Technik

Microsoft sieht sich auf gutem Weg "Sony hat bislang mehr erreicht"

Xbox oder Playstation? Für viele Spieler ist es eine Glaubensfrage.

Xbox oder Playstation? Für viele Spieler ist es eine Glaubensfrage.

(Foto: picture alliance / dpa)

Microsoft würde das vergangene Jahr wohl gerne streichen - vor allem, was die Xbox One betrifft. Eine Neujustierung soll Spieler nun locken. Der Konsolenkampf sei noch nicht beendet, sagt Microsoft-Manager Gregor Bieler im Interview: "Wir stehen am Anfang."

n-tv.de: Herr Bieler, bei Microsoft geht es in Sachen Xbox plötzlich nur noch um Spiele, wie auch auf der Pressekonferenz im Rahmen der Gamescom zu sehen war. Es soll zudem nur noch ein Windows geben. Das Unternehmen franst also sein Portfolio nicht mehr so aus. Wie kam es dazu?

Gregor Bieler: Wir haben bei der Pressekonferenz bestimmte Themen bewusst ausgeblendet. Es gab zudem Führungswechsel bei Microsoft. Phil Spencer etwa ist neu in der Position als Head of Xbox. Er hat uns einen klaren Kurs verordnet: Der Gamer steht im Zentrum. Also fokussieren wir unsere Ressourcen auf den Gamer und sprechen über Spiele. Es ist das, was den Konsolenverkauf so früh im Lebenszyklus treibt.

Sie sind seit Januar im Unternehmen. Inwiefern waren sie in diesen Prozess überhaupt involviert?

Gregor Bieler ist Chef des Consumer-Bereichs und agiert direkt unter Deutschland-Chef Christian Illek.

Gregor Bieler ist Chef des Consumer-Bereichs und agiert direkt unter Deutschland-Chef Christian Illek.

(Foto: Microsoft)

Eher wenig. Phil Spencers Strategie stand bereits fest. Für das Unternehmen steht die angesprochene Fokussierung, die bereits Anfang des Jahres ausgerufen wurde, bei allem was wir tun an erster Stelle. Ich halte sie für absolut richtig.

Haben Sie selbst Konsolen?

Ja, drei.

Welche?

Die Wii U, eine Playstation 4 und die Xbox One.

Vergleichen Sie, und wenn Ja, zu welchem Ergebnis kommen Sie?

Nintendo hat einige tolle Titel, die ich gerne mit meinen Kindern spiele. Ansonsten läuft die Xbox One. Die Playstation nehme ich für den Wettbewerbsvergleich. Es ist wichtig für mich, da auf dem Laufenden zu bleiben.

Waren die Veränderungen auch ein Ergebnis der Vorkommnisse im vergangenen Jahr? Hat Microsoft gemerkt: Das ist offenbar nicht, was die Kunden wollen?

Von heute aus zurückblickend, ist das gut analysierbar. Ganz klar: Mit dem Wissen von heute hätten wir bestimmte Entscheidungen in der Vergangenheit wohl anders gefällt. Es gibt immer Punkte bei einer Strategiefindung, an denen entschieden werden muss. Erst später wird klar, ob sie richtig waren. Wir haben einige Dinge richtig, aber einige Dinge auch nicht gut gemacht. Wir hatten im vergangenen Jahr einen holprigen Start.

Was ist nun anders?

Als wir sahen, dass die Xbox One nicht das Produkt ist, das sich unsere Fans gewünscht hatten, taten wir alles, um ihnen die Möglichkeit zu geben, mit uns zu sprechen. 400.000 Nutzer haben ihre Ideen und Vorschläge für eine Weiterentwicklung unserer Plattform an uns herangetragen. Wir haben auch mit potenziellen Käufern gesprochen und gefragt, was überhaupt gewollt ist. Als Ergebnis verkaufen wir seit Juni eine Xbox One ohne Kinect, weil es ein Wunsch der Spieler war. Es gibt nun monatliche Updates. Die beiden Konsolen Xbox und Playstation nehmen sich technisch und preislich nicht viel. 48 Millionen Leute nutzen unseren Online-Service Xbox Live.

Wie sieht es mit den Bereichen abseits der Spiele aus, auf die Microsoft bei der Markteinführung der Xbox One so viel Wert gelegt hat?

