Wirtschaft

Kampf bis zur letzten Minute Siemens legt bei Alstom eine Schippe drauf

Die Bieter müssen aber nicht nur den Verwaltungsrat von Alstom für sich gewinnen, sondern auch die Regierung in Paris, die sich kurz vor der heißen Phase des Bieterwettbewerbs noch ein Vetorecht bei Übernahmen gesichert hatte.

Die Bieter müssen aber nicht nur den Verwaltungsrat von Alstom für sich gewinnen, sondern auch die Regierung in Paris, die sich kurz vor der heißen Phase des Bieterwettbewerbs noch ein Vetorecht bei Übernahmen gesichert hatte.

(Foto: AP)

Im Übernahmekampf um den französischen Industriekonzern Alstom wird auf den letzten Metern hoch gepokert. Nach GE wartet auch Siemens und Mitsubishi mit einem verbesserten Angebot auf. Alle Bewerber geben sich heute im Elysée-Palast die Klinke in die Hand.

Viele Verhandlungsrunden wird es nicht mehr geben, dafür ist die Zeit zu knapp.  Anfang der Woche will sich der Verwaltungsrat von Alstom für ein Gebot entscheiden. Auf den letzten Metern geht es deshalb Schlag auf Schlag. Nach General Electric (GE) legen auch Siemens und sein japanischer Partner Mitsubishi Heavy Industries (MHI) eine Schippe drauf. Wie die Konzerne am Morgen bestätigten, erhöhen sie den Bar-Anteil der Offerte um 1,2 Milliarden Euro auf 8,2 Milliarden Euro. Die Gesamtbewertung des Alstom-Energiegeschäfts steigt damit um 400 Millionen Euro auf 14,6 Milliarden Euro.

Die Konzerne bestätigen damit einen Bericht der französischen Wirtschaftszeitung "Les Echos" vom Vortag. Danach will Mitsubishi seine Offerte um 800 Millionen nachbessern und die drei mit Alstom geplanten Joint Ventures in einem Unternehmen bündeln, an dem die Franzosen eine Mehrheit von 60 Prozent erhalten sollen.

In einer gemeinsamen Erklärung der beiden Konzerne heißt es, MHI und Siemens hätten in einem Schreiben an Alstom "ihre Überzeugung" bestätigt, "Alstom als unabhängigen weltweiten Anbieter im Energie- und Transportgeschäft zu stärken". Nach intensiven Gesprächen mit allen Beteiligten in den vergangenen Tagen hätten MHI und Siemens "ihr Angebot überarbeitet, um Komplexität herauszunehmen, die Umsetzung zu erleichtern und Risiken zu reduzieren".

GE lockt mit enger Kooperation

Zuvor hatte bereits der Siemens-Widersacher General Electric (GE) ein nachgebessertes Angebot vorgelegt. Längst geht es nicht mehr um eine simple Übernahme, sondern um eine enge Zusammenarbeit. Gewissermaßen mit einer Charmeoffensive versucht GE, im Rennen um das Energiegeschäft des französischen Industriekonzerns Alstom zu punkten. Die Amerikaner werben dabei mit dem Versprechen einer weitreichenden Kooperation zum Nutzen des Unternehmens und Frankreichs.

"Wir haben Vereinbarungen mit Alstoms Management getroffen, die eine Allianz zwischen unseren beiden Unternehmen sowohl im Geiste als auch in der Praxis schaffen werden", hatte GE-Chef Jeff Immelt am Vortag erklärt. Der Plan werde sicherstellen, "dass der Name Alstom fortbesteht". Der stark verschuldete Hersteller von Energie- und Bahntechnik gilt als zu klein, um langfristig alleine auf dem Weltmarkt bestehen zu können.

Konkret bietet GE die Gründung von drei Gemeinschaftsunternehmen im Energiesektor (für Stromnetze, Erneuerbare Energien und Nukleartechnik mit den dazugehörigen Dampfturbinen) an. Beide Seiten sollen daran jeweils zur Hälfte beteiligt werden. GE ist überdies bereit, dem Hersteller des Hochgeschwindigkeitszuges TGV in der Bahntechnik unter die Arme zu greifen; dazu will der Konzern will seine Bahnsignaltechnik an Alstom abgeben, um dessen Schienengeschäft zu stärken, wie der US-Konzern mitteilte. Der französischen Regierung wird zudem ein "Veto-Recht" im Atomsektor eingeräumt.

General Electric hatte ursprünglich angeboten, für 12,35 Milliarden Euro die gesamte Energiesparte von Alstom zu übernehmen. Die nun vorgelegte neue Offerte nähert sich dem am Montag abgegebenen Angebot von Siemens und Mitsubishi an.

Wie Siemens hat es GE vor allem auf das Gasturbinen-Geschäft von Alstom abgesehen. Um an die begehrte Sparte heranzukommen, hatten zuvor bereits die Deutschen weitreichende Zugeständnisse gemacht und sich bereiterklärt, ihre Bahntechnik abzugeben. Überdies hatte Siemens den japanischen Konzern Mitsubishi Heavy Industries (MHI) ins Boot geholt, der sich an den Franzosen beteiligen will.

Hollande lässt bitten

Das neue GE-Angebot gilt - wie die bisherige Offerte - bis zum kommenden Montag. An diesem Tag will dem Vernehmen nach der Alstom-Verwaltungsrat zusammenkommen, um über die Angebote von General Electric und Siemens/Mitsubishi zu beraten.

Die Bieter müssen aber nicht nur den Verwaltungsrat von Alstom für sich gewinnen, sondern auch die Regierung in Paris, die sich kurz vor der heißen Phase des Bieterwettbewerbs noch ein Vetorecht bei Übernahmen gesichert hatte. Ein Vergleich ist jedoch wegen der unterschiedlichen Ausgestaltung der Angebote schwer. Heute wird Frankreichs Präsident François Hollande deshalb nacheinander die Chefs der drei beteiligten Konzerne treffen. Nachdem Paris Zustimmung für ein Gebot signalisiert hat, wird sich dann der Alstom-Verwaltungsrat für einen Kaufinteressenten entscheiden.

Quelle: ntv.de, ddi/AFP/DJ

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen