Wirtschaft

Druck von Aldi und Lidl Tesco wechselt den Chef aus

"Schwieriger, als wir dachten": Weil die Umsätze nicht stimmen, muss Philip Clarke gehen (Archivbild).

"Schwieriger, als wir dachten": Weil die Umsätze nicht stimmen, muss Philip Clarke gehen (Archivbild).

(Foto: REUTERS)

Der wachsende Konkurrenzdruck der deutschen Discounterketten kostet einem britischen Top-Manager das Amt: Der Einzelhandelsriese Tesco besetzt seine Führungsspitze neu. Tesco-Chef Clarke muss gehen.

Der scharfe Wettbewerb im britischen Einzelhandel zwingt den britischen Marktführer Tesco zu einer Neuausrichtung mit personellen Konsequenzen: Die größte Supermarktkette des Landes bekommt einen neuen Chef.

Philip Clarke werde seinen Posten zum 1. Oktober räumen, teilte Tesco am Morgen im englischen Cheshunt mit. Zur Begründung verweist der Konzern auf enttäuschende Umsatzzahlen. Die derzeitigen Rahmenbedingungen für die Geschäfte seien "schwieriger, als wir dachten", erklärte der Einzelhandelsriese mit.

Warnung an Aktionäre

Tesco-Anleger müssen sich nun auf enttäuschenden Zahlen einstellen. Mit der Bekanntgabe der Personalie gab das Unternehmen auch eine Gewinnwarnung heraus. Umsatz und Ergebnis dürften im ersten Geschäftshalbjahr unter den eigenen Erwartungen liegen, warnte Tesco.

An der Börse kamen die Neuigkeiten dennoch gut: Trotz der Umsatz- und Gewinnwarnung sprangen die Tesco-Aktien am Morgen deutlich ins Plus. Die Aktionäre begrüßten Clarkes Abgang, hieß es aus dem Handel. Analysten reagierten erleichtert. "Das ermöglicht dem Unternehmen einen Neuanfang", sagte Aktienhändler Lee Mumford vom Brokerhaus Spreadex.

Die Aktien des weltweit drittgrößten Einzelhändlers stiegen um bis zu 3,5 Prozent auf 295 Pence und waren damit Spitzenreiter im Londoner Auswahlindex FTSE. "Man kann nur hoffen, dass der Nachfolger sich an das Unilever-Mantra 'Marge, Marge und noch mehr Marge' hält", sagte ein Börsianer. Spekulationen auf eine Trendwende bei Tesco drückten die Papiere der britischen Konkurrenten. Morrisons verloren zeitweise 1,5 Prozent. Die Aktien von Sainsbury gaben 0,7 Prozent ab. Marks & Spencer notierten 0,5 Prozent schwächer.

Quartalsdesaster mit Folgen

Nachfolger von Clarke wird den Angaben zufolge der Unilever-Manager Dave Lewis. Bei dem niederländisch-britischen Konsumgüterhersteller leitet Lewis bislang das Geschäft mit Pflegeprodukten. Lewis sei ein erstklassiger Manager, der bei Unilever sehr erfolgreich gewesen sei, kommentierten Analysten von Shore Capital den Wechsel.

Clarke sei sich mit dem Verwaltungsrat einig, dass nun ein guter Zeitpunkt sei, um das Steuer an jemanden "mit einer neuen Vision und einem neuen Profil" zu übergeben, erklärte Firmenpräsident Richard Broadbent, der bei Tesco in etwa die Rolle eines deutschen Aufsichtsratsvorsitzenden innehält. Clarke hatte vor drei Jahren den Chefposten bei Tesco übernommen. Anfang Juni hatte die Kette für die ersten drei Monate des Jahres die schlechtesten Quartalszahlen seit vier Jahrzehnten vorgelegt.

Die Deutschen kommen

Tesco steht im heimischen Einzelhandel stark unter Druck von Discountern - unter anderem der deutschen Unternehmen Aldi und Lidl. Dazu macht dem Konzern auch die Konkurrenz durch andere Supermarktketten mehr und mehr zu schaffen.

Unter Clarkes Führung hatte das Unternehmen 2012 einen Investitionsplan mit einem Volumen von rund 1 Milliarde Pfund (1,26 Milliarden Euro) beschlossen. Clarke wollte damit auf dem Heimatmarkt wieder Boden gut machen.

Tesco ist die drittgrößte Supermarktgruppe der Welt hinter Wal-Mart aus den USA und Carrefour aus Frankreich. Wichtigster deutscher Wettbewerber im internationalen Geschäft ist der Dax-Konzern Metro.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/DJ/dpa/rts

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