Wirtschaft

Kapitalerhöhung von acht Milliarden Scheich steigt bei Deutscher Bank ein

Das ist der Mann, der eine riesige Summe in das größte deutsche Kreditinstitut investiert: Scheich Hamad bin Jassim bin Jabor Al Thani ist neuer Großaktionär der Deutschen Bank.

Das ist der Mann, der eine riesige Summe in das größte deutsche Kreditinstitut investiert: Scheich Hamad bin Jassim bin Jabor Al Thani ist neuer Großaktionär der Deutschen Bank.

(Foto: dpa)

Die Deutsche Bank holt zum Befreiungsschlag aus und stockt ihre Kapitaldecke um ein Viertel auf. Als Trumpf zieht der Konzern dabei die Herrscherfamilie aus Katar aus dem Ärmel. Sie wird künftig der größte Aktionär der Bank sein.

Die Deutsche Bank will sich mit einer massiven Kapitalerhöhung und einem neuen Großaktionär Luft verschaffen. Geplant sei die Ausgabe neuer Aktien für rund 8 Milliarden Euro, teilte die größte deutsche Bank mit. Unterstützung bekommt das Institut dabei aus dem arabischen Raum: Die Herrscherfamilie des Golfstaates Katar um Scheich Hamad Bin Jassim Bin Jabor Al-Thani übernimmt Aktien im Volumen von 1,75 Milliarden Euro und wird mit einem Anteil von zunächst knapp sechs Prozent neuer Ankerinvestor.

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Den Rest will die Bank über die Ausgabe neuer Anteile mit Bezugsrecht für Altaktionäre einsammeln. Daran werde der Scheich wahrscheinlich auch teilnehmen, hieß es. Damit dürfte sein Engagement auf mehr als zwei Milliarden Euro steigen.

Verschiedene Großaktionäre der Deutschen Bank hatten bereits signalisiert, bei einer Kapitalerhöhung mitzuziehen - allerdings nur, wenn das Führungsduo glaubhaft eine strategische Vision präsentieren könne. Denn die letzte Kapitalerhöhung ist gerade einmal ein Jahr her, damals sammelte die Deutsche Bank rund drei Milliarden Euro ein. Die Bank hat sich aber abgesichert: Sollten sich nicht genug Interessenten für die restlichen Aktien im Wert von mehr als 6 Milliarden Euro finden, werden die begleitenden Investmentbanken zukaufen.

Über eine große Kapitalerhöhung war seit der letzten Quartalsbilanz am Markt spekuliert worden. Denn Ende April hatte sich gezeigt, dass die Deutsche Bank angesichts mauer Gewinne bei der Aufpolsterung ihrer Kapitaldecke nur mühsam vorankommt. Um kein Risiko beim bevorstehenden Stresstest einzugehen, wollen die beiden Vorstandschefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen mit dem Schritt das leidige Kapitalthema beenden. Denn gerade die angelsächsischen und Schweizer Rivalen gelten als besser kapitalisiert in der neuen, strengeren Regulierungswelt nach der Finanzkrise.

EZB prüft die Bilanzen

Mit der nun angekündigten Platzierung steigt die harte Kernkapitalquote nach den strengeren Basel-III-Standards auf einen Schlag von zuletzt 9,5 Prozent auf 11,8 Prozent, wie der Konzern vorrechnete. Bislang hatte die Bank zehn Prozent bis März 2015 angepeilt - hätte damit aber weiter hinter vielen Konkurrenten gelegen. Jetzt gebe es nicht nur einen Puffer für künftige regulatorische Anforderungen, sondern auch genug Mittel für Wachstum im Kerngeschäft, so der Konzern.

Zuletzt hatte auch die britische Großbank Barclays angekündigt, sich aus großen Teilen des Investmentbankings zurückzuziehen. Die Deutsche Bank wittert hier Chancen vor allem in ihrer wichtigsten Domäne, dem Anleihehandel. Wegen ihrer knappen Kapitaldecke liefen die Frankfurter zuletzt aber Gefahr, den Anschluss an die US-Erzrivalen JPMorgan und Goldman Sachs zu verlieren. Denn viele Geschäfte müssen heute mit mehr Kapital hinterlegt werden als vor der Krise. Schließlich dürfte für die Mega-Kapitalerhöhung am Ende auch der laufende "Bilanz-TÜV" der Europäischen Zentralbank (EZB) eine Rolle gespielt haben. Die Deutsche Bank hat viele schwer zu bewertende Unternehmsteile und Papiere in der Bilanz. Finanzchef Stefan Krause hatte es unlängst als "die große Unbekannte" bezeichnet, wie die Prüfer damit umgingen.

