Wirtschaft

Anlegen mit den Profis Social Trading auf dem Vormarsch

Den Investmentprofis über die Schulter schauen - Social Trading macht es möglich. Mit Risiken und Nebenwirkungen.

Den Investmentprofis über die Schulter schauen - Social Trading macht es möglich. Mit Risiken und Nebenwirkungen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Social Trading ist der neueste Trend unter aktiven Investoren. Jeder kann dabei erfolgreichen Börsianern in die Karten schauen und ihre Strategien eins zu eins umsetzen - aber nicht ganz ohne Risiko.

Gegen Ende eines Aktienjahres werden viele Preise verliehen, darunter auch stets die Produktinnovation des Jahres. 2013 müsste die eigentlich kein spezielles Produkt oder Wertpapier sein, sondern ein neuer Trend – Social Trading. So wie Facebook vor einigen Jahren die Kommunikation junger Leute im Internet revolutioniert hat, verändert das Handeln mit Wertpapieren im sozialen Umfeld die Finanzwelt. Jeder Anleger kann die Auswahl seiner Investments und auch die Aktienwahl auf einmal selbst in die Hand nehmen, sich aber vor allem auf Signalgeber stützen und entscheiden, wem man in seiner Strategie folgen möchte. Investieren wird demokratischer – aber ist Social Trading wirklich eine Innovation ohne Risiken?

Horizont erweitern

Zunächst einmal eröffnen sich privaten Investoren durch Social-Trading-Plattformen neue Möglichkeiten, die Aktienauswahl zu gestalten. Zum Beispiel, indem man die dort sichtbaren Aktionen von Top-Tradern auf der Aktienseite nachahmt. Die seit 2009 aktive Social Trading-Plattform ayondo zählt zu den Pionieren.

Für Dirk Emmers, bei ayondo verantwortlich für Sales und Service, ist Social Trading "das fehlende Verbindungsstück zwischen Tradern und Anlegern". Die Trader erhalten die Möglichkeit ein Top-Trader-Profil aufzubauen. Da die Plattform für jeden offen steht, setzen sich die mehr als 1.000 Top-Trader ganz unterschiedlich zusammen. So finden sich bei ayondo Neulinge, welche die Plattform nutzen, um erste Erfahrungen im Handel zu sammeln ebenso wie gestandene Profis, die sonst unentdeckt ihren Eigenhandel betreiben

Transparenz an erster Stelle

Wichtig ist natürlich die Spreu vom Weizen zu trennen, beziehungsweise eine richtige Einschätzung des Potenzials der Top Trader zu ermöglichen. Hierzu werden alle Trades transparent veröffentlicht, um so einen persönlichen Track Record aufzubauen. Umfangreiche Kennzahlen werden zu jedem Trader ausgewiesen. Darüber hinaus durchlaufen Trader bei ayondo eine fünfstufige Trading-Karriere mit steigenden Anforderungen an Performance und Risiko.

Für noch mehr Transparenz würde hier ein angeschlossener Handel über die Börse sorgen, wo alles gemäß Börsenusancen überwacht wird. Vielleicht wird das in Zukunft noch ein Thema für die Social Trading-Gemeinde werden. Einen ähnlichen Ansatz wie ayondo verfolgt auch eToro. Auch hier lassen sich die Strategien der besten Trader aus einem Investment-Netzwerk kopieren.

Nur große Werte handelbar

Bei ayondo erreichen Trader nach frühestens zwölf Monaten die höchste Stufe und müssen sich durch moderates Risiko und eine jährliche Performance von mindestens acht Prozent auszeichnen. Nachteil und gleichzeitig Vorteil bei ayondo ist die Beschränkung auf große Aktien und Basiswerte.

So ist es nicht möglich, mit kleinen Aktien oder Nebenwerten ein Portfolio schnell nach oben zu schießen, bei dem in gut laufenden Börsenzeiten vor allem die marktengen Werte eine überdurchschnittliche Performance erzielen. Denn im Umkehrschluss könnte es passieren, dass eben jene Aktien bei einer Marktkorrektur überdurchschnittlich verlieren und die entsprechenden Top-Portfolios leiden. Ähnliches hatte man mit sehr gut gelaufenen Fonds zu Zeiten des Neuen Marktes erlebt. Gefährdet wäre in diesem Fall womöglich der populärste unter den Plattformen der Marke Social Trading – Wikifolio.

Verschiedene Ansätze bei Wikifolio

Seit etwa einem Jahr gibt es die Handelsplattform, auf der Anleger ihre Strategien sowie Handels-Stile in eigene Investmentprodukte packen können und so für jedermann investierbar werden. Rund 1000 Zertifikate existieren bereits, aus denen sich Anleger ein Wikifolio-Portfolio zusammenstellen können.

Die Düsseldorfer haben es mit neuen Ansätzen wie "Rendite mit einer Aktie" geschafft, einen deutlichen zweistelligen Millionenbetrag in ihren Wikifolios zu sammeln. Allerdings sind solche Strategien alleine viel zu riskant. Eine Möglichkeit, das Risiko zu streuen, fehlt hier ganz, kann aber durch andere Wikifolio-Depots ergänzt werden. Dazu stört sich mancher Investor daran, dass als Emittent bisher primär der Anbieter Lang & Schwarz vertreten ist, es fehlen bisher die großen Banken. Dennoch wird dort das Social Trading gut angenommen. Mehr als 60 Millionen Euro sind bisher in den Wikifolio-Produkten investiert.

Gebührenvielfalt

Das Geschäftsmodell Wikifolio basiert dazu auf Einnahmen aus mehreren Quellen. Zunächst einmal bekommt das Unternehmen einen Teil der Zertifikate-Gebühr, die 0,95 Prozent pro Jahr beträgt. Aufgeteilt wird dieser Betrag unter dem Betreiber und dem Emittenten Lang & Schwarz. Die Performance-Gebühr teilt sich Wikifolio mit dem jeweiligen Wikifolio-Trader. Sie wird im Voraus festgelegt und beträgt zwischen 5 und 30 Prozent der Gewinne pro Jahr. Dazu fällt immer ein "Spread", also die Differenz zwischen An- und Verkaufspreis einer Aktie oder eines ETFs an.

Laut Lang & Schwarz sind diese Spreads während der Börsenhandelszeiten "marktnah". Bei der Definition von "marktnah" muss der Anleger dem Emittenten jedoch Vertrauen schenken – anders als beim transparenteren Handel über eine Börse. Abhilfe versucht die Plattform herzustellen, indem jeder Wikifolio-Trader selbst Informationen zur Strategie, den enthaltenen Wertpapieren sowie der Renditeerwartung angibt, auch Kommentare sind möglich. Denn nur mit viel Transparenz lässt sich das Vertrauen der Anleger bestätigen und die verschiedenen Angebote im Social Trading miteinander vergleichen.

Quelle: ntv.de

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