Wirtschaft

Versicherer-Aktien fallen Trump freut sich über Kursverluste

Will Obamacare beenden: Donald Trump.

Will Obamacare beenden: Donald Trump.

(Foto: AP)

Weil Donald Trump die "Obamacare" genannte Krankenversicherung seines Vorgängers torpediert, verlieren Aktien aus der Gesundheitsbranche kräftig an Wert. Der US-Präsident lobt sich dafür.

In der Regel betrachtet Donald Trump Kursgewinne an den US-Börsen als persönlichen Erfolg. Doch in Ausnahmefällen lobt er sich auch für Kursverluste. "Krankenversicherungsaktien, die während der Obamacare-Jahre durch die Decke gingen, sind gestern gefallen", twitterte Trump. Denn er habe dafür gesorgt, dass die durch die Demokraten ermöglichten Gewinne nun beendet seien.

In Zahlen ausgedrückt: Aktien der Krankenversicherer Centene und Molina verbilligten sich am Freitag jeweils um 3,3 Prozent, Anthem verloren 3,1 Prozent. Die Anteilsscheine des Klinik-Betreibers Tenet Healthcare fielen 5,1 Prozent.

Der Hintergrund: Trump treibt mit einem Doppelschlag die Demontage der Gesundheitsreform seines Vorgängers Barack Obama voran. Nach einem weitreichenden Dekret kündigte das Präsidialamt an, die Milliardenzahlungen des Bundes an Versicherer einzustellen.

Bislang zahlt der Bund Gelder direkt an die Versicherer mit dem Ziel, besonders Amerikaner mit niedrigen Einkommen zu unterstützen. In diesem Jahr dürften diese Zahlungen sieben Milliarden Dollar betragen.

Das überparteiliche Haushaltsbüro des Kongresses (CBO) hatte geschätzt, dass ohne die Bundeshilfen die Prämien für einige US-Bürger 2018 um ein Fünftel steigen könnten. In den vergangenen Monaten hatten Versicherer den Präsidenten dazu gedrängt, sich langfristig zu den Hilfen zu bekennen, da sich bereits die Unsicherheit auf den US-Versicherungsmarkt auswirke. Im Bundesstaat North Carolina hoben etwa die Gesellschaften Blue Cross und Blue Shield ihre Prämien um 20 Prozent an, mit dem Hinweis, dass es bei einer gesicherten Finanzierung neun Prozent gewesen wären.

"Sehr stolz auf mein Dekret"

Das Dekret hat zum Ziel, die Auflagen für Versicherer aus dem Obamacare genannten System zu lockern. Dies soll den Unternehmen ermöglichen, preisgünstigere Policen anzubieten. Die oppositionellen Demokraten fürchten, dass die Versicherungen künftig Policen mit geschrumpftem Leistungsumfang in ihr Portfolio aufnehmen, die vor allem für junge und gesunde Verbraucher attraktiv sind. Dies könnte dann auf der anderen Seite zur Folge haben, dass der Versicherungsschutz für chronisch kranke und ältere Menschen teurer wird.

Durch die Gesundheitsreform Obamas haben etwa 20 Millionen Amerikaner erstmals Zugang zu einer Krankenversicherung erhalten. Viele Republikaner lehnen das Regelwerk jedoch als unzulässigen Eingriff des Staates in den Gesundheitsmarkt ab.

Die Republikaner im Kongress waren trotz ihrer Mehrheit mehrfach mit dem Versuch gescheitert, Obamacare per Gesetz aufzuheben und durch ein neues System zu ersetzen, eines von Trumps zentralen Wahlversprechen. Nun versucht es Trump offenbar mit einer schrittweisen Zerstörung von Obamacare.

Derweil gehen mehrere US-Bundesstaaten gerichtlich gegen die Entscheidung von Trump vor, ein Kernelement von Obamacare zu streichen. Insgesamt 18 Staaten reichten bei einem Bundesgericht in Kalifornien Klage gegen die geplante Einstellung von Milliardenzahlungen des Bundes an Versicherer ein. Die klagenden Bundesstaaten, darunter New York, Kalifornien und Massachusetts, bezeichneten Trumps Entscheidung als rücksichtslos. "Das ist ein Versuch, das ganze System in die Luft zu sprengen", sagte der Justizminister von New York, Eric Schneiderman.

Davon lässt sich der US-Präsident nicht beirren. "Sehr stolz auf mein Dekret", twitterte Trump. Dieses werde besseren Zugang zur Krankenversicherung ermöglichen und für geringere Kosten sorgen. "Millionen Menschen werden profitieren!"

Quelle: ntv.de, jga/rts/AFP

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