Die Xbox One wird nur die Hälfte der Zeit zum Spielen verwendet, sagt Gregor Bieler.

Die Xbox One wird nur die Hälfte der Zeit zum Spielen verwendet, sagt Gregor Bieler.

(Foto: picture alliance / dpa)

Kurz vor der Gamescom haben wir neue Zahlen zum Nutzungsverhalten der Xbox One erhoben. Das Ergebnis: Die Hälfte der Zeit wird gespielt, die andere Hälfte werden andere Angebote genutzt, etwa Filme geguckt. Ich war total überrascht. Die ursprüngliche Vision einer Unterhaltungszentrale im Wohnzimmer ist Realität. Aber jedes Mal wenn wir diese Geschichte erzählen, heißt es wieder: Ihr vergesst die Gamer. Das stimmt aber nicht.

Fühlen Sie sich von der Spielepresse unfair behandelt?

Nein, unfair behandelt fühlen wir uns nicht. Ich kann damit sehr gut umgehen. Ich bin neu und erst seit sieben Monaten da. Ich versuche einfach zu verstehen, was passiert ist. Nach acht Monaten ist es verfrüht, den Konsolenkampf für beendet zu erklären. Wenn ich im Fußball nach 10 Minuten mit 1:0 führe, ist das Spiel noch nicht beendet. Außerdem: Weder der Handel noch der Konsument wollen eine Monokultur.

Microsoft
Microsoft 404,27

Sind bereits Effekte der erwähnten Änderungen zu beobachten?

Seitdem die Xbox One ohne Kinect erhältlich ist, steigen die Verkaufszahlen der Hardware. Zugegeben, Sony liegt bei den Stückzahlen vorne. Aber die Lebensdauer einer Konsole liegt irgendwo zwischen acht und zehn Jahren. Global haben wir 84 Millionen Xbox 360 abgesetzt. Und die Zahlen der Xbox-One-Markteinführung übertrifft die der 360 um 76 Prozent. Im hausinternen Vergleich sind wir damit zufrieden. Sony hat zwar bislang mehr erreicht, aber wir haben reagiert.

Sony wird häufig als Plattform mit den kreativeren, überraschenderen Spielen gesehen, während Microsoft sich auf große, actionreiche Zugpferde verlässt. David Edery von Spry Fox etwa hat einen strategischen Posten bei den Microsoft Game Studios abgelehnt, stattdessen sein eigenes, erfolgreiches Studio gegründet und sagt: "Being a strategy person at Microsoft is death." Ist die Kreativität im Unternehmen vorhanden, kommt aber nicht auf die Straße?

Ist das nicht überall so? Wäre das bei der Allianz, bei BMW oder General Electric anders? In einem Unternehmen von unserer Größe arbeitet es sich natürlich nicht so wie in einem mit 10, 20 oder 50 Mitarbeitern. Ich glaube, dass es eine individuelle Entscheidung Ederys war, wie er sich einbringen möchte. Darauf lässt sich keine generelle Aussage über Microsoft ableiten.

Trotzdem gibt es die angesprochene Neujustierung bei Microsoft. An welchem Zeitpunkt des Prozesses befindet sich die Xbox-Sparte?

Wir stehen am Anfang. Wir haben uns nie wirklich von den Core-Gamern entfernt, der Eindruck sollte niemals entstehen. Wir hatten auf der E3 einen guten Start und haben bei der Gamescom so weitergemacht: Wir reden über Spiele. Wir hören weiter zu. Das haben wir gelernt und das setzen wir nun um.

Haben diese Querelen etwas an der Bedeutung der Xbox innerhalb des Unternehmens verändert?

Für uns hat sich nichts an der Bedeutung der Xbox geändert. Wir werden die Xbox stetig weiterentwickeln und weiter vermarkten.

Was spielen Sie selbst am liebsten und was mit Ihren Kindern?

Mit meinen Kindern Dance Central, Zoo Tycoon und Mario Kart 8. Erst wird getanzt, dann beim Zoobesuch ausgeruht und dann gerast. Ich selbst oute mich hiermit als absoluter Forza-Motorsport-Fan, und von Assassin's Creed habe ich jeden Teil gespielt. Bei Fifa verliere ich leider häufig gegen meine Kollegen. Die haben einfach mehr Übung.

Mit Gregor Bieler sprach Roland Peters

Quelle: ntv.de

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