewissen Ironie. Schließlich hatte Trump im Wahlkampf kräftig in Richtung der US-Investmentbank ausgeteilt und sie unter anderem als "globale Machtstruktur" gegeißelt, die die amerikanische Arbeiterklasse ausraube.

Goldman Sachs
Goldman Sachs 385,80

Trump war dabei kein Klischee zu abgegriffen. Goldman ist ja auch das perfekte Ziel, schließlich steht die Bank für den Durchschnittsamerikaner für all das, was aus seiner Sicht an Wall Street, Kapitalismus und Globalisierung falsch läuft: rücksichtlose Banker, irrsinnige Boni, grenzenlose Arroganz und elitäre Abgehobenheit.

Und nun wechselt mit Gary Cohn der nächste Goldman-Banker in Trumps Regierungsmannschaft. Cohn ist bei Goldman die derzeitige Nummer zwei und soll künftig den nationalen Wirtschaftsrat führen - und damit die gesamte Wirtschaftspolitik koordinieren. Mit Steven Mnuchin wird ein ehemaliger Top-Goldman-Sachs-Banker neuer Finanzminister. Auch Anthony Scaramucci, Mitglied im Beraterstab Trumps, ist ein Ex-Goldman-Banker. Und dann ist da noch Steve Bannon, der Chefstratege des neuen Präsidenten. Der ehemalige Chef des extrem rechten Web-Angebots "Breitbart" hatte während und nach seines Studiums bei Goldman Sachs gearbeitet.

All das vor diesem Hintergrund: Trump wurde im Wahlkampf nicht müde, der Investmentbank zu unterstellen, seine Konkurrenten Ted Cruz und Hillary Clinton "total zu kontrollieren". Und angesichts der teuren Reden Clintons bei Goldman-Sachs warf er der Kandidatin der Demokraten vor, sich "im Geheimen mit internationalen Banken zu treffen, um ein Komplott gegen die Souveränität der USA zu schmieden".

Das hatte schon einen ganz üblen Geschmack von antisemitischen Klischees. Der Gipfel war eine Werbung, die das Trump-Lager am Ende des Wahlkampfs geschaltet hatte. "Für das Establishment stehen bei dieser Wahl Billionen von Dollar auf dem Spiel", hieß es in dem Video. "Diejenigen, die in Washington die Schalthebel der Macht und die der globalen Interessen kontrollieren, verbünden sich mit den Leuten, die euer Wohl nicht im Sinn haben." Bei diesem Satz wurden die Fotos zweier Juden eingeblendet – von der Chefin der US-Notenbank, Janet Yellen, und von dem Investor George Soros. In dem Video wird auch ein Foto von Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein gezeigt, er ist ebenfalls Jude.

Das heißt natürlich nicht, dass Trump ein Antisemit ist. Und das heißt auch nicht, dass Goldman-Banker schlechte Politiker oder unfähige Regierungsberater sein müssen. Im Gegenteil. Es ist in den USA durchaus üblich, dass Top-Goldman-Banker in die US-Regierung wechseln - aus durchaus nachvollziehbaren Gründen. Sie waren in der Regel auf Elite-Universitäten, sind hervorragend vernetzt und haben in einem konkurrenzbetonten Umfeld Karriere gemacht. Dafür müssen die Spitzen-Banker bei Goldman unter anderem eine Fähigkeit besitzen: Sie müssen Menschen einstellen und protegieren, die möglicherweise besser sind als sie selbst.

Das ist durchaus eine Fähigkeit, die auch Leitern von Regierungsbehörden zugutekommt. Und dass der künftige US-Finanzminister Mnuchin von Grund auf versteht, wie Finanzmärkte funktionieren, ist auch von Vorteil - und dieses Wissen ist mit Blick auf die Ressortchefs in Europa keine Selbstverständlichkeit.

Das ändert allerdings nichts daran, dass Trump mit Hilfe von ehemaligen Investmentbankern eine Wirtschafts- und Finanzpolitik durchziehen wird, die vielen seiner Wähler nicht gefallen dürfte: weniger Regulierung, weniger Steuern für Wohlhabende, Reiche und Unternehmen.

Zur Erinnerung: Der Milliardär Trump hatte die Wahl vor allem deshalb gewonnen, weil er gegen das Establishment gewettert, sich als anti-elitär geriert und Lobbyismus angeprangert hatte. Und nun? Nun sind Trump und Finanzelite ein Herz und eine Seele.

Quelle: ntv.de

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