Unter den Augen des Papstes ThyssenKrupp löst Terni-Streit
04.12.2014, 00:13 UhrWenn die Belegschaft zustimmt, könnte der Plan die Spannungen beilegen: Tief im italienischen Hinterland geben Gewerkschafter grünes Licht für die Sanierung des Stahlwerks Terni. Der Konzern aus Deutschland darf Personalausgaben einsparen.
Der deutsche Industriekonzern ThyssenKrupp hat sich mit den Gewerkschaften auf einen Sanierungsplan für sein Edelstahlwerk im italienischen Terni geeinigt. Die Personalkosten würden dadurch um 30 Millionen Euro gesenkt, teilte ThyssenKrupp mit. Die Einsparungen würden nicht ausschließlich durch Personalabbau sondern auch durch andere Einschnitte wie geringere Zulagen für Nachtschichten erzielt, hieß es. Die Belegschaft muss der Einigung noch zustimmen.
Der Dax-Konzern hatte mit seinen Plänen, in Terni 550 Arbeitsplätze zu streichen, heftigen Widerstand heraufbeschworen. International bekannt wurden die Proteste durch die Fürsprache von höchster Stelle: Papst Franziskus hatte sich im März mit Arbeitern aus der italienischen Stahlstadt getroffen und anschließend die Konzernführung aus Deutschland offen kritisiert. "Mit Arbeitsplätzen spielt man nicht", hatte das Oberhaupt der Katholischen Kirche erklärt.
100 Kilometer bis zum Heiligen Stuhl
Das Werk in Terni liegt im Nordosten Roms knapp 100 Kilometer von der italienischen Hauptstadt und dem Heiligen Stuhl entfernt. Der Betrieb gehört mit mehr als 2000 Arbeitsplätzen zu den größten Arbeitgebern in der Region Umbrien und gilt als wichtiger Industriezulieferer.
Wie viele Jobs in dem defizitären Werk nun letztendlich wegfallen werden, ließ ThyssenKrupp nach der Einigung mit den Gewerkschaften offen. Bisher hätten 290 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, erklärte der Konzern lediglich. Insgesamt sollen die Kosten bei der Tochter AST um mehr als 100 Millionen Euro gesenkt werden.
Edelstahl war einmal
Italien leidet seit Jahren unter anhaltender wirtschaftlicher Schwäche. Die Arbeitslosenquote ist hoch. Das Angebot an freien Stellen in Umbrien beschränkt. Der Konzern hatte die Edelstahltochter wie auch den Hersteller von Hochleistungswerkstoffen VDM im vergangenen Jahr vom angeschlagenen finnischen Outokumpu-Konzern zurückgenommen. Vorstandschef Heinrich Hiesinger hat keinen Zweifel gelassen, dass er aus dem Edelstahlgeschäft aussteigen und das defizitäre Werk in Terni wie auch VDM wieder abstoßen will.
Quelle: ntv.de, mmo/rts