Wirtschaft

Künstliche Intelligenz Tech-Riesen klotzen am Zukunftsmarkt

Der chinesische Go-Spieler Ke Jie unterlag Googles KI-Programm AlphaGo

Der chinesische Go-Spieler Ke Jie unterlag Googles KI-Programm AlphaGo

(Foto: REUTERS)

Der Markt für künstliche Intelligenz bietet Unternehmen enormes Wachstumspotenzial. Umso energischer investieren US-Konzerne dort. Wer hat derzeit die Nase vorn?

Es klingt wie ein Widerspruch, wenn Tesla-Chef Elon Musk einerseits mit seinem Unternehmen Tesla an selbstfahrenden Autos arbeitet, andererseits aber eindringlich vor den Gefahren künstlicher Intelligenz (KI) warnt. "Künstliche Intelligenz stellt ein grundlegendes Risiko für die Existenz der menschlichen Zivilisation dar, auf eine Weise wie es Autounfälle, Flugzeugabstürze, schadhafte Drogen oder schlechtes Essen nie waren", sagte Musk auf einem Treffen der "National Governors Association", einer Organisation von US-Gouverneuren. "Ich habe Zugang zu hochmoderner künstlicher Intelligenz, und ich glaube, die Leute sollten besorgt sein", so der Tesla-Chef. Aber dieser Bereich ist eben gleichzeitig ein großer und stark wachsender Markt, der zahlreichen Unternehmen neue Gewinnchancen ermöglicht.

KI (engl. artificial intelligence, kurz AI) bezeichnet menschenähnliches Denken oder Handeln eines Computers, Roboters oder einer Maschine. Das System lernt aus seinen Fehlern und kann ohne erneute Programmierung auf eine gleiche Aufgaben- oder Problemstellung anders reagieren. Ein intelligentes Verhalten wird somit durch maschinelles Lernen simuliert. Möglich wird KI durch nahezu unbegrenzt verfügbare, flexible Rechenleistung (Cloud Computing) und riesige Datenmengen. In den nächsten Jahrzehnten dürfte KI zur wesentlichen Stellschraube für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen werden. Die Analysten der Researchfirma Markets and Markets prognostizieren, dass der Markt bis zum Jahr 2022 auf rund 16 Milliarden Dollar wachsen wird, was einem durchschnittlichen Anstieg von knapp 63 Prozent pro Jahr zwischen 2016 und 2022 entspricht.

Profiteure im Software- und Hardwarebereich

Andere Analyseunternehmen wie Gartner sind ebenfalls optimistisch für die weitere Entwicklung und erwarten, dass ab dem Jahr 2020 KI-Technologie in fast jedem neuen Software-Produkt enthalten sein wird. Entsprechend kräftig investieren Cloud-Spezialisten, wie Microsoft und kleinere Softwarefirmen wie Salesforce.

Microsoft hat in den vergangenen Jahren kleine KI-Firmen, wie Netbreeze, Equivio und Genee gekauft und im September 2016 eine große neue KI-Einheit namens AI and Research Group aufgebaut. Leistungsfähigere Software erfordert leistungsfähigere Hardware, womit der Hersteller von Grafikkarten Nvidia ins Spiel kommt. Die hochpreisigen Grafikkarten von Nvidia werden verstärkt in Rechenzentren im Bereich Machine Learning eingesetzt. Gleichzeitig bietet der Konzern mit Drive PX eine Platform, die Autoherstellern beim Bau von selbstfahrenden Fahrzeugen hilft. Die Grafikkarten können "sehen" und auf Hindernisse reagieren.

Der weltgrößte Chiphersteller Intel will ebenfalls an dem Wachstum partizipieren und kauft den israelischen Kameratechnik-Spezialisten Mobileye. Dessen Kameras und Sensoren gelten in der Branche als das Auge des selbstfahrenden Autos. Mit der Technologie ist das Unternehmen der weltweit führende Anbieter von Fahrassistenzsystemen, der Vorstufe von selbständig fahrenden Autos. Im Hype um KI bläst Apple zur Aufholjagd. Ende Mai gab es Berichte, dass Apple an einem Prozessor arbeite, der speziell auf KI-Aufgaben ausgelegt sein solle. Mit dem Chip wolle der Konzern in den Markt für selbstfahrende Autos und augmented Reality vordringen. Darunter versteht man die computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung. Zudem will das Unternehmen den Rückstand auf Amazon und Alphabet verringern, die ebenfalls mit Hochdruck in dem Bereich arbeiten, nicht zuletzt mit dem sprachgesteuerten Gerät Amazon Echo oder dem intelligenten Lautsprecher Google Home. Google verwendet zudem in seinen eigenen Rechenzentren einen selbst entwickelten KI-Chip, um die Suchergebnisse und die Bilderkennung zu verbessern.

Das soziale Netzwerk Facebook war zwar weniger auf Akquisitionstour, entwickelt aber mit seiner FAIR-Einheit (Facebook AI Research) eigene Lösungen für Bild- und Spracherkennung, Natural Language Processing (Computerlinguistik) der Machine Learning. Die Fantasie um künstliche Intelligenz lässt die Umsätze in den beteiligten Aktien deutlich ansteigen, wie Manuel Suckart vom Onlinebroker Degiro weiß: "Trotz Sommerpause sehen wir vor allem bei den großen US-Tech-Firmen aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz ein großes Anlegerinteresse."

Daher dürfte trotz Musks Bedenken nicht nur das Interesse der Investoren hoch bleiben, sondern auch das Wachstum des KI-Marktes. Dabei könnten sich vor allem die US-Technologiekonzerne einen großen Teil vom Kuchen abschneiden.

Quelle: ntv.de

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