Wirtschaft

Großangriff auf Google? Springer setzt auf Pariser Suchmaschine

Berühmte Adresse im Zentrum der deutschen Hauptstadt: Die Axel Springer SE residiert in der Axel-Springer-Straße 65 (Archivbild).

Berühmte Adresse im Zentrum der deutschen Hauptstadt: Die Axel Springer SE residiert in der Axel-Springer-Straße 65 (Archivbild).

(Foto: picture alliance / dpa)

Im Kampf um den Werbemarkt der Zukunft nimmt die Strategie von Springer Formen an: Das MDax-Unternehmen investiert in ein französisches Startup. Die Suchmaschine Qwant will die Vorherrschaft von Google in Europa brechen.

Der deutsche Medienkonzern Axel Springer, einer der mächtigsten Widersacher von Google in Europa, steigt bei der französischen Suchmaschine Qwant ein. Eine Springer-Tochter erwarb eine Beteiligung von 20 Prozent, wie das Unternehmen mitteilte. Den Kaufpreis wollte der im Nebenwerteindex MDax gelistete Konzern nicht bekanntgeben.

Das in Berlin ansässige Medienunternehmen befindet sich in einer Phase der Neuausrichtung. Aus dem einstigen Zeitungsherausgeber mit Titel wie "Bild" und "Welt" soll eigenen Angaben zufolge "der führende digitale Verlag" werden. Mittlerweile tragen die "digitalen Medienkanäle", wie es bei Axel Springer heißt, bereits mehr als die Hälfte zu den Konzernerlösen bei. Seit Ende vergangenen Jahres firmiert der Konzern nicht mehr als Aktiengesellschaft (AG), sondern als Societas Europaea (SE). Die neue Rechtsform solle "die europäische und internationale Marktausrichtung des Unternehmens unterstreichen und erleichtern", hieß es.

Kampfansage an Google

Die Geschäftsfelder des Konzerns gliedern sich in sogenannte Bezahl-, Vermarktungs- und Rubrikenangebote. Neben kostenpflichtigen Diensten aus dem Bereich des Online-Journalismus setzt Springer verstärkt auf die Vermarktung von Werbeanzeigen im Internet. Das deutsche Unternehmen konkurriert dabei direkt mit dem US-Konzern Google - insbesondere mit dem Preisvergleichsdienst Idealo aus dem Segment "Vermarkungsangebote" sowie Stellenmarkt- und Immobilienportalen wie Immonet oder Stepstone ("Rubrikenangebote").

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, warum Springer die Wettbewerbsbeschwerde bei der EU-Kommission gegen Google unterstützt. Der Einstieg bei Qwant wirkt dabei wie ein weiterer Schachzug im Wettbewerb um Marktmacht und Reichweite im Online-Geschäft.

Qwant war im vergangenen Jahr zunächst in Frankreich gestartet. Im März dieses Jahres erweiterte die Suchmaschine ihr Angebot auch nach Deutschland. Hierzulande kommen den Franzosen die NSA-Debatte und die Fragen der Datensicherheit entgegen.

Google-Herausforderer aus Paris

Die Qwant-Gründer versprechen mehr Schutz der Privatsphäre als bei der Konkurrenz. Die ursprünglich französische Suchmaschine sammele keine Informationen zum Nutzerverhalten, heißt es. Geld verdient das vergleichsweise kleine Unternehmen mit dem Verkauf von Software an Firmen und mit Werbelinks, bei denen Qwant einen Anteil erhält, falls Nutzer dank der Online-Vermittlung etwas einkaufen.

Das scheint recht gut zu funktionieren: Im vergangenen Jahr setzte Qwant 5 Millionen Euro um - und das bei einer vergleichsweise überschaubaren Anschubfinanzierung. Bis März hatte Qwant 3,5 Millionen Euro von Investoren eingesammelt. Das Startup mit Sitz in Paris hat 25 Mitarbeiter. Die Reaktionen an der Börse fielen zunächst verhalten aus. Die Springer-Aktien ziehen im Verlauf leicht an bis auf 46,84 Euro.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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