Wirtschaft

Tausende Arbeitsplätze in Gefahr Siemens bereitet Jobabbau vor

Siemens-Chef Joe Kaeser baut seinen Konzern kräftig um.

Siemens-Chef Joe Kaeser baut seinen Konzern kräftig um.

(Foto: picture alliance / dpa)

Siemens steckt mitten im größten Umbau seit 25 Jahren. Konzernführung und Betriebsräte beraten derzeit über die Pläne, die zur Streichung von Tausenden Stellen führen dürften. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Sparprogramm.

Siemens-Chef Joe Kaeser räumt kräftig auf - und wird künftig nicht mehr für jeden Beschäftigten im Unternehmen eine neue Aufgabe haben. Nach monatelangen Spekulationen soll in dieser Woche bekanntwerden, wie viele Arbeitsplätze der größte Konzernumbau seit gut 25 Jahren kostet. Zuletzt arbeiteten weltweit rund 343.000 Menschen für Siemens, davon rund 115.000 in Deutschland. Auf spürbare Einschnitte stellen sich Arbeitnehmervertreter schon seit längerem ein. "Wer Bürokratieabbau fordert, der muss wissen, dass Bürokratie auch Gesichter hat", sagte Kaeser bei der Vorstellung der Umbaupläne im vergangenen Mai.

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Warum und wie baut Kaeser um?

Siemens ist in den vergangenen Jahren hinter Wettbewerber wie den US-Erzrivalen General Electric zurückgefallen. Wachstums- und Renditeschwäche, und auch Rückstände bei der Innovationsfähigkeit bemängelten Aktionäre erst in der vergangenen Woche auf der Hauptversammlung. Mit schlankeren Strukturen und mehr Kundennähe will Kaeser wieder den Anschluss finden. Dazu hat er bereits die Einteilung des Geschäfts in regionale Cluster und Sektoren aufgehoben. Die Medizintechnik, Siemens' zweitgrößte Sparte, soll mehr Selbständigkeit bekommen, um flexibler am Markt agieren zu können. Geschäftlich soll der Fokus künftig auf Elektrifizierung, Automatisierung und Digitalisierung liegen. Zugleich wagte Kaeser mit der umstrittenen Milliarden-Übernahme des US-Unternehmens Dresser-Rand kürzlich den Einstieg ins Öl- und Gasgeschäft.

Wie viele Jobs sind konkret in Gefahr?

Kaeser selbst hatte Ende Mai vergangenen Jahres Zahlen in den Raum gestellt und damit helle Aufregung ausgelöst: In den Sektoren seien 7600 Jobs und in der Cluster-Organisation weitere 4000 Stellen betroffen, sagte er vor Investoren in New York - und schnell war die Meldung in der Welt, dass Siemens 11.600 Jobs streicht. Doch Kaeser ließ wissen, dass die Angaben nicht einfach zu einem Abbau-Programm addiert werden dürften. Dass Arbeitsplätze wegfallen werden, bestritt der Manager aber nicht - schließlich will er jährlich eine Milliarde Euro sparen. Das brachte Schätzungen hervor, dass zwischen 5000 und 15.000 Jobs auf dem Spiel stehen dürften. Zuletzt war zu hören, dass der Abbau möglicherweise nicht ganz so drastisch ausfallen könnte, wie ursprünglich befürchtet. Siemens selbst wollte sich vorläufig nicht äußern.

Wie wird der Stellenabbau umgesetzt?

Betriebsbedingte Kündigungen sind wegen geltender Vereinbarungen ausgeschlossen. Stattdessen könnten vom Umbau betroffene Mitarbeiter an anderer Stelle im Unternehmen eingesetzt werden oder freiwerdende Stellen unbesetzt bleiben. Auch Altersteilzeit, Abfindungen und der Verkauf von Geschäften wie kürzlich der Hörgerätesparte sind im Gespräch.

Welche Standorte dürften besonders betroffen sein?

Als Schwerpunkt gilt Bayern, und hier der größte Siemens-Standort Erlangen mit rund 25.000 Beschäftigten. Auch der Konzernsitz in München und der Standort Berlin dürften betroffen sein. Ob die genaue Verteilung schon feststeht, bleibt aber abzuwarten.

Wie ist der Zeitplan in den kommenden Tagen?

Zunächst stehen heute und am morgigen Donnerstag Gespräche im Wirtschaftsausschuss an. Das ist ein Gremium der Mitbestimmung, in dem Unternehmensführung und Betriebsräte über wichtige wirtschaftliche Angelegenheiten, Probleme und Maßnahmen beraten. Danach folgen Informationen an die Mitarbeiter und dann die Öffentlichkeit. Diese Reihenfolge will Kaeser nach eigenen Worten unbedingt einhalten. Den letzten großen Stellenabbau hatte er 2013 ausgerechnet an einem Sonntagmittag beziffert - und damit Arbeitnehmervertreter gegen sich aufgebracht.

Quelle: ntv.de, mbo/dpa

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