Wirtschaft

Untergebene unter Druck gesetzt Toshiba-Chef Tanaka tritt zurück

Toshiba-Chef Hisao Tanaka verbeugt sich zu Beginn einer Pressekonferenz, auf der er seinen Rücktritt ankündigt.

Toshiba-Chef Hisao Tanaka verbeugt sich zu Beginn einer Pressekonferenz, auf der er seinen Rücktritt ankündigt.

(Foto: REUTERS)

Der Bilanzskandal bei Toshiba kostet auch Konzernchef Tanaka seinen Job. Als Grund für die jahrelang geschönten Zahlen gilt die Unternehmenskultur – denn sie dulde keinen Widerspruch.

Nach Bekanntwerden eines Bilanzskandals beim japanischen Elektronik-Riesen Toshiba haben Unternehmenschef Hisao Tanaka und sein Vorgänger, Vize-Vorstandschef Norio Sasaki, den Konzern verlassen. Insgesamt traten acht führende Manager zurück. Eine Untersuchung hatte zuvor ergeben, dass Toshiba in den vergangenen Jahren seinen Gewinn vor Steuern um mindestens 152 Milliarden Yen (1,1 Milliarden Euro) zu hoch ausgewiesen hatte – vorsätzlich und mit Wissen der Firmenspitze.

Die "unsachgemäße Buchführung" sei vom Management "systematisch" veranlasst worden, hieß es in einem Untersuchungsbericht, den das Unternehmen am Montag veröffentlicht hatte. Deshalb sei es für Wirtschaftsprüfer schwierig gewesen, die überhöhten Zahlen zu entdecken.

Der Konzern, der diverse elektronische Produkte wie Computerchips oder Laptops herstellt, aber auch Atomkraftwerke baut, hatte im April erstmals Fehler in der Buchhaltung eingeräumt. Damals hieß es noch, der Gewinn vor Steuern für die Jahre 2009 bis 2013 müsse voraussichtlich um insgesamt 55 Milliarden Yen nach unten korrigiert werden. Dem Unternehmen drohen hohe Strafzahlungen wegen der frisierten Bilanzen.

Die Aktie von Toshiba legte am Dienstag an der Börse von Tokio um 6,1 Prozent zu. Händler meinten, langfristig orientierte Anleger hätten sich schon vor geraumer Zeit von den Papieren getrennt. Jetzt würde der Kurs von kurzfristigen Deals geprägt. "Die schlechten Nachrichten sind erstmal raus", sagte ein Börsianer.

Erste Hinweise auf geschönte Bücher hatte es gegeben, als Regulierungsbehörden vor einigen Monaten auf Unregelmäßigkeiten stießen. Daraufhin wurde eine unabhängige Kommission unter der Leitung eines früheren Tokioter Staatsanwalts mit einer umfangreichen Untersuchung der Bücher beauftragt, deren Ergebnisse nun vorliegen.

Das Top-Management habe Untergebene unter Druck gesetzt, hieß es in dem Bericht. Bei Toshiba habe eine Unternehmenskultur geherrscht, in der Managemententscheidungen nicht infrage gestellt worden seien. Um die Gewinnziele zu erreichen, die die Konzernspitze vorgegeben habe, hätten die Toshiba-Mitarbeiter die Bilanzen frisiert.

Japans Finanzminister Taro Aso bezeichnete die Vorgänge als bedauerlich: "Wenn es Japan nicht gelingt, eine angemessene Unternehmenskultur zu etablieren, kann es das Vertrauen der Märkte verlieren."

Quelle: ntv.de, jga/rts

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