Wirtschaft

Wien will Milliarden zurück Staatsanwalt ermittelt gegen Airbus-Chef

Thomas Enders.

Thomas Enders.

(Foto: picture alliance / dpa)

Österreich fühlt sich beim Kauf des Eurofighter-Kampfjets betrogen. Das ist schon länger bekannt. Nun rückt allerdings der Airbus-Chef immer mehr ins Visier der Ermittler. Die Wiener Justiz ermittelt mittlerweile wegen schweren Betrugs gegen Thomas Enders.

Thomas Enders gerät im Zusammenhang mit einem milliardenschweren Kauf von Kampfjets durch Österreich ins Visier der Strafverfolger. Laut einem der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Dokument ermittelt die Staatsanwaltschaft Wien gegen den Konzernchef des Flugzeugbauers wegen schweren Betrugs. Eine Sprecherin der Behörde bestätigte die Untersuchungen.

Airbus
Airbus 39,20

Airbus-Chef Enders war bei der Bestellung der Kampfjets 2003 noch Chef der Rüstungssparte. Airbus lehnte eine Stellungnahme zunächst ab. Staatsanwälte in München und Wien nehmen den umstrittenen Kauf der Kampfflugzeuge des Typs Eurofighter durch Österreich schon seit Jahren unter die Lupe. Sowohl der Kauf als auch die in der Rüstungsbranche üblichen Gegengeschäfte waren wegen des Verdachts auf Schmiergeldzahlungen und Scheingeschäfte immer wieder in die Schlagzeilen geraten.

Laut dem Dokument ermittelt die österreichische Justiz insgesamt gegen 16 Personen. Auch bei der Münchner Staatsanwaltschaft stehen 16 frühere Eurofighter-und EADS-Manager unter dem Verdacht der Untreue. Zur Jahresmitte will die Behörde Ergebnisse vorlegen.

Österreich kaufte 18 Kampfjets

Österreich hatte Anfang des Jahrtausends seine Luftwaffe aufrüsten wollen. Im Sommer 2003 entschied sich das Land für den Kauf von 18 Eurofighter-Kampfjets des Airbus-Konzerns für knapp zwei Milliarden Euro. 2007 hatte man sich in einem Vergleich auf eine Verringerung der Stückzahl auf 15 Jets geeinigt, die 2007 bis 2009 ausgeliefert wurden. Zudem wurde vereinbart, dass österreichische Firmen bis 2018 Aufträge erhalten, deren Volumen mehr als doppelt so hoch ist wie der Kaufpreis.

In die Ermittlungen kam neue Bewegung, nachdem das österreichische Verteidigungsministerium im Februar Strafanzeige gegen zwei Airbus-Firmen einreichte. Die Republik Österreich hatte sich der Klage gegen die Airbus Defence and Space GmbH - früher EADS Deutschland - sowie die in München ansässige Eurofighter Jagdflugzeug GmbH angeschlossen.

Österreich fühlt sich unter anderem beim Kaufpreis der Kampfjets getäuscht. Hätte sich Airbus "rechtskonform" verhalten, hätte Österreich keine Eurofighter gekauft, sondern die günstigeren Gripen von Saab, sagte Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil damals. Das Land fordert nun rund 1,1 Milliarden Euro Schadenersatz. Airbus hatte die Vorwürfe der Arglist und des Betrugs zurückgewiesen. "Sie erscheinen konstruiert und wir weisen sie in aller Deutlichkeit zurück", erklärte der Konzern seinerzeit. Die Aktion Österreichs sei "ein politisches Manöver".  

Quelle: ntv.de, kpi/rts

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