Wirtschaft

Albtraum Abenomics Schwacher Yen peitscht Nikkei ein

Die Börse läuft, aber die japanischen Verbraucher bezahlen die Zeche für Abe's Politik.

Die Börse läuft, aber die japanischen Verbraucher bezahlen die Zeche für Abe's Politik.

(Foto: REUTERS)

Die japanische Regierung will die Wirtschaft über eine expansive Geld- und Fiskalpolitik ankurbeln. Doch die Erfolge lassen auf sich warten, die Staatsschulden steigen. Das ist schlecht für die Menschen, aber die Börse freut's.

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Investoren, die auf die Erfolge der Politik des japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe, kurz Abenomics, warten, müssen der Realität ins Auge sehen: Zwar stiegen die Exporte im Juli um 3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Weil aber auch die Einfuhren kletterten, weitete sich das Außenhandelsdefizit gegenüber dem Vormonat von 822,2 Milliarden Yen auf 964 Milliarden Yen (9,4 Milliarden Dollar) aus. Der Wert war damit deutlich schlechter, als Volkswirte erwartet hatten, zumal Japan den 40. Monat in Folge ein Handelsdefizit auswies. Entgegen den Beteuerungen der Regierung funktioniert Abenomics nicht, weil Japan immer mehr Geld für teure Energieimporte aufwenden muss. Deshalb ist eine Verbesserung bei der Handelsbilanz auch in Zukunft nicht in Sicht.

Mehrwertsteuererhöhung belastet

Die enttäuschenden Handelsbilanzdaten reihen sich nahtlos in eine Serie schwacher Konjunkturdaten ein. So ist die Wirtschaft im zweiten Quartal wegen der Mehrwertsteuererhöhung um annualisiert 6,8 Prozent geschrumpft. Der Wert ist damit noch schlechter als das Minus von 3,6 Prozent im zweiten Quartal 1997, als die Mehrwertsteuer davor erhöht wurde. Wegen der stark gestiegenen Inflation haben die privaten Haushalte diesmal noch stärker als je zuvor auf die Ausgabenbremse gedrückt. Die Erwartungen vieler Experten für eine deutliche Konjunkturbelebung im laufenden Quartal könnten vor diesem Hintergrund enttäuscht werden.

Maßnahmen der Notenbank verpuffen

Wegen der schwachen Konjunktur beginnen Investoren verstärkt zu spekulieren, wann die Notenbank die ohnehin sehr lockere Geldpolitik noch weiter ausbauen wird. Denn laut Experten könnte die Notenbank ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum für das im März endende Fiskaljahr 2014/15, die bei nur mehr einem Prozent liegt, zum vierten Mal senken.

Zahlreiche Volkswirte prognostizieren bereits ein Wachstum von lediglich 0,4 Prozent. Besonders enttäuschend ist die Tatsache, dass sich die bisherigen Maßnahmen der Notenbank kaum positiv auf das Wirtschaftswachstum ausgewirkt haben. Und das, obwohl die Notenbank die monetäre Basis durch Käufe von Vermögenswerten, vor allem von Staatsanleihen, um 60 bis 70 Billionen Yen (578 Milliarden bis 675 Milliarden Dollar) jährlich erhöht hat.

Durch ihr Gelddrucken ermöglicht die Notenbank der Regierung, weiter massiv Schulden zu machen. Dabei sollen die Staatsschulden im laufenden Fiskaljahr laut ersten Schätzungen bereits auf horrende 240 Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigen. In Deutschland liegt dieser Wert unter 100 Prozent.

Rückenwind für den Nikkei

Dennoch dürfte die Geldpolitik noch expansiver werden. Die Hoffnung auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik in Japan - bei einer anhaltenden Verschärfung der Geldpolitik in den USA - schwächt den Yen. Zuletzt hat er auf 104,05 Yen je Dollar nachgegeben, das Fünfjahrestief von rund 107 Yen rückt damit immer näher.

Die schwache Währung nützt allerdings den exportstarken japanischen Unternehmen, wie die Autobauer Honda und Mazda, und damit dem Nikkei. Der Index nähert sich mittlerweile seinem Jahreshoch bei 16.300 Punkten an, fünf Prozent fehlen noch. Anleger freuen sich über die steigenden Aktienkurse. Aber die japanischen Verbraucher bezahlen die Zeche für Abe's Politik über eine hohe Inflation und die besorgniserregend hohen Staatsschulden.

Quelle: ntv.de

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