Wirtschaft

"Noch nicht über den Berg" ThyssenKrupp-Chef warnt Aktionäre

Heinrich Hiesinger ist noch unzufrieden.

Heinrich Hiesinger ist noch unzufrieden.

(Foto: picture alliance / dpa)

Mit ThyssenKrupp geht nach einer schweren Krise wieder bergauf. Dennoch drückt Konzernchef Hiesinger auf die Euphoriebremse. Er sorgt sich um den Mittelzufluss. Dennoch gibt es für die Aktionäre nach drei Jahren eine Dividende.

ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger reicht die Rückkehr des Konzerns in die Gewinnzone nicht aus. "Die Wende ist noch nicht geschafft", sagte der Manager auf der Hauptversammlung in Bochum. Das Unternehmen wolle seinen Überschuss weiter steigern und sehe sich durch das abgelaufene erste Quartal des Geschäftsjahres 2014/15 (per Ende September) in seinen Zielen bestärkt.

ThyssenKrupp
Thyssenkrupp 4,73

Hiesinger bekräftigte die Prognose, wonach der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) im laufenden Jahr auf mindestens 1,5 Milliarden Euro von 1,3 Milliarden klettern und unter dem Strich ein deutlicher Überschuss erzielt werden soll. In den kommenden Jahren soll der Wert auf mindestens zwei Milliarden Euro klettern, einen konkreten Zeitpunkt nennt ThyssenKrupp dafür aber nicht. Er kündigte an, den Umbau des Mischkonzerns mit 160.000 Mitarbeitern weiter voranzutreiben.

Hiesinger warnte die Aktionäre vor allzu guter Laune. Der Konzern sei "noch nicht über den Berg", sagte er. Die Bilanzkennzahlen hätten noch lange nicht das Niveau erreicht, "das wir uns mittelfristig vorstellen". Sorge bereitet dem ThyssenKrupp-Chef vor allem der Cashflow: "Wir haben beim Mittelzufluss die Wende noch nicht geschafft", sagte er.

Es gibt eine Dividende

Der Vorstandschef will im laufenden Geschäftsjahr nach eigenen Worten einen "mindestens ausgeglichenen Mittelzufluss vor Desinvestitionen" erreichen. Im vergangenen Geschäftsjahr, das im September zu Ende gegangen war, hatte ThyssenKrupp nur dank Unternehmensverkäufen mehr eingenommen als ausgegeben.

Für das vergangene Geschäftsjahr schlug Hiesinger den Aktionären dennoch erstmals seit drei Jahren eine Dividende vor: Wie schon bei der Vorstellung des Jahresabschlusses angekündigt, will er 11 Cent je Aktie ausschütten. "Das ist natürlich nicht mehr als ein Signal", sagte der Konzernchef. Im vergangenen Geschäftsjahr hatte ThyssenKrupp nach drei Jahren mit Milliardenverlusten erstmals wieder einen Nettogewinn erzielt - unter anderem dank eines harten Sparprogramms.

Plädoyer gegen Aufspaltung

Der ThyssenKrupp-Chef beschwor zudem die Vorteile des Konzernverbunds. "Gemeinsam sind wir stärker", sagte er. "Verbundkraft bedeutet, dass wir gemeinschaftlich ganze Branchen besser erschließen." Beobachter hatten immer wieder über eine Aufspaltung des ThyssenKrupp-Konzerns - etwa einen Ausstieg aus der Stahlproduktion - spekuliert. Hiesinger sagte nun, die Diversifizierung mache den Konzern "robuster gegen Marktschwankungen in einzelnen Geschäften". Ein "aktives Portfoliomanagement" gehöre aber zum Konzernalltag, sagte Hiesinger. Das zeigten etwa ein Zukauf im Aufzugsgeschäft und der Werftverkauf in Schweden.

In der Vergangenheit sind die ThyssenKrupp-Verantwortlichen bei dem Versuch, den Konzern neu zu sortieren, allerdings mehrmals auf Schwierigkeiten gestoßen. Hiesinger verteidigte abermals den nach langen Bemühungen abgeschlossenen Verkauf des Stahlwerks im US-Bundesstaat Alabama und die Rücknahme der Edelstahltöchter VDM und AST von dem finnischen Konzern Outokumpu, nachdem dieser in finanzielle Schwierigkeiten geraten war. Für beide Unternehmen, die der Konzern wieder verkaufen will, hat ThyssenKrupp Restrukturierungspläne erarbeitet.

Noch keine Betriebserlaubnis für Brasilien-Werk

Derweil wartet ThyssenKrupp weiter auf die endgültige Betriebserlaubnis für sein Krisen-Stahlwerk in Brasilien. Es seien noch einige Umweltauflage abzuarbeiten, sagte Finanzvorstand Guido Kerkhoff auf der Hauptversammlung. Seit dem Produktionsbeginn in dem Stahlwerk nahe Rio de Janeiro im Sommer 2010 hat ThyssenKrupp bislang nur eine vorläufige Genehmigung. Das sei in Brasilien durchaus üblich, erklärte Kerkhoff.

Das Stahlwerk in Brasilien hat sich für ThyssenKrupp in der Vergangenheit zu einem Desaster entwickelt. Anderthalb Jahre lang versuchte Hiesinger, das Werk zu verkaufen, gab diese Bemühungen aber im November 2013 zumindest vorerst auf. Nun will ThyssenKrupp den Betrieb in eigener Regie voranbringen. Im vergangenen Geschäftsjahr gab es dabei Fortschritte. Allerdings kostete der in Brasilien produzierte Stahl immer noch mehr als derjenige aus dem Werk in Duisburg.

Quelle: ntv.de, wne/rts/DJ/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen