Wirtschaft

Europäischer Champion gesucht Siemens berät Zugbaufusion mit Bombardier

Bislang konkurrieren Bombardier (l.) und Siemens (r.) mit ihren Zügen im deutschen Bahnverkehr.

Bislang konkurrieren Bombardier (l.) und Siemens (r.) mit ihren Zügen im deutschen Bahnverkehr.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Branche der Bahnhersteller ist in Aufruhr. In China entsteht der größte Zugbauer der Welt und drängt auf den europäischen Markt. Zudem herrscht Auftragsflaute. Nur ein großer europäischer Player könne dagegen bestehen, heißt es.

Siemens und der kanadische Rivale Bombardier verhandeln über eine Zusammenlegung ihrer Bahngeschäfte. Das berichtet das "Wall Street Journal". Den informierten Personen zufolge befinden sich die Gespräche aber noch in einem frühen Stadium. Es sei unsicher, ob sich die beiden Konzerne tatsächlich einigen werden. Bombardier spreche zudem auch mit anderen möglichen Partnern, sagten zwei Informanten.

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Unter den westlichen Zugherstellern herrscht spätestens seit der Fusion der beiden großen chinesischen Anbieter CNR und CSR große Verunsicherung. Bereits zuvor hatte Siemens-Chef Joe Kaeser die Eisenbahnsparte seines Hauses im Poker um den französischen Industriekonzern Alstom zur Verhandlungsmasse gemacht.

Zudem leidet die Branche unter einer Auftragsflaute insbesondere im Bereich der schnellen Fernzüge. Nach einem Boom in den vergangenen zehn Jahren bestellen die Bahnbetreiber kaum mehr Hochgeschwindigkeitszüge. In der Industrie ist die Ansicht verbreitet, es brauche einen "europäischen Champion" nach dem Vorbild des Flugzeugbauers Airbus, um gegen die Konkurrenz aus Fernost zu bestehen.

Aktuell bereitet Bombardier den Verkauf eines Minderheitsanteils seines Transportgeschäfts, das in Berlin ansässig ist, über einen Börsengang in Frankfurt vor. Mit der Transaktion, mit der bereits im Herbst gerechnet werde, wollen die Kanadier die Bilanz stärken.

Komplettverkauf keine Option für Bombardier

Einem Analysten zufolge könnte die Bahnsparte von Bombardier mit rund 5 Milliarden Dollar bewertet werden. Siemens wird am morgigen Donnerstag die Geschäftszahlen für das dritte Quartal vorlegen. Analysten gehen davon aus, dass die Neuaufträge gesunken sind. Ob sich die Münchener zu den Verhandlungen mit den Kanadiern unterdessen äußern werden, ist unklar.

Bombardier-Chef Alain Bellemare hatte im Mai gesagt, dass er ein Gemeinschaftsunternehmen oder einen Teilverkauf des Bahngeschäfts erwäge. Auch eine Ausgliederung eines Minderheitsanteils sei eine Option. Spekulationen über einen Verkauf des kompletten Geschäfts hatte er zurückgewiesen. Ein anderer Informant sagte, dass Siemens sein Bahngeschäft mit dem von Bombardier fusionieren könnte, nachdem die Kanadier Teile des Bereiches über die Börse verkauft haben.

Bombardier Transportation erzielte im vergangenen Jahr Umsätze von 9,6 Milliarden US-Dollar. Siemens erlöste in der Sparte Mobility 7,2 Milliarden Euro, oder umgerechnet knapp 8 Milliarden Dollar.

Quelle: ntv.de, mbo/DJ/rts

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