Wirtschaft

Grund zur Sorge? Schwache US-Börsengänge werfen Schatten

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(Foto: REUTERS)

Das Risiko, bei den Börsen-Neulingen zuzugreifen, hat sich in diesem Jahr nicht unbedingt ausgezahlt. So stürzen zwei US-Überflieger regelrecht ab.

Ihr blaues Wunder erleben derzeit die Aktionäre von Blue Apron: Den Kurshüpfer, den etliche Analysten vor wenigen Tagen mit ihren Studien zu dem Lieferanten von sogenannten Kochboxen ausgelöst hatten, löste sich schnell in Luft auf. Blue Apron bietet Kochboxen an, die Lebensmittel und die dazugehörigen Rezepte enthalten.

Die Analysten von Goldman Sachs, die Blue Apron beim Börsengang am 29. Juni begleitet hatten, hatten am 24. Juli ein Kursziel von stattlichen elf Dollar ausgegeben, woraufhin die Aktie an dem Tag bis auf 7,74 Dollar nach oben geschossen war. Inzwischen ist das Papier aber wieder bei 6,70 Dollar angekommen und entfernt sich damit immer weiter vom Emissionspreis von zehn Dollar. Stattdessen rückt das Rekordtief von 6,36 Dollar immer näher.

Dabei hatte die Firma den Ausgabepreis bereits um ein Drittel gesenkt, nachdem Amazon wenige Tage vor dem Börsengang des Kochboxen-Lieferanten angekündigt hatte, den US-Einzelhändler von Bio-Lebensmitteln Whole Foods für 13,7 Milliarden Dollar zu kaufen. Zuletzt gab es sogar eine weitere schlechte Nachricht für die Investoren von Blue Apron: Amazon hat eine Marke angemeldet, die den bevorstehenden Start einer Amazon-Kochbox offenbart. Wenn Amazon in dem Markt angreift, trüben sich die Perspektiven auch für den Platzhirsch Blue Apron ein. Daher sehen die Analysten von Northcoast Research die Zukunft des Kochboxen-Lieferanten pechschwarz. Ihr Kursziel liegt bei lediglich zwei Dollar.

Snap-Aktie rauscht nach unten

Ähnlich schwach wie die Entwicklung der Blue Apron-Aktie ist auch jene von Snap. Das Papier des Betreibers des Instant-Messaging-Dienstes SnapChat war zuletzt auf das Rekordtief von 13,40 Dollar gesunken und notiert damit deutlich unter dem Emissionspreis von 17 Dollar vom 2. März - von den kurz nach dem Börsengang erreichten Rekordkursen von 29,44 Dollar ganz zu schweigen. Die Aktie war bereits nach den schlechten Zahlen für das erste Quartal eingebrochen. Am 11. Juli hatten dann die Analysten von Morgan Stanley, die Snap beim Börsengang begleitet hatten, das Kursziel von 28 Dollar auf 16 Dollar zusammengestrichen. Der Grund: Snap komme bei der Entwicklung der eigenen Werbedienste nicht so gut voran wie geplant, während der Wettbewerbsdruck zunehme. Der Konsens der Analysten sagt für den Zeitraum 2017 bis 2019 Verluste von insgesamt 1,9 Milliarden Dollar vorher.

Der Druck auf die Aktie könnte anhalten, zumal am 29. Juli die erste von drei Lock-up-Fristen ausläuft, woraufhin mehrere hundert Millionen Papiere von Altaktionären auf den Markt kommen könnten. Wie skeptisch viele Investoren die Perspektiven der Aktie sehen, zeigt, dass die Zahl der geshorteten (leer verkauften) Aktien im Verhältnis zum Free Float, also den im Umlauf befindlichen Aktien, zuletzt mit 17,1 Prozent in der Nähe des Rekordhochs lag. Bei einem Leerverkauf verkaufen Investoren geliehene Aktien in der Erwartung, die Papiere später günstiger zurückkaufen zu können.

Schwacher IPO-Index

Die massiven Kursrückgänge bei Blue Apron und Snap dämpfen die Stimmung der Investoren für Börsenneulinge deutlich, zumal der Bloomberg US-IPO-Index, der die Kursentwicklung der US-Börsengänge widerspiegelt, gegenüber Ende 2016 um lediglich 1,5 Prozent zugelegt hat. Damit hinkt er der Rekordfahrt beim S&P 500, der ein Plus von rund zehn Prozent verbucht hat, meilenweit hinterher. Das Risiko, sich bei den Neulingen zu engagieren, hat sich in diesem Jahr bislang nicht ausgezahlt. Dagegen haben Short-Papiere wie Put-Optionsscheine und Knock-out-Shorts, die von fallenden Kursen profitieren, kräftig zugelegt. Allerdings werden sie derzeit nur auf Snap angeboten. "Hier sollten aber Anleger die hohe erwartete Volatilität in den Optionsscheinen beachten", erklärt Sebastian Bleser, Zertifikateexperte bei HypoVereinsbank onemarkets. "Der Markt erwartet somit eine sehr hohe Schwankung der Aktie in den nächsten Monaten, die in beide Richtungen möglich ist", ergänzt Bleser. Zahlreiche Puts haben durch ihre Hebelwirkung prozentual kräftiger zulegen können als der eigentliche Performanceverlust der Snap-Aktie. Spannung verspricht daher nicht nur der aktuelle Börsenkurs, sondern auch der 10. August: Dann werden nämlich Snap und Blue Apron beide ihre ersten Quartalszahlen als börsennotierte Firma präsentieren.

Quelle: ntv.de

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