Wirtschaft

Zulieferer nimmt Kurs auf den MDax Schaefflers Tempo-Aktion bringt Milliarde

Familie Schaeffler platziert Millionen stimmloser Papiere.

Familie Schaeffler platziert Millionen stimmloser Papiere.

(Foto: REUTERS)

Es ist eine der größten Übernachtplatzierungen in Deutschland: Der Autozuzlieferer Schaeffler bringt Millionen Vorzugsaktien an den Mann. Dabei drückt die Familie enorm aufs Tempo. Nun soll der Schuldenberg angegangen werden.

Die fränkische Milliardärsfamilie Schaeffler hat Aktien ihres gleichnamigen Autozuliefer-Konzerns verkauft und damit über Nacht 1,24 Milliarden Euro erlöst. Mit einem halben Jahr Verspätung wurden Georg Schaeffler und seine Mutter Maria-Elisabeth damit doch noch die stimmlosen Vorzugsaktien los, die sie eigentlich schon beim Börsengang der Schaeffler AG im Herbst an den Mann bringen wollten. Damals war die Emission drastisch von bis zu 2,5 Milliarden auf knapp 900 Millionen Euro eingedampft worden, weil die wackligen Märkte und der Abgasskandal beim Schaeffler-Großkunden VW die Anleger verunsichert hatte. Mit dem Geld wollen die Schaefflers den milliardenschweren Schuldenberg der Familienholding abbauen, wie das Unternehmen mitteilte.

Die Schaefflers, die als eine der reichsten Familien in Deutschland gelten, hatten es offenbar eilig, die Platzierung der Aktien nachzuholen. Die Haltefrist von sechs Monaten nach dem Börsengang wäre erst Ende der Woche ausgelaufen, doch die Banken stimmten der vorzeitigen Platzierung zu. Gleich vier Banken - Bank of America Merrill Lynch, Citi, Deutsche Bank und HSBC - suchten neue Eigentümer für die 94,4 Millionen Aktien, auf denen die Familie im Herbst sitzengeblieben war. Sie wurden am Ende zu je 13,10 Euro platziert, sechs Prozent unter dem Xetra-Schlusskurs vom Montag. Es war eine der größten Übernacht-Platzierungen der vergangenen Jahre in Deutschland.

Umsatz gut, Ebit könnte besser sein

An der Frankfurter Börse notierten die Vorzugsaktien am Dienstag bei 13 Euro. Beim Börsengang waren sie zu je 12,50 Euro ausgegeben worden, zwischenzeitlich stiegen sie bis auf 17,46 Euro. Damit sind nun alle Schaeffler-Vorzugsaktien im Streubesitz. Sie stehen für 24,9 Prozent des Grundkapitals. Das Sagen haben in der Hauptversammlung aber weiterhin allein die Schaefflers, deren Stammaktien als einzige stimmberechtigt sind. Bei der Familienholding liegen außerdem 46 Prozent am Autozulieferer Continental.

Schaeffler hatte sich bei der Übernahme von Conti zu Beginn der Finanzkrise 2008 um ein Haar verhoben. Die Franken drückten daraufhin gut 12 Milliarden Euro an Schulden, aufgeteilt auf die übergeordnete Holding und die für das laufende Geschäft zuständige Schaeffler AG. Sie werden seitdem sukzessive abgebaut, zuletzt betrug der Schuldenstand 4,9 Milliarden Euro.

Die Schaeffler AG ist mit der Platzierung nun der heißeste Kandidat für einen Aufstieg in den Nebenwerteindex MDax. Der Börsenwert des Streubesitzes ist ein wichtiges Kriterium für die Index-Mitgliedschaft. Wenn der Aktienumsatz in den nächsten Monaten noch anzieht, könnte es im Juni so weit sein. Sonst wird der Autozulieferer sich bis zur großen Überprüfung der Index-Zusammensetzungen im September gedulden müssen.

Im vergangenen Jahr steigerte Schaeffler den Konzernumsatz um neun Prozent auf 13,2 Milliarden Euro, vor allem dank einer hohen Nachfrage aus den USA und China. Das operative Ergebnis (Ebit) sank hingegen um acht Prozent auf 1,4 Milliarden Euro.

Quelle: ntv.de, jwu/rts

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