Wirtschaft

Fusion der Zugsparten Siemens und Alstom planen Schienen-Airbus

Auf dem Weltmarkt spielen Europas Zugbauer nur noch eine untergeordnete Rolle. Nun drängt Chinas Weltmarktführer auch noch verstärkt nach Europa. In Paris und Berlin sähe man offenbar gern einen Zusammenschluss von Siemens und Alstom.

Angesichts der wachsenden Konkurrenz aus China feilen der ICE-Hersteller Siemens und sein französischer Konkurrent Alstom an einer möglichen Zusammenlegung ihrer Bahnsparten. Dem "Handelsblatt" zufolge berät der Aufsichtsrat von Siemens am Dienstag über eine mögliche Fusion. Auch der Verwaltungsrat von Alstom, der den französischen Hochgeschwindigkeitszug TGV baut, will dann tagen, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP in Paris.

Nach der Alstom-Sitzung werde es eine Erklärung der Aufsichtsgremien von Alstom und von Siemens geben, hieß es in Paris weiter. Der französische Konzern hatte bereits am Freitag "Diskussionen" mit Siemens über eine "Annäherung" der Zugsparten bestätigt. Gleichwohl betonte das Unternehmen, noch sei keinerlei Entscheidung gefallen.

Siemens hält sich Alternative offen

Laut "Handelsblatt" könnte Siemens sich auch noch für ein Bündnis mit dem Zughersteller Bombardier aus Kanada entscheiden. Der Aufsichtsrat werde beide Varianten prüfen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Konzernkreise.

Französischen Medienberichten zufolge soll Siemens seine Zugsparte bei Alstom einbringen und erhielte dafür einen "großen Anteil" an Alstom. Dem "Handelsblatt" zufolge würde Siemens 50 Prozent des Kapitals der neuen fusionierten Gesellschaft übernehmen.

Mit einer Allianz könnten die beiden Konzerne einen europäischen Eisenbahngiganten schmieden, der es beim Umsatz mit der aufstrebenden Konkurrenz aus China aufnehmen kann. Siemens setzt mit seiner Bahnsparte jährlich 7,8 Milliarden Euro um, bei Alstom sind es 7,3 Milliarden Euro. Mit einer Fusion würden sich beide Konzerne gemeinsam der staatlichen chinesischen CRRC annähern, die auf 18,1 Milliarden Euro kommt.

Merkel für deutsch-französisches Zug-Bündnis

CRRC war 2015 aus dem Zusammenschluss der beiden größten Zugfabrikanten Chinas, CNR und CSR, entstanden, um eine bessere Position im Wettkampf mit ausländischen Konkurrenten zu erhalten. Gegenwärtig soll CRRC ein Auge auf den tschechischen Hersteller Skoda Transportation geworfen haben. Erst im Dezember besiegelte zudem die CRRC-Tochter Zhuzhou Locomotive den Verkauf von drei Schnellzügen nach Tschechien - das erste Geschäft eines chinesischen Herstellers mit einem Land der Europäischen Union.

Die französische Verkehrsministerin Elisabeth Borne bezeichnete eine Fusion der Zugsparten angesichts der erstarkten Konkurrenz aus Fernost am Freitag als "sehr gute Sache". Laut der französischen Zeitung "Les Echos" kam die Initiative zu einem "Airbus der Schiene" von der französischen Regierung - "im Rahmen einer Annäherung zwischen beiden Ländern".

Paris habe jüngst einen "Botschafter" nach Berlin zu Bundeskanzlerin Angela Merkel entsandt, die ihre Zustimmung zu einer "Vertiefung des Themas" gegeben habe. Die Pläne passen zu dem Willen Merkels und des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, die deutsch-französische Achse zu stärken.

Quelle: ntv.de, mbo/AFP

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