Wirtschaft

Illegale Absprachen Tausende Firmen verklagen Lkw-Hersteller

Je Fahrzeug könnten ungefähr zehn Prozent des Kaufpreises oder der Leasingraten eingefordert werden.

Je Fahrzeug könnten ungefähr zehn Prozent des Kaufpreises oder der Leasingraten eingefordert werden.

(Foto: picture alliance / dpa)

14 Jahre lang sprechen Daimler, MAN und andere Lkw-Hersteller die Verkaufspreise ihrer Fahrzeuge ab. Auf sie rollt wegen des Kartells eine immer höhere Welle an Schadensersatzklagen zu. Doch in Konzernkreisen heißt es, den Kunden sei kein Schaden entstanden.

Auf Daimler und andere Lkw-Bauer kommen immer mehr Schadensersatzklagen zu. Mehrere Tausend Transportfirmen hätten sich dem Sammelverfahren gegen Daimler, DAF, MAN, Iveco und Volvo wegen des 2016 geahndeten Kartells angeschlossen, erklärte ein Sprecher des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL).

Der Verband hatte bis Ende September Klageansprüche gesammelt, um mit Hilfe von Prozessfinanzierern und der US-Kanzlei Hausfeld bis Ende des Jahres Klagen einzureichen. Der Initiative hätten sich Besitzer von mehr als 100.000 Lkw angeschlossen, ergänzte der BGL-Sprecher. Je Fahrzeug könnten grob gerechnet zehn Prozent des Kaufpreises oder der Leasingraten eingefordert werden. "Die gesamte Schadenssumme wird derzeit noch kalkuliert."

Die Lkw-Kunden sehen sich geprellt, weil sie wegen der jahrelangen Absprachen der Hersteller zu hohe Preise gezahlt hätten. Ende September verhängte die EU-Kommission auch gegen die VW-Tochter Scania, die sich zunächst gegen die Strafe gewehrt hatte, ein Bußgeld. Insgesamt verdonnerte die Kartellbehörde die Hersteller zu rund 3,8 Milliarden Euro Strafe. Die Lastwagen-Hersteller sprachen ab 1997 über 14 Jahre hinweg die Verkaufspreise für ihre Fahrzeuge ab.

Forderungssummen bis fünf Millionen Euro

In Konzernkreisen hieß es allerdings, den Kunden sei dadurch kein Schaden entstanden. Abgesprochen worden seien nur die Bruttoverkaufspreise. "Die Nettoverkaufspreise wären ohne das Kartell nicht anders gewesen", sagte ein Insider. "Wir halten die Klagen für unbegründet und setzen uns entschieden dagegen zur Wehr."

Unabhängig vom Sammelverfahren des BGL klagen bereits viele Spediteure auf eigene Faust. So sind am Landgericht Stuttgart gegen Daimler und andere Hersteller rund 40 Klagen anhängig mit Forderungssummen von einigen Tausend bis rund fünf Millionen Euro. Die bisher angesetzten Verhandlungstermine im Oktober seien abgesetzt worden, erklärte ein Gerichtssprecher. Kläger hätten einen Befangenheitsantrag gegen die Vorsitzende Richterin gestellt, weil einer ihrer Verwandten bei Daimler beschäftigt sei. Der Stuttgarter Konzern wollte sich zu den Klagen nicht äußern.

Quelle: ntv.de, ftü/rts

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