Wirtschaft

Reaktion auf die Niedrigzinsen Sparkassen erwägen "Bargeldschutz"

Besser im eigenen Keller als bei der EZB: Die Kosten für Transport, Diebstahlschutz und Versicherungen liegen angeblich unter den Ausgaben für Strafzinsen.

Besser im eigenen Keller als bei der EZB: Die Kosten für Transport, Diebstahlschutz und Versicherungen liegen angeblich unter den Ausgaben für Strafzinsen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die aggressive Niedrigzinspolitik von EZB-Chef Draghi bringt Banken zunehmend in Bedrängnis. In Deutschland denken Sparkassendirektoren mittlerweile über unkonventionelle Auswege nach. Die Strategie der Zentralbank könnte ins Leere laufen.

Die Strafzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) zwingen die Bankenbranche zum Umdenken: Bei den Sparkassen kursieren einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zufolge mittlerweile sogar Überlegungen, größere Geldbeträge lieber über Nacht im eigenen Haus zu belassen als es zu ungünstigen Konditionen bei der EZB zu parken.

Die Sparkassen fragten sich, "ob es für sie wirtschaftlicher sein könnte, hohe Bargeldwerte nicht - wie bisher - bei der EZB einzulagern, sondern stattdessen selbst zu verwahren", zitierte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" aus einem Rundschreiben des bayerischen Sparkassenverbands.

Tresor billiger als Zentralbank

In dem Schreiben ist laut "FAZ" die Rede von einem "EZB-Bargeldschutz". Gemeint sei damit, dass sich die Sparkassen mit dem Anhäufen von Bargeldbeständen vor der negativen Wirkung von EZB-Strafzinsen schützen wollen. Der Sparkassenverband verweist demnach darauf, dass die Versicherungskammer Bayern "auch für größere Bargeldmengen" einen Versicherungsschutz biete.

Der Versicherungsschutz koste je 1000 Euro 1,50 Euro zuzüglich Versicherungssteuer, heißt es in dem Bericht weiter. Im gewählten Beispiel kommen die Sparkassen damit auf Kosten im Umfang von 0,1785 Prozent. Die Belastungen durch eine hauseigene Bargeldreserve läge somit unter den Belastungen durch den aktuell für Banken geltenden EZB-Strafzins von 0,3 Prozent. Allerdings gebe es eventuell weitere Kosten, gibt das Sparkassen-Schreiben zu bedenken, etwa für Geldtransporte oder verstärkten Einbruchsschutz.

Sparkassen-Plan untergräbt Draghi-Strategie

Laut einer Sprecherin des Sparkassenverbandes in München haben schon mehrere Sparkassen Interesse an dem Programm gezeigt. Konkrete Summen, auch zu gezahlten Strafzinsen, wollte sie nicht nennen. Erklärtes Ziel im teils im negativen Bereich angesetzten EZB-Zinsen ist es eigentlich, die Banken zum Geldverleihen zu animieren und damit die Kreditvergabe im Euroraum insgesamt anzukrubeln. Sollte der Vorschlag der Sparkassen Schule machen, könnte die Strategie von EZB-Chef Mario Draghi wirkungslos verpuffen.

Schon in der nächsten Woche könnte die EZB den sogenannten Einlagenzins noch weiter verschärfen. Angesichts der schwachen Inflationsentwicklung halten Analysten eine nochmalige Lockerung der Geldpolitik mit einer weiteren Senkung der Zinsen und möglicherweise einer Ausweitung des Anleihekaufprogramms für wahrscheinlich. Beobachter vermuten, dass der EZB-Rat am kommenden Donnerstag (10. März, 13.45 Uhr) den für Banken maßgeblichen Einlagenzins, den sogenannten Strafzins, auf minus 0,4 oder gar 0,5 Prozent verschärfen könnte.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP

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