Ratingagenturen wie Moody's hatten direkt nach der Bekanntgabe der Stresstest-Kriterien gewarnt, es könne eng werden für die Deutsche Bank. Um einer Blamage beim Ergebnis vorzubeugen, trat der Konzern nun die Flucht nach vorne an.

Jain und Fitschen sprachen von einer "entschlossenen Antwort" auf die neuen Anforderungen. "Wir stärken unser Kapital maßgeblich, verbessern unsere Wettbewerbsposition weiter und investieren in gezielte Wachstumsinitiativen in unseren Kerngeschäftsbereichen."

Mit einer klaren Vision, wie die Deutsche Bank gerade im Investmentbanking angreifen will, konnten sie allerdings nicht aufwarten. Im Gegenteil: Die wichtigsten Rendite- und Sparziele der vor zwei Jahren ausgerufenen "Strategie 2015+" wurden um ein Jahr aufgeschoben. 2015 dürfte daher noch einmal ganz im Zeichen des Kräfte zehrenden Konzernumbaus stehen.

Folgen der Finanzkrise abfedern

Im Geschäft mit Privatkunden und in der Zahlungsabwicklung wurden die Ziele für das Vorsteuerergebnis im Jahr 2015 insgesamt um rund eine Milliarde Euro zurückgeschraubt. Zudem werde die Rendite im Investmentbanking jetzt nur bei 13 bis 15 Prozent erwartet statt bisher bei 15 Prozent. Auch dürften die Kosten für die Abarbeitung der Skandale aus der Finanzkrise weiter auf das Ergebnis drücken. Daher dürften die bisher für 2015 angepeilten Ziele für die Eigenkapitalrendite und die Kostenquote erst im Jahr darauf erreicht werden.

Die  massive Kapitalerhöhung, die rund ein Viertel des aktuellen Börsenwerts entspricht, ist die zweitgrößte in der Geschichte der Bank. Um die Folgen der Finanzkrise abzufedern und sich für die neuen Regeln für Banken zu rüsten, hat der Konzern in den vergangenen Jahren immer wieder neue Anteile ausgegeben. Die größte Emission datiert dabei mit etwas mehr als zehn Milliarden Euro aus dem Herbst 2010. Vor etwas mehr als einem Jahr hatte sich das Institut knapp drei Milliarden Euro geholt.

Der Einstieg der Herrscherfamilie ist ein Vertrauensvorschuss für die Deutsche Bank. Die Aktie hat sich seit Beginn der Krise Mitte 2007 deutlich schwächer als der Gesamtmarkt entwickelt. Kostete damals ein Papier noch deutlich mehr als 100 Euro, tendiert die Aktie derzeit bei rund 30 Euro. Grund dafür ist der magere Gewinn. Zum einen schwächelt das ehemalige Zugpferd, das Investmentbanking. Zum anderen fressen die vielen Klagen einen Großteil des Gewinns auf.

Zeichnungsfrist beginnt im Juni

Die Aktionäre der Deutschen Bank haben vom 6. Juni an zweieinhalb Wochen Zeit, die 6,3 Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung zu zeichnen. Der Ausgabepreis für die bis zu 300 Millionen neuen Aktien und das Bezugsverhältnis werde am 4. Juni festgelegt, so die Deutsche Bank. Die Zeichnungsfrist läuft vom 6. bis zum 24. Juni.

Der Preis muss rechnerisch bei mindestens 21 Euro liegen, um 6,3 Milliarden einsammeln zu können. Das wäre ein Abschlag von fast einem Drittel auf den Schlusskurs der Deutsche-Bank-Aktie vom Freitagabend. Normalerweise werden Bezugsrechts-Emissionen in dieser Größenordnung mit einem Nachlass von 25 bis 30 Prozent ausgegeben.

Quelle: ntv.de, jga/ame/dpa/rts/DJ

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