Wirtschaft

Ernste Krise Sicherheit wird Facebook-Gewinn drücken

Den US-Kongress interessierte, wie stark Russland den Wahlkampf in den USA beeinflusst hat.

Den US-Kongress interessierte, wie stark Russland den Wahlkampf in den USA beeinflusst hat.

(Foto: imago/ZUMA Press)

Vor dem Kongress müssen die Chefs von Google, Facebook und Twitter Versäumnisse im Kampf gegen eine Beeinflussung Russlands der US-Präsidentschaftswahl einräumen. Dies trübt die ansonsten guten Facebook-Quartalszahlen. Und das künftig noch viel stärker.

Facebook hat seine Dominanz bei Online-Werbung im dritten Quartal ausgebaut und deutlich mehr verdient. Das zukünftige Gewinnwachstum droht nun jedoch geringer auszufallen, weil das Unternehmen mehr Geld in die Sicherheit seiner Internetplattform stecken muss. Im dritten Quartal machte das Nettoergebnis auf Jahressicht einen Sprung von fast 80 Prozent auf 4,7 Milliarden US-Dollar. Facebook berichtete über das Gewinnwachstum an dem Tag, als Manager des Unternehmens und auch solche von Twitter und Google zu einer Anhörung vor dem US-Kongress geladen waren, bei der es um die mögliche Beeinflussung der Präsidentenwahl durch Russland ging.

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Um so etwas in Zukunft zu verhindern, will Facebook nun die Zahl seiner eigenen und fremden Mitarbeiter, die sich mit Sicherheitsfragen beschäftigen, auf 20.000 verdoppeln. Dies soll bis Ende kommenden Jahres geschehen. Auch auf technischer Seite will Facebook die Sicherheitsvorkehrungen verbessern, etwa durch Einsatz künstlicher Intelligenz.

Viel Geld in die Hand nehmen

Facebook-Chef Mark Zuckerberg sagte, sein Unternehmen müsse verwerfliche Inhalte oder Akteure rasch erkennen. Die Kosten des sozialen Netzes könnten deshalb kommendes Jahr um bis zu 60 Prozent steigen. "Ich meine es todernst", sagte Zuckerberg. "Ich habe unsere Teams aufgefordert, zusätzlich zu den geplanten Investitionen so viel Geld in die Hand zu nehmen, dass dies die künftige Profitabilität beeinträchtigen wird."

Facebook hat in den USA derzeit die schwierigste Zeit der 13-jährigen Unternehmensgeschichte durchzustehen. Der Rechtsberater des Unternehmens muss sich ebenso wie Vertreter von Twitter und Google Kritik anhören, dass es nicht gelungen war, russische Propaganda im Wahlkampf von der Internetplattform fernzuhalten. Es droht nun eine schärfere Regulierung und könnte auch das künftige Wachstum des Unternehmens beeinträchtigen, weil die Anstrengungen nun auf eine erhöhte Sicherheit statt neue Produkte gerichtet sind. Facebook steht außerdem vor dem Dilemma, die Wirkung der russischen Anzeigen herunterspielen, gleichzeitig aber die Vorzüge der eigenen Plattform für Werbung hervorheben zu wollen. Misstrauen verursacht Kosten

Werbekunden misstrauisch

Auch Werbekunden sind zuletzt misstrauischer geworden, nachdem Facebook sich hier einige Fehltritte bei der Kalkulierung der Reichweite von Videos geleistet hatte. Es habe immer schon die Sorge gegeben, dass Fragen dieser Art an der Unternehmensspitze nicht Ernst genug genommen worden seien, sagte Analyst Brian Weiser von Pivotal Research. So entstehe Misstrauen, daraus resultieren mehr Regeln, und das verursache Kosten.

Im dritten Quartal war davon aber noch nichts zu spüren. Der Gewinn je Aktie erreichte 1,59 Dollar, nachdem es vor Jahresfrist lediglich 90 Cent gewesen waren. Der Umsatz kletterte von sieben Milliarden auf 10,3 Milliarden Dollar. Analysten hatten laut Daten von FactSet beim Ergebnis je Aktie 1,28 Dollar geschätzt, beim Umsatz 9,85 Milliarden. Der Popularität des sozialen Netzes hat die Debatte über die russische Werbung bislang auch nicht geschadet. Die Zahl der monatlich aktiven Nutzer stieg weiter und erreichte 2,07 Milliarden. Die Aktien fielen im nachbörslichen US-Handel. Investoren sitzen auf Jahressicht aber noch auf einem Kursplus von 59 Prozent.

Quelle: ntv.de, jwu/DJ

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