Wirtschaft

Saab übernimmt U-Boot-Werft Thyssenkrupp gibt Schweden auf

Mächtige Bugwelle in der Überwasserfahrt: Die Schweden wollen ihre Werften stärken. ThyssenKrupp zieht sich zurück.

Mächtige Bugwelle in der Überwasserfahrt: Die Schweden wollen ihre Werften stärken. ThyssenKrupp zieht sich zurück.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Stahlkonzern Thyssenkrupp zieht sich aus dem Schiffbau in Schweden zurück: Der Dax-Konzern verkauft seine dortigen Werftanlagen an Saab - und gibt damit letztlich dem Drängen der Regierung in Stockholm nach.

ThyssenKrupp stößt seine Werft in Schweden ab. Die Schiffbautochter ThyssenKrupp Marine Systems AB (ehemals Kockums) geht an den Rüstungskonzern Saab AB, unter anderem bekannt als Hersteller des Kampfjets Saab "Gripen". Der Kaufpreis beträgt Unternehmensangaben zufolge 340 Millionen schwedische Kronen (rund 37 Millionen Euro). Zum gleichnamigen Autobauer Saab besteht keine direkte Verbindung.

Der Verkauf steht noch unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch den Vorstand und die Aufsichtsgremien von ThyssenKrupp sowie durch die schwedische Wettbewerbsbehörde, heißt es. ThyssenKrupp hatte entsprechende Pläne zum Verkauf der Werftentochter bereits Mitte April angekündigt.

Der Entscheidung waren monatelange Streitigkeiten mit der schwedischen Regierung vorausgegangen. Grund waren Differenzen über den Bau von U-Booten. Im Streit um Preise und Produktionsstandorte hatte Schweden ThyssenKrupp die Verträge für die nächste Generation schwedischer U-Boote vorerst entzogen und schließlich angekündigt, keine neuen Boote mehr von der ThyssenKrupp-Tochter zu kaufen. Die Regierung in Stockholm setzt stattdessen auf eine heimische Produktion und hatte Saab aufgefordert, aktiv zu werden.

ThyssenKrupp
Thyssenkrupp 4,62

Treibende Kraft im Hintergrund ist die Sorge um Arbeitsplätze und wirtschaftliche Effekte einer heimischen Rüstungsindustrie. Bei der Schiffbautochter in dem nordeuropäischen Land waren an den drei Standorten Malmö, Karlskrona und Muskö zuletzt rund 900 Mitarbeiter beschäftigt.

Schiffbauspezialisten sind international heiß begehrt und kurzfristig kaum zu ersetzen. Eine möglichst gleichmäßige Auslastung der Werftanlagen zählt daher zu den wichtigsten Anliegen von Standortpolitikern und Wirtschaftsstrategen.

ThyssenKrupp will seine Werftaktivitäten nun künftig auf Kiel, Hamburg und Emden konzentrieren. "Diese Aktivitäten sind sehr ertragsstark und liefern einen zuverlässigen Beitrag zum Ergebnis des Unternehmens", erklärte ein Sprecher.

Mit dem eigenen Brennstoffzellenantrieb sei die Tochter Marine Systems Weltmarktführer im Bereich nichtnuklearer U-Boote. Die komplette Werftensparte des Dax-Konzerns erzielte im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro. Der größte Teil davon entfiel dabei auf die Standorte in Deutschland.

Erboste Schweden

ThyssenKrupp hatte den schwedischen U-Bootspezialisten Kockums 2005 beim Kauf des deutschen Rivalen Howaldtswerke-Deutsche Werft miterworben. Howaldtswerke-Deutsche Werft hatte Kockums wiederum 1999 übernommen. Das schwedische Unternehmen baute wie ThyssenKrupp nichtnukleare U-Boote, die wochenlang unter Wasser bleiben können.

Seit Thyssen 2005 die schwedische Werft übernahm, wurde aus Schweden allerdings kein einziges neues U-Boot mehr exportiert, obwohl das Land bis dahin nach Russland und Deutschland der weltweit drittgrößte Exporteur konventioneller Unterseeboote war.

Die schwedische Regierung war darüber so verärgert, dass sie ThyssenKrupp schließlich die Verträge für die nächste Generation schwedischer U-Boote entzog. Die Regierung signalisierte, die Aufträge stattdessen an das heimische Rüstungsunternehmen Saab AB vergeben zu wollen.

Saab baut derzeit keine bemannten U-Boote, will aber in das Geschäft einsteigen. Für den Stahl- und Technologiekonzern aus Deutschland könnte damit ein weiterer Konkurrent im Norden Europas entstehen.

Quelle: ntv.de, lsc/mmo/DJ/rts

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