Wirtschaft

Solarworld-Pleite als Warnung Solarindustrie kämpft gegen den Niedergang

Die US-Branche ist besser durch die Krise gekommen.

Die US-Branche ist besser durch die Krise gekommen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Nach der Solarworld-Pleite ist klar: Das Umfeld für die Branche bleibt nicht zuletzt wegen US-Präsident Trump schwierig. Wer kann sich in dem Sektor überhaupt noch behaupten?

Die Solarworld-Pleite zeigt das ganze Ausmaß der Krise in der Solarindustrie. Auch der Aktienmarkt, der gut gelaufen ist, zeigt, wie schwer sich die Unternehmen tun. Die Aktien des US-Solarpanelherstellers First Solar zum Beispiel zählen zu den ganz wenigen Aktien im S&P 500, die seit dem Ende der Finanzkrise 2009 immer noch im Minus stecken. Während sich First Solar zuletzt dank guter Unternehmensergebnisse zumindest etwas erholen konnte, geht Solarworld in die Insolvenz. Trotz eines scharfen Sparprogramms konnte das Aus nicht mehr verhindert werden. Der Optimismus, den Solarworld-Chef Frank Asbeck verbreitet hat, konnte die Investoren nicht überzeugen.

Auch in den USA scheint die Sonne für die US-Solarhersteller nicht mehr hell. Insgesamt ist die US-Branche aber besser durch die Krise gekommen. Und es gibt Anlass zu Hoffnung: US-Präsident Trump hat Steuererleichterungen für die Solarindustrie immerhin noch nicht gestrichen, obwohl er den Klimawandel als Schwindel bezeichnet und angekündigt hat, verstärkt in die Bereiche Öl und Kohle zu investieren.

Regulatorische Risiken in den USA

Für eine Erholung der US-Branche könnte auch der Preisrückgang bei Solarpanelen sprechen, der Solarworld zum Verhängnis wurde. Die niedrigen Preise lassen die Technologie zusehends wettbewerbsfähiger gegenüber Erdgas und Kohle werden. Etliche Versorger, aber auch Unternehmen und private Haushalte, dürften verstärkt in die Solartechnik investieren.

Der Versorger NRG Energy hat angekündigt, er wolle die Emissionen bis 2030 um die Hälfte reduzieren und dazu weiterhin in den Bereich erneuerbare Energien investieren. Ob das Absatzwachstum in der US-Solarbranche anhält, wird allerdings nicht zuletzt davon abhängen, ob Trump einen neuen Versuch zur Abschaffung der Subventionen für die Solarindustrie starten und womöglich mit der Mehrheit der Republikaner im Kongress auch durchsetzen wird.  

Das wäre eine Hiobsbotschaft für eine Branche, die ohnehin unter dem Preisverfall leidet. Experten gehen davon aus, dass die Preise in den nächsten fünf Jahren um 50 Prozent sinken werden, nach einem Minus von knapp 60 Prozent für die vergangenen fünf Jahre. Die US-Solarfirma SunPower, die mehrheitlich dem französischen Ölmulti Total gehört, hat auf das schwierige Umfeld reagiert und rund ein Viertel aller Mitarbeiter entlassen und ein Werk geschlossen. Laut den Schätzungen der Analysten soll der Konzern daher im laufenden Jahr den Verlust deutlich auf 360 Millionen Dollar senken, gefolgt von einem Minus von rund 100 Millionen für 2018.

First Solar erhöht die Gewinnprognose

Einen ähnlich starken Personalabbau hat der heimische Wettbewerber First Solar hinter sich, mit den Ergebnissen für das erste Quartal hat er Investoren zuletzt aber überzeugt. So lag der Umsatz vor allem wegen des Verkaufs eines Großprojekts deutlich über den Prognosen der Analysten. Zudem hat Vorstandschef Mark Widmar die bereinigte Gewinnprognose für das Gesamtjahr stark angehoben, da sich die Planbarkeit für die laufenden Projekte deutlich verbessert habe.

Analysten sagen vorher, dass der Profit im nächsten Jahr stark steigen wird. Das 2018er-KGV von 36 zeigt allerdings, dass die Aktie nach der Rally auch schon hoch bewertet ist, zumal die operative Gewinnmarge im nächsten Jahr auf lediglich 3,7 Prozent klettern soll. Das Papier des Konkurrenten Canadian Solar ist Mitte April in den Fokus der Investoren gerückt. Da hatte sich Gordon Johnson, Analyst bei Axiom Capital Management und einer der größten Pessimisten für die Solarindustrie, sehr positiv zur Aktie geäußert. Canadian Solar verfüge über ein gutes Projektportfolio, argumentierte er. Johnsons Kursziel von 18 US-Dollar liegt deutlich über dem aktuellen Kurs von 13,20 Dollar.

SMA Solar unter Druck

Das schwierige Branchenumfeld belastet auch den Wechselrichterhersteller SMA Solar erheblich. Er erzielte 2016 fast die Hälfte seiner Erlöse in der Region Amerika. "Das Geschäftsjahr 2017 wird für die gesamte Photovoltaikbranche sicherlich eine Herausforderung", sagte Finanzchef Ulrich Hadding bei der Vorlage der 2016er-Zahlen. Der Konzern leidet darunter , dass China die Einspeisevergütung stark gesenkt hat, woraufhin chinesische Hersteller ihre Wechselrichter verstärkt auf dem Weltmarkt anbieten und der Preisdruck dadurch zugenommen hat.

Im ersten Quartal hatte der Konzern daher auch einen Gewinneinbruch um mehr als 60 Prozent erlebt, netto blieb noch ein Drittel des Vorjahresquartalsgewinns übrig. Aber wenigstens schaffte der Konzern noch einen Gewinn und auch die Prognose für das Gesamtjahr blieb unverändert.

Die Hoffnung des SMA-Chefs Pierre-Pascal Urbon beruht auf dem zweiten Quartal, in dem man mit neuen, preiswerteren Produkten die Kunden zurückgewinnen möchte. Urbon will künftig stark auf Energiemanagement setzen und damit die Abhängigkeit vom Massengeschäft verringern. "Es wird stärker darum gehen, die Energiekosten zu reduzieren", sagte er. Wirklich aufwärts soll es allerdings erst ab 2018 gehen. Daher dürften der TecDax-Aktie weiterhin die Impulse für einen nachhaltigen Aufwärtstrend fehlen, zumal sie mit einem Börsenwert von rund 800 Millionen Euro und einem 2018er-KGV von rund 40 sehr hoch bewertet ist.

Das Umfeld für die Solarbranche dürfte schwierig bleiben. Dem könnten die führenden US- oder kanadischen Hersteller - trotz der Maßnahmen von Trump - allerdings besser trotzen als SMA Solar.

Quelle: ntv.de

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