Wirtschaft

Gegen "Deutschland und Siemens" Kaeser nimmt Kron aufs Korn

Außer Spesen nix gewesen: Siemens-Chef Joe Kaeser und Mitsubishi-Chef Shunichi Miyanaga, hier noch zuversichtlich bei einer gemeinsamen Pressekonferenz zur geplanten Alstom-Übernahme (Archivbild).

Außer Spesen nix gewesen: Siemens-Chef Joe Kaeser und Mitsubishi-Chef Shunichi Miyanaga, hier noch zuversichtlich bei einer gemeinsamen Pressekonferenz zur geplanten Alstom-Übernahme (Archivbild).

(Foto: REUTERS)

Der milliardenschwere Einstieg des deutsch-japanischen Bündnisses in Frankreich scheitert nach Darstellung der deutschen Seite am Widerstand eines einzelnen Franzosen. "Dagegen konnten und wollten wir nichts machen."

Kein Freund von Siemens und MHI: Alstom-Chef Patrick Kron (Archivbild).

Kein Freund von Siemens und MHI: Alstom-Chef Patrick Kron (Archivbild).

(Foto: Reuters)

Siemens macht den Widerstand von Alstom-Chef Patrick Kron für die Niederlage im Übernahmepoker um den französischen Industriegiganten verantwortlich. "Wir hatten das eindeutig bessere Angebot in puncto Jobs, Preis und Zukunftsperspektive für die französische und die europäische Industrie", erklärte Siemens-Chef Joe Kaeser der "Bild"-Zeitung.

"Ausschlaggebend war am Ende, dass der Alstom-Chef Deutschland und Siemens entschieden bekämpft hat", sagte er. "Dagegen konnten und wollten wir nichts machen."

Nach wochenlangem Bieterkampf hatte Alstom am Wochenende die milliardenschwere Offerte des US-Rivalen General Electric (GE) zum Kauf der Energiesparte angenommen. Zuvor hatte sich auch die französische Regierung für das GE-Angebot ausgesprochen und zugleich einen Einstieg bei Alstom angekündigt, um sich ein starkes Mitspracherecht zu sichern.

An den Plänen zum Ausbau des Bahngeschäfts will Siemens festhalten. "Wir wollten nie unser Bahngeschäft verkaufen, sondern zusammen mit Alstom einen europäischen Champion mit globaler Durchsetzungskraft bauen. Das Ziel bleibt, der Weg dahin wird jetzt ein anderer", sagte Kaeser. Zugleich will Siemens nach Angaben Kaesers weiter nach Übernahmezielen Ausschau halten: "Natürlich halten wir die Augen weiter offen. Besonders interessant ist und bleibt für uns der amerikanische Markt."

Ein politisches Geschäft

Die französische Regierung hatte sich am Wochenende mit dem Alstom-Großaktionär Bouygues geeinigt und erhält nun eine Option zum Kauf von bis zu 20 Prozent an Alstom, wie Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg am Sonntag erklärte.

Der Kaufpreis werde dabei unter dem Marktpreis liegen, allerdings nicht unter rund 35 Euro je Aktie, teilte die Mischkonzern Bouygues unabhängig davon mit. Die nach einem Verhandlungsmarathon vereinbarte Option gelte für 20 Monate nach Abschluss des GE-Alstom-Deals.

Zuvor war aus Kreisen verlautet, die Regierung wolle maximal 28 Euro, den Schlusskurs der Alstom-Aktie am Freitag, pro Anteil zahlen. Die Bouygues SA, die für die Finanzierung der Restrukturierung ihrer Telekomsparte Geld benötigt, habe aber einen beträchtlichen Aufschlag auf den jüngsten Kurs angestrebt, sagten mit der Sache vertraute Personen.

Triumph der Amerikaner?

Damit ist die letzte Hürde für General Electrics Übernahme von Alstom frei. Frankreichs Regierung hatte gewarnt, dass sie die Akquisition nicht genehmigen werde, bis der Staat größter Alstom-Aktionär geworden sei.

Der US-Konzern hatte vor dem Wochenende sein 17-Milliarden-Dollar-Gebot noch einmal angepasst und damit endgültig die gleichfalls bietende Siemens AG mit ihrem japanischen Partner Mitsubishi Heavy Industries ausgestochen.

GE wird nun das Gasturbinengeschäft von Alstom und damit den größten Teil dieser Sparte komplett übernehmen. Außerdem gehen die Bereiche Dampfturbinen in Frankreich, das globale Geschäft mit Turbinen für Kernkraftwerke, erneuerbare Energie mit Wind- und Wasserkrafttechnik sowie Netzausrüstung in 50/50-Joint-Ventures mit GE.

Teuer für Paris

Aus Sicht des Verwaltungsrats profitieren sowohl Alstom als auch die Aktionäre von den neuen Vereinbarungen. Das Transaktionsvolumen betrage weiterhin 17 Milliarden Dollar, so der Verwaltungsrat, wobei der Anteil von Alstom an den Gemeinschaftsunternehmen mit 2,5 Milliarden Euro beziehungsweise 3,4 Milliarden Dollar bewertet wird.

Nach Abschluss dieser Transaktion, die GE erst im Jahr 2015 erwartet, werden die Franzosen dann von GE das Bahnsignalgeschäft für 825 Millionen Dollar kaufen und mit dem eigenen Bahntechnikbereich fusionieren. Im Bahngeschäft werde der künftige Schwerpunkt von Alstom liegen, so der Verwaltungsrat.

Die Entscheidung, die Alstom-Beteiligung erst zu einem späteren Zeitpunkt zu erwerben - nachdem die Märkte Zeit hatten, auf die Übernahme von Alstom-Assets durch GE zu reagieren - könnte den Kauf für Paris teurer machen und ist ein Zugeständnis daran, dass Frankreich derzeit auch seine von der EU vorgegebenen Haushaltsziele erreichen muss.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/rts

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