Wirtschaft

Die Akte Alstom Siemens und GE buhlen um "Königsmacher"

Kommt Siemens mit seinem Angebot zum Zug? Noch gibt es keine Pfferte für Alstoms Energietechnik. Es wird aber kolportiert dass das Zuggeschäft von Siemens dann an die Franzosen gehen könnte.

Kommt Siemens mit seinem Angebot zum Zug? Noch gibt es keine Pfferte für Alstoms Energietechnik. Es wird aber kolportiert dass das Zuggeschäft von Siemens dann an die Franzosen gehen könnte.

(Foto: REUTERS)

General Electric macht ernst, bietet umgerechnet mehr als zwölf Milliarden Euro für die Energietechniksparte von Alstom. Den Franzosen reicht das nicht, sie erhoffen sich einen besseren Deal mit Siemens. Doch einfach wird das nicht.

Siemens und der US-Rivale General Electric (GE) haben im französischen Parlament jeweils für ihr Gebot für die Energietechnik von Alstom geworben. Allerdings zieht sich das Gerangel bis mindestens Mitte Juni hin. Sein Konzern werde bis zum 16. Juni eine Offerte vorlegen, sagte Siemens-Landeschef Christophe de Maistre vor dem Wirtschaftsausschuss des französischen Parlaments. Es gehe Siemens darum, zwei europäische Champions zu schaffen.

Der Dax-Konzern stieg mit der Übernahme des Energiegeschäfts auf, während die Franzosen die Mehrheit der Zugtechnik von Siemens bekämen und auf diesem Gebiet stärker würden, sagte de Maistre. Siemens biete für alle Sparten der Alstom-Energietechnik außer für jene, die Frankreich für seine Energieunabhängigkeit als unentbehrlich betrachte.

Zugleich bot Maistre die Übernahme der Alstom-Bahnsignaltechnik an, deren Hauptsitz dann in Frankreich sein werde. Für die Mitarbeiter, die von Alstom zu Siemens wechseln, gebe es eine Arbeitsplatzgarantie für drei Jahre.

Mehr Jobs?

GE-Vorstandschef Jeff Immelt hielt dagegen, er werde präzise Pläne vorlegen, um die Zahl der Arbeitsplätze in Frankreich nach einer Alstom-Übernahme zu steigern. Er betonte die Verbindungen seines Hauses nach Frankreich, mehrere Spitzenmanager stammten von dort und würden nach wie vor ihre Sparten von dort aus führen. Immelt bot ähnlich wie Siemens eine Verbindung mit der Bahnsignaltechnik an, deren Führung in Frankreich bei den übrigen Alstom-Verkehrstechnik verbleiben solle.

Die französische Regierung steht dem US-Gebot kritisch gegenüber. Sie fürchtet, dass die Amerikaner Stellen streichen und die verbleibende Alstom-Bahntechnik alleine kaum Überlebenschancen hat. Alstom-Chef Patrick Kron bevorzugt allerdings GE.

Die Barkomponente des Siemens-Gebots liegt Insidern zufolge bei weniger als sieben Milliarden Euro, hinzu kommt die Mehrheit an der kapitalintensiven und problemanfälligen Zugtechnik. Siemens bereite demnach ein Angebot vor, das einige Bereiche der bestehenden Alstom-Energietechnik ausschließe. So gelte der Hochspannungsleitungsbau der Franzosen als Verhandlungsmasse, da dort Kartellprobleme drohten. Das Barangebot werde zudem um etwa 800 Millionen Euro geschmälert, weil auf Alstom noch erhebliche Strafen im Zuge laufender Korruptionsermittlungen in USA, Brasilien und Großbritannien zukommen könnten.

Klare Worte

Im Umfeld der Franzosen wurde vor der Parlamentsanhörung klargemacht, dass Alstom sich angesichts des gut zwölf Milliarden Euro schweren Offerte des US-Rivalen GE nicht unter Wert verkaufen wolle. "Wenn sie weniger Bares anbieten und einen geringeren Umfang als GE, wird das nicht die Zustimmung der Gremien finden", sagte ein Insider. "Wenn sie Alstom nicht zusichern, die Kartellbedenken aus dem Weg zu räumen, brauchen sie erst gar kein Angebot vorzulegen."    

Siemens werde daher Bereiche mit größeren Überlappungen ausklammern. Dazu gehöre auch das Stromübertragungsgeschäft (T&D). Auf die Nukleartechnik und die Windenergiesparte wolle Siemens ohnehin verzichten. Hier könnte es aber Probleme geben: Einer dem französischen Lager nahestehenden Person zufolge gilt es als schwierig, das Nuklear-Turbinengeschäft vom konventionellen Stromerzeugungsgeschäft zu trennen.

Pariser "Königsmacher"

Die Regierung Frankreichs hat sich in dem Übernahmepoker das letzte Wort gesichert. Dazu erließ sie ein Dekret, das ihr das Recht gibt, einen Kauf heimischer Firmen in strategisch wichtigen Branchen wie Energie, Wasser, Telekommunikation und Gesundheit durch Ausländer zu blockieren. Allerdings meldete EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier Bedenken an und will prüfen, ob das Dekret gegen EU-Recht verstößt.

Frankreichs Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg tüftelt zudem an einer heimischen Lösung, um die Industrie-Ikone vor dem Kauf durch GE zu bewahren.

Quelle: ntv.de, bad/rts/dpa

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