Wirtschaft

Blick nach vorn Siemens hakt Alstom ab

Siemens-Chef Kaeser und Mitsubishi-Europa-Chef Yashiyuki Hanasawa hatten ihre Angebote für die Energiesparte des französischen Konzerns noch erhöht - aber Frankreich legte sich quer.

Siemens-Chef Kaeser und Mitsubishi-Europa-Chef Yashiyuki Hanasawa hatten ihre Angebote für die Energiesparte des französischen Konzerns noch erhöht - aber Frankreich legte sich quer.

(Foto: picture alliance / dpa)

Siemens und Mitsubishi gehen im Alstom-Poker leer aus, zeigen sich aber als gute Verlierer. Die IG Metall empfiehlt Siemens jetzt seine Hausaufgaben zu machen. Frankreich, das selbst nach Alstom greift, verhandelt derweil noch mit Großaktionär Bouygues. Ausgang offen.

Nach ihrer Niederlage im Übernahmekampf haken Siemens und Mitsubishi Heavy Industries (MHI) das Kapitel Alstom endgültig ab. MHI bedauerte in einer Stellungnahme die Entscheidung der französischen Regierung. Sie hatte sich am Vorabend für ein Angebot des US-Konzerns General Electric (GE) ausgesprochen und die deutsch-japanische Allianz damit vom Platz geschickt. Mitsubishi wolle jedoch auch weiterhin seine Beziehungen zu Frankreich und französischen Industriepartnern in der Zukunft entwickeln, erklärte der japanische Mischkonzern.

Bereits am späten Vorabend hatte Siemens "Verständnis für die nationalen Interessen der französischen Regierung zur Neuordnung von Alstom" geäußert. Aus Sicht der IG Metall sollte der Elektrokonzern nun nach vorne schauen und sich auf seine Hausaufgaben konzentrieren. "Siemens hat die wirtschaftliche und finanzielle Kraft und eine qualifizierte und motivierte Belegschaft, um zuversichtlich in die Zukunft zu gehen", erklärte die Gewerkschaft. Nun könne Siemens alle Energie auf den anstehenden Konzernumbau verwenden, so die IG Metall. Dazu gehöre auch, Geschäfte, die nicht rund laufen, selbst wieder in Ordnung zu bringen und den Heimatmarkt Deutschland zu stärken. "Nun kann sich Siemens voll und ganz auf die eigene Stärke konzentrieren und hat die Chance, Wachstumskräfte zu generieren."

Siemens-Chef Joe Kaeser will das Unternehmen mit seinen weltweit gut 360.000 Beschäftigten durch den Umbau schlanker und wettbewerbsfähiger machen und auf vielversprechende Geschäftsfelder wie Elektrifizierung, Automatisierung und Digitalisierung ausrichten. Das Tandem aus Siemens und MHI hatte noch Freitagfrüh sein Alstom-Angebot aufgebessert. Dabei hatten die Partner den Bar-Anteil ihrer Offerte erhöht und die Gesamtbewertung des Energiegeschäfts von Alstom nach eigenen Angaben auf insgesamt 14,6 Milliarden Euro angehoben.

Während Siemens nur die Gasturbinen der Franzosen schlucken wollte, plante MHI eine Beteiligung an Alstom sowie Joint-Ventures in mehreren Geschäftsbereichen des Industriekonzerns. Den Zuschlag haben nun die Amerikaner erhalten, die das Alstom-Energiegeschäft mit 12,35 Milliarden Euro bewerteten und zuletzt auch die Gründung von Gemeinschaftsunternehmen anboten. Dabei will der französische Staat mit 20 Prozent größter Aktionär bei Alstom werden. Wie GE zu dieser Bedingung steht, war zunächst unklar. Am Freitagabend beriet dem Vernehmen nach auch der Verwaltungsrat von Alstom, ein Ergebnis wurde allerdings zunächst nicht bekannt.

Bouygues will deutlich mehr Geld

Präsident François Hollande betonte, die endgültige Haltung Frankreichs im Alstom-Deal hänge nun von einer Einigung mit dem Großaktionär Bouygues ab. Nach Angaben des Staatschefs wird derzeit über den Preis der Anteile verhandelt.

Er gehe zwar davon aus, dass es dabei "Fortschritte bis zum Ende des Tages" geben werde, sagte Hollande am Samstag am Rande eines Treffens von sozialdemokratischen Staats- und Regierungschefs in Paris. Wenn Bouygues seine Anteile aber nicht zu einem "akzeptablen" Preis verkaufen wolle, stehe die Allianz mit dem US-Konzern General Electric (GE) wieder in Frage.

Frankreich will zwei Drittel der Anteile des Mischkonzerns Bouygues an Alstom übernehmen. Nach unbestätigten Informationen will der Staat 28 Euro pro Aktie bezahlen, den Wert bei Handelsschluss am Freitag. Damit müsste Paris über 1,7 Milliarden Euro auf den Tisch legen. Bouygues soll aber 35 Euro verlangen, dann kämen über 2,1 Milliarden Euro als Kaufsumme für den 20-Prozent-Anteil auf den Staatshaushalt zu.

Der Entscheidung der französischen Regierung war ein wochenlanges Bietergefecht vorausgegangen, das sich in den vergangenen Tagen zuspitzte. Gleich zu Beginn hatte sich der Alstom-Verwaltungsrat hinter die Offerte von GE gestellt. Die französische Regierung, die sich erst vor wenigen Wochen ein Veto-Recht bei Übernahmen sicherte, favorisierte dagegen lange Zeit eine europäische Lösung. Die Absage an Siemens hatte Frankreichs Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg dann mit Beschränkungen des europäischen Kartellrechts begründet.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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