Wirtschaft

Bilanzen jahrelang frisiert Toshiba bestraft Manager nur ein bisschen

Toshiba-Chef Masashi Muromachi.

Toshiba-Chef Masashi Muromachi.

(Foto: REUTERS)

Null Toleranz ist das nicht: Zwar kündigt Toshibas neuer Chef vollmundig an, wegen des Bilanzskandals hart durchzugreifen. Doch danach sieht es derzeit wirklich nicht aus - im Gegenteil.

Wie geht man mit Managern um, die für einen der größten Bilanzskandale seit Jahren gesorgt haben? Toshibas neuer Firmenchef Masashi Muromachi hat sich offenbar entschlossen, die Verantwortlichen nicht zu feuern, sondern ihnen mit Milde zu begegnen.

Mehr als 30 Führungskräfte seien für den Skandal verantwortlich, sagte Muromachi und kündigte an, dieser würden bestraft. Details nannte er nicht. Muromachi betonte aber, dass sie keine Kündigung befürchten müssen. Konsequenterweise kündigte der Firmenchef an, dass zwei zurückgetretene Spitzen-Manager weiterhin Gehalt bekommen. Sie fungieren künftig als Berater.

Mitte September hatte Muromachi noch einen radikalen Umbau des Konzerns versprochen und gesagt, es werde keine "heiligen Kühe" geben. "Ich prüfe derzeit verschiedene Optionen für Strukturreformen, die sowohl drastisch als auch ohne Limitierungen ausfallen werden", so der Toshiba-Chef.

Muromachi hatte die Leitung Toshibas im Juli übernommen, war zuvor als Chairman Teil der Unternehmensführung. Sein Vorgänger Hisao Tanaka war gemeinsam mit sieben anderen führenden Managern zurückgetreten, weil Toshiba über viele Jahre die Gewinne zu hoch ausgewiesen hatte – ingesamt im Volumen von umgerechnet etwa 1,3 Milliarden US-Dollar.

Der Konzern, der diverse elektronische Produkte wie Computerchips oder Laptops herstellt, aber auch Atomkraftwerke baut, hatte im April erstmals Fehler in der Buchhaltung eingeräumt. Seitdem hat der Konzern an der Börse mehr als sechs Milliarden Dollar an Wert verloren. Dem Unternehmen drohen hohe Strafzahlungen.

"Unsachgemäße Buchführung" sei vom Management "systematisch" veranlasst worden, hieß es in einem Untersuchungsbericht, den das Unternehmen im Juli veröffentlicht hatte. Das Top-Management habe Untergebene unter Druck gesetzt. Bei Toshiba habe eine Unternehmenskultur geherrscht, in der Managemententscheidungen nicht infrage gestellt worden seien. Um die Gewinnziele zu erreichen, die die Konzernspitze vorgegeben habe, hätten die Toshiba-Mitarbeiter die Bilanzen frisiert.

Bei Analysten wachsen durch das Vorgehen Muromachis die Zweifel, ob Toshiba der angekündigte Kulturwandel gelingen wird. Im November will der Konzernchef konkrete Schritte ankündigen.

Quelle: ntv.de, jga/rts

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