Wirtschaft

Musks Geschäft mit der Hoffnung Tesla wettet auf die Zukunft

Elon Musk und sein Elektroautobauer Tesla wollen mit dem Model 3 endlich Geld verdienen.

Elon Musk und sein Elektroautobauer Tesla wollen mit dem Model 3 endlich Geld verdienen.

(Foto: dpa)

Tesla ist ein Phänomen: Der E-Autokonzern von Elon Musk schreibt kontinuierlich rote Zahlen - und ist dennoch wertvollster Autobauer der USA. Nun soll das Model 3 den Massenmarkt überrollen. Analysten sind sich uneins, wohin Teslas Fahrt geht.

Wenn ein Konzernchef sein Unternehmen selbst für überbewertet hält, dann sollte dies Anleger grundsätzlich stutzig machen. Für Tesla scheint das nicht zu gelten. Der Elektroautobauer von Elon Musk verbrennt kontinuierlich Geld - und genießt dennoch das Vertrauen seiner Aktionäre. Für Musk ist die Situation weit weniger merkwürdig, als es auf den ersten Blick scheint. Zwar sagte der Firmenchef jüngst mit Blick auf die heutige Lage von Tesla, "dass der Aktienkurs höher ist, als wir verdient haben". In einem Tweet stellt er aber klar, dass die Titel zu niedrig bewertet seien, "wenn man an die Zukunft von Tesla glaubt".

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Investitionen in Tesla sind allgemein eine Wette auf die Zukunft. Eine Zukunft der E-Mobilität. Und viele Anleger schenken den Musk'schen Prophezeiungen Glauben, dass sie aufgeht. Das veranschaulicht die stolze Marktkapitalisierung von rund 57 Milliarden US-Dollar. Damit ist Tesla an der Börse wertvoller als die Traditionsunternehmen General Motors oder Ford. Dabei geben das die Zahlen auf den ersten Blick nicht her.

Während beispielsweise GM im zweiten Quartal 725.000 Autos allein in den USA verkaufte, brachte Tesla entgegen den Erwartung von Analysten lediglich 22.000 Wagen der Varianten "Model S" und "Model X" auf den Markt - und das weltweit. So hat Tesla im ersten Halbjahr sein Absatzziel von 47.000 bis 51.000 Autos mit Ach und Krach erreicht.

Am Mittwoch legt Tesla seine Quartalsbilanz vor - und die Zahlen werden wohl wieder rot gefärbt sein. Zwar rechnen Analysten mit einem Umsatz von bis zu 2,57 Milliarden US-Dollar. Das entspräche einem Plus von rund 65 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Wegen zahlreicher Investitionen dürfte sich der Verlust indes ausweiten. Im ersten Quartal hatte dieser 330 Millionen US-Dollar betragen.

Tesla-Aktien liegen im Trend

Noch sind die Anleger geduldig. Tesla-Aktien liegen im Trend. Aktuell kostet eine von ihnen knapp 319 US-Dollar. Im Jahresvergleich ist das ein Kursplus von etwa 40 Prozent. Einige Analysten trauen der Aktie weitaus mehr zu. So schrieb Alexander Haissl von der Privatbank Berenberg in einer Studie Ende Juni, dass Tesla im Elektroautobereich in Zukunft ein Quasi-Monopol haben könnte. Deshalb traut er Tesla ein Kursziel von 464 US-Dollar zu. Andere wiederum bremsen die Euphorie. "Grundsätzlich hat sich Tesla stark entwickelt", sagt Frank Schwope von der Nord LB zu n-tv.de: "Das liegt allerdings zu großen Teilen an der Marketingstrategie von Elon Musk." Autoexperte Helmut Becker bezeichnete Tesla auf n-tv.de gar als "eine Modeerscheinung - ein 'One-Hit-Wonder'".

Der Hype um Tesla und seinen visionären Chef ist enorm. Musk präsentiert sich als Anführer der E-Revolution. Und die soll mit dem Model 3 endgültig den Massenmarkt überrollen. Am Freitagabend übergab Musk auf einer großen Party am Firmensitz im kalifornischen Palo Alto die ersten 30 Autoschlüssel an die neuen Besitzer. Es soll ein Wendepunkt in der Firmengeschichte sein.

Obwohl die Produktionsziele schon jetzt bei kleinen Stückzahlen nicht mit der Realität übereinstimmen, will Tesla bereits im kommenden Jahr 500.000 Autos produzieren. Für 2020 wird gar die Millionen-Marke angepeilt.

Anleger wollen Erfolge sehen

Bislang hat Musk genug Jünger, die seine Vision teilen und an die E-Zukunft glauben. Doch Tesla kann sich nicht ewig auf das Geschäft mit der Hoffnung stützen - die Anleger wollen irgendwann Erfolge und ordentliche Gewinne sehen. Das kann laut Schwope noch einige Zeit dauern: "Es darf nicht überraschen, wenn Tesla noch in den kommenden zwei Jahren rote Zahlen schreibt."

Insgesamt hält Schwope viele der aktuellen Kursziele für zu optimistisch. Denn er bezweifelt, dass der Ausbau der Strukturen reibungslos verläuft. "Wenn es Tesla tatsächlich gelingt, den Absatz im kommenden Jahr von einer aktuell fünfstelligen Verkaufszahl auf 500.000 Autos zu vervielfachen, verläuft das nicht ohne Komplikationen." Für diesen Fall braucht Musk wohl mehr als eine Party unter der kalifornischen Abendsonne, um seine Anleger und Fans bei Laune zu halten.

Quelle: ntv.de